Hoffnung für Depressive: Vorhandenes Medikament reduziert Symptomatik deutlich
Levodopa ist die Vorstufe des Neurotransmitters Dopamin und wird vor allem zur Beseitigung der Bewegungssteifigkeit bei Parkinson-Erkrankten sowie beim sogenannten Restless-Legs-Syndrom eingesetzt. Nun haben Forschende der Emory University School of Medicine in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia herausgefunden, dass Levodopa positiv in der Hirnregion wirkt, die für das Belohnungssystem des Menschen verantwortlich ist – nämlich dem Nucleus accumbens.
Depressive weisen häufig erhöhte Entzündungswerte im Blut auf
Das könnte sich als nützlich in der Behandlung von Depressiven zeigen. Denn schon bislang war über viele Studien gezeigt worden, dass die Beeinträchtigung des menschlichen Belohnungssystems vielfach mit Entzündungen der entsprechenden Hirnregionen einhergehen.
Diese Entzündungen führen dann zu geringerer Motivation und letztlich zu einem der Leitsymptome schwerer Depression, der sogenannten Anhedonie. Hinter diesem Begriff verbirgt sich ein Zustand völliger Freudlosigkeit in Situationen, die man zuvor als freudvoll empfunden hatte.
Schon in früheren Arbeiten konnte das Team der Emory-Universität einen Zusammenhang zwischen diesen Entzündungen und einer verringerten Freisetzung von Dopamin bestätigen. In ihrer jüngsten Studie, die in der Zeitschrift Molecular Psychiatry veröffentlicht wurde, gehen die Forschenden den nächsten Schritt.
Depressive mit erhöhten CRP-Werten besonders gut behandelbar
Sie untersuchten den Effekt der Gabe von Levodopa an depressiven Personen, die zugleich eine Erhöhung c-reaktiven Proteins (CRP) aufwiesen. Bei CRP handelt es sich um einen bei nahezu jedem Blutbild bestimmten Biomarker, der von der Leber als Reaktion auf eine Entzündung produziert und freigesetzt wird.
Gaben die Forschenden den so ausgewählten Betroffenen Levodopa, konnten sie den Effekt der Entzündung beseitigen und die Anhedonie-Symptomatik verbessert. Dabei wirkte die Behandlung umso intensiver, je höher die CRP-Werte zuvor gewesen waren. Bei manchen Studienteilnehmer konnte die Entzündungssymptomatik komplett beseitigt werden.
„Diese Forschungsarbeit zeigt das translationale Potenzial für die Nutzung entzündungsbedingter Defizite in der funktionellen Konnektivität und könnte wichtige Auswirkungen auf die künftige Erforschung von Präzisionstherapien für psychiatrische Patienten mit hohem Entzündungsgrad haben“, erläutert Studienleiterin Jennifer C. Felger, außerordentliche Professorin für Psychiatrie und Verhaltenswissenschaften an der Emory School of Medicine.
Zielgruppe der gut behandelbaren Depressiven über 2 Biomarker zu identifizieren
Felger hält die Ergebnisse ihrer Studie hauptsächlich aus zwei Gründen für wichtig. Erstens deuteten sie darauf hin, dass depressive Patienten mit hohen Entzündungswerten besonders gut auf Medikamente ansprechen, die den Dopaminspiegel im Gehirn erhöhen.
Zweitens, so Felger, lieferten diese Ergebnisse auch zusätzliche Beweise dafür, dass die funktionelle Konnektivität in Belohnungsschaltkreisen als Biomarker für die Auswirkungen von Entzündungen auf das Gehirn dienen kann.
„Da die Wirkung von Levodopa spezifisch für depressive Patienten mit höherem Entzündungsgrad war, kann diese funktionelle Konnektivität außerdem dazu verwendet werden, die Reaktionsfähigkeit des Gehirns auf neuartige Behandlungen zu beurteilen, die in künftigen Studien und klinischen Versuchen auf diesen Subtyp depressiver Patienten ausgerichtet werden könnten“, so Felger.
Unter dem Begriff der „funktionellen Konnektivität“ wird die Erkenntnis darüber verstanden, welche Hirnareale des Individuums synchron arbeiten. Das ist nämlich – anders, als lange vermutet worden war – nicht bei jedem Menschen gleich.
Herausfinden lässt sich die bisweilen als „Fingerabdruck des Gehirns“ bezeichnete Synchronizität mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT). So hätte die Medizin also nun zwei Marker für die Prognose, ob Levodopa bei bestimmten Patienten helfen kann.