Vier Jahre nach Vorstellung der ersten Hololens hat der Redmonder Software-Riese der Mixed-Reality-Brille ein großes Upgrade verpasst. In allen relevanten Belangen hat Microsoft die neue Version gegenüber dem Vorgänger verbessert.
Hololens 2: Einmal mehr von allem
Die neue Hololens ist leichter und kleiner als der Vorgänger, was das Unternehmen durch den Einsatz von Materialien wie Kohlefaser erreichen konnte. Für mehr Passkomfort sind neue Polster auf der Vorderseite angebracht, mit einem Stellrädchen an der Rückseite kann das Headset am Kopf besser befestigt werden. Microsofts Hololens-Chef Alex Kipman meinte während der Präsentation in Barcelona, der Komfort des Headsets habe sich um den Faktor drei verbessert – er erläuterte indes nicht, wie sich dieser berechne.
Nicht nur am Design hat Microsoft geschliffen, sondern auch an den Innereien und Sensoren. Als Prozessor kommt anstelle eines Intel-Chips ein Snapdragon 850 von Qualcomm zum Einsatz, der unter anderem für eine bessere Akkulaufzeit sorgen soll. Für eine längere und immersivere Nutzung sind neue holografische „Mems“-Displays – einem mikroelektromechanischen System – verbaut, die jeweils mit 2K-Auflösung daherkommen. Mit der höherem Auflösung könne Microsoft eine „holographische Dichte“ von 47 Pixeln pro Grad erreichen. Das bedeutet, die Pixeldichte ist hoch genug, um Text in Schriftgröße 8 lesen zu können. Der Blickwinkel wurde ebenso verdoppelt, der beim ersten Modell recht eingeschränkt war.
In der Hololens 2 sind zudem Kameras verbaut, mit denen nicht nur eure Augenbewegungen erkannt werden – sie dienen auch dazu, euch per Windows Hello über eure Retina zu authentifizieren: Zur Anmeldung im Windows-System – die Hololens basiert weiterhin auf Windows 10 – müsst ihr euch nur die Brille aufsetzen, schon scannen die Kameras eure Augen und ihr seid drin.
Für eine präzisere Steuerung ist unter anderem ein neuer Tiefensensor verbaut, der besonders fein aufgelöste Bilder einfangen, äußerst wenig Energie verbrauchen, sogar bei Sonnenlicht zuverlässig funktionieren soll und relativ kostengünstig herzustellen ist. Alle Sensordaten landen auf einer eigens entwickelten „Microsoft Holographic Processing Unit“ (HPU 1.0).
Mithilfe der neuen Sensoren ist es nicht nur möglich, Dinge anzutippen, wie etwa mit einer Maus, und zurück zum Homescreen zu gelangen. Mit der Hololens 2 kann mit virtuellen Objekten regelrecht interagiert werden. Ihr könnt Dinge anfassen, Knöpfe drücken und verschieben oder Schieberegler bewegen. Die Sensoren sind mittlerweile so präzise, dass sie eure Hände und individuellen Finger erkennt und ihr einzelne Tasten auf einem virtuellen Keyboard drücken und als Akkorde spielen könnt.
Die Bedienung hört aber nicht mit den Fingern auf: Im virtuellen Raum lassen sich per Sprachsuche Inhalte aufrufen oder Fotos von eurem Smartphone hinzufügen. Ebenso könnt ihr mit eurem Kollegen vor Ort, aber auch aus der Ferne im virtuellen Raum zusammenarbeiten.
Hololens 2: Günstiger als erste Generation – dennoch ein teurer Spaß
Wie die erste Hololens richtet sich die zweite Generation in erste Linie an Business-Kunden und Entwickler. Dennoch zeigte Microsoft auf der Bühne vor geladenen Pressevertretern einige Spielereien, und Epic-Games-Chef Tim Sweeney trat auf und kündigte die Unreal-4-Unterstützung für die Hololens 2 an.
Anstelle der für die erste Version fälligen 5.500 US-Dollar kostet das neue Modell „lediglich“ 3.500 Dollar. Zudem wird die Brille zum Marktstart nicht nur in den USA erhältlich sein, sondern in zehn Ländern gleichzeitig bestellt werden können – auch in Deutschland.
Entwickler, die nur Interesse an den Sensoren haben, können sich ein entsprechendes Kit, das Microsoft Azure Kinect getauft hat, für 399 Dollar ordern. Derzeit jedoch nur in den USA.
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