Microsoft: Aus „Windows Holographic“ wird „Windows Mixed Reality“ – aber was ist das?
Microsoft hatte im Oktober letzen Jahres, zusammen mit dem Windows-10-Creators-Update, erschwingliche Mixed-Reality-Headsets versprochen, die mit Windows 10 kompatibel sein sollen.
Entsprechende Modelle sind mittlerweile von diversen Herstellern angekündigt worden – allerdings gingen wir im letzten Jahr davon aus, dass sie ähnlich wie Microsofts Hololens funktionieren würden. Aber weit gefehlt: Bei den im Zuge der IFA 2017 gezeigten Brillen handelt es sich um Virutal-Reality-Brillen (VR), die mit dem am 17. Oktober erscheinenden Windows 10 Fall Creators Update genutzt werden können.
„Was hat VR denn jetzt mit Mixed-Reality zu tun? Beschreibt Microsoft nicht die Hololens als Mixed-Reality-Brille?“ Diese oder ähnliche Fragen kommen bei den neuen Produkten sicherlich bei Nutzern auf, die ein wenig in der Materie stecken. Denn bislang wurden eigentlich Microsofts Hololens als Mixed-Reality- Headset beschrieben, bei der sich die reale und virtuelle Welt ein Stück weit vermischten.
In einem längeren Artikel versucht Microsoft den Begriff zu erläutern. Demzufolge verstehen die Redmonder unter Mixed-Reality einen Oberbegriff, der alle Technologien umfasst, bei denen die reale und virtuelle Welt vermischt werden. Das beginnt bei Virtual Reality und endet auf der anderen Seite bei Augmented Reality. Bei Microsoft ist man sich sicher, dass diese beiden Technologien sich immer weiter annähern und sogar vermischen.
Der Begriff Mixed Reality ist übrigens keine Schöpfung von Microsoft, sondern wurde schon 1994 in einem Paper von Paul Milgram und Fumio Kushino verwendet. Die Wissenschaftler definierten Mixed Reality, stark vereinfacht dargestellt, als die Inklusion aller möglichen Realitätsformen – also von vollständig realen bis hin zu vollständig virtuellen. Alle Welten werden durch das sogenannte virtuelle Kontinuum miteinander verknüpft.
Gemäß Microsofts übernommener Definition gehören zur Mixed Reality die Verknüpfung verschiedener Elemente: Zum Beispiel die Erfassung einer Person im realen Raum (Kopftracking und so weiter), von Oberflächen und weiteren Grenzen – der Raum muss von Sensoren gescannt und erfasst werden –, des Umgebungslichts und von Umweltgeräuschen. Auch Objekterkennung und die Orte-Erfassung gehören dazu. Nur die Kombination aus Computerverarbeitung, Mensch und Umwelt ermögliche Microsoft zufolge die Schaffung einer echten Mixed-Reality-Erfahrung.
Virtual Reality ist ein Bestandteil von Windows-Mixed-Reality
Auch für Microsoft gehören Virtual-Reality-Headsets zur Mixed Reality, da durch ihr Positionstracking Teile der realen Welt in die virtuelle Welt integriert werden. Dadurch würden die Headsets beispielsweise den realen Boden per Sensoren erfassen. Daher werden seitens Microsoft neben den eigenen Headsets auch Oculus Rift, HTC Vive und die Playstation VR als Mixed-Reality-Headsets identifiziert.
Im Bereich der Virtual Reality zieht Microsoft eine klare Grenze bei VR-Headsets, die mit Smartphones verwendet werden. Denn die auf dem Markt befindlichen Modelle besitzen keinerlei Möglichkeiten, den realen Raum zu erfassen – sie nutzen zur Steuerung nur die Kopfdrehung und -neigung. Entsprechend finde keine Mischung der realen und digitalen Welt statt.
Windows Mixed Reality: VR-Brillen unterstützen Inside-Out-Tracking und 6DoF
Die neuen Windows-Mixed-Reality-Brillen, die im Oktober in den Handel kommen, decken den VR-Bereich des MR-Spektrums ab. Sie besitzen allesamt ein „Inside-Out-Tracking“. Dabei wird das Tracking nicht durch externe Kameras oder Tracking-Sensoren realisiert, sondern durch zwei ins Headset integrierte Monochrom-Kameras mit Weitwinkel-Optik. Diese können sowohl den Raum als auch die Position der Brille und der Controller erfassen.
Der Desktop in Microsofts Windows-Mixed-Reality-Plattform nennt sich „Cliff House“. Das Haus fungiert quasi als euer Zuhause, in dem ihr euch aufhaltet, um Apps, Games, Filme und weitere Inhalte zu starten und in ferne VR-Welten abzudriften.
Hier ein Blick hinein:
Alle fünf der bislang angekündigten Produkte von Acer, Asus, Dell, Lenovo und HP setzen auf Displays mit einer Auflösung von 1.440 x 1.440 Pixeln pro Auge. Sämtliche Modelle verfügen über eine Klappmechanik für das Visier, um das Headset hochklappen und so schnell wieder in die reale Welt gelangen zu können.
- Asus Windows Mixed Reality – Preis: 449 Euro
- Acer Windows Mixed Reality – Preis: 399 Euro
- Dell Visor – Preis: 445 Euro
- HP Windows Mixed Reality – Preis: 399 Euro
- Lenovo Explorer – Preis: 449 Euro
Die Interaktion und Steuerung soll über Motion-Controller erfolgen, die per Bluetooh mit dem Rechner verbunden werden. Im Betrieb leuchten um den Controller-Ring LEDs, welche Inside-Out-Kameras genaueres Tracking ermöglichen. Alternativ kann die Steuerung auch per Keyboard und Maus erfolgen. Die Headsets selbst werden via HDMI-2.0- und USB-2.0-Kabel an den Windows-10-Rechner gesteckt.
Im Vergleich zu Konkurrenzprodukten wie Oculus Rift oder HTC Vive, die ihre Preise vor Kurzem reduziert haben, sind die Mixed-Reality-Headsets nicht mehr so günstig – aufgrund der Art des Trackings aber immerhin nicht sonderlich aufwendig im Aufbau und der Nutzung. Microsofts Ziel mit den Produkten ist es, VR zu demokratisieren und in jedes Wohnzimmer zu bringen, dafür müssten die Preise womöglich noch etwas purzeln. Ob es den Redmondern gelingt, Mixed- beziehungsweise Virtual-Reality zum Durchbruch zu verhelfen, bleibt abzuwarten. Ab dem 17. Oktober mit dem Release des Fall-Creators-Updates für Windows 10 geht es los.
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