Hinweis: Wir haben in diesem Artikel Provisions-Links verwendet und sie durch "*" gekennzeichnet. Erfolgt über diese Links eine Bestellung, erhält t3n.de eine Provision.
Games können entweder eindeutig aufzeigen, wann Feierabend ist: Nämlich dann, wenn das Game gestartet wird und damit der so wunderbaren Unproduktivität gefrönt werden kann. Dann sind Videospiele das Refugium, in dem alles zum Selbstzweck wird und kein Bruttosozialprodukt gesteigert werden muss.
Ebenso können Spiele auch die kurze Ablenkung für Zwischendurch sein. In der Mittagspause etwa, diese eine Stunde, in der man nicht arbeiten soll. Oder sie sind Ablenkung für eine längere Zeit – die Möglichkeit, die eigenen vier Wände virtuell zu verlassen und sich dem hinzugeben, was da an Pixeln, Polygonen und mehr auf einen einströmt.
Bei der Suche nach dem perfekten Spiel fürs Homeoffice wird möglicherweise nur fündig, wer seine Bedürfnisse gut kennt. Soll es so viel oder so wenig wie möglich mit der Arbeit zu tun haben? Oder aber: Muss es fordern, weil der Job langweilt, oder wollt ihr im Autopiloten spielen, weil der Job alle Energie verschlingt? Wir haben acht Spiele zusammengetragen, die uns beim Arbeiten im Homeoffice geholfen haben.
The Longing (PC und Mac, um die 15 Euro)
In diesem Spiel geht es um einen Schatten, der 400 Tage lang darauf wartet, tief unter der Erde den König zu erwecken. Das Spiel läuft in Echtzeit ab und die Zeit läuft auch dann weiter, wenn das Spiel nicht läuft. Geduld ist dabei sehr wichtig, denn jede einzelne Aktion ist mit Warten verbunden: Der Schatten bewegt sich nur sehr langsam von Ort zu Ort und braucht manchmal eine halbe Ewigkeit, um eine schwere Tür zu öffnen. Das heißt, dass es beim Spielen auch viel Zeit gibt, in der man locker ein paar Mails beantworten oder einen Artikel schreiben kann. Außerdem eignet sich das Spiel perfekt dazu, es auf einem zweiten Bildschirm oder im Hintergrund laufen zu lassen. Der Schatten ist wie ein melancholisches Tamagochi, das nichts von einem erwartet. Man verpasst nichts und hat doch das Gefühl, dem Schatten in seiner Einsamkeit beizustehen – und vielleicht auch umgekehrt. Mit ihm durch die unterirdischen Tunnel zu wandern, Gegenstände zu entdecken, Bücher zu lesen und seinen Gedanken zuzuhören, ist angenehm entschleunigend – perfekt für eine Denkpause oder etwas Inspiration zwischendurch.
Manifold Garden (PC, Xbox One, Playstation 4, Nintendo Switch, iOS, um die 15 Euro)
Dass Perspektive wirklich alles ist, zeigt euch Manifold Garden und macht daraus kurzum eine Spielmechanik. Ein Puzzlespiel ist es, in dem die Spielerinnen und Spieler durch das Rotieren von Räumen an Schalter gelangen müssen, die Türen öffnen. Ein einfaches Spielprinzip – und genau darum eines, das eine unglaubliche Komplexität zulässt. Spielt mit Perspektiven, Räumlichkeit und der Schwerkraft selbst. Manifold Garden könnte auch das „M.C. Escher“-Spiel genannt werden, da es mit dem Blick der Menschen spielt, ihrem Verlangen nach Kohärenz und Sinnhaftigkeit. Manifold Garden funktioniert super als ein Spiel für die Stunde zwischendurch. Verlasst mal kurz eure Arbeit, eure Wohnung, eure Produktivität und rotiert alles herum – bis es wieder Sinn ergibt.
Persona 5 (Playstation 4, um die 40 Euro*)
Mit etwa Hundert Spielstunden vielleicht nicht kurzweilig, aber eine gute Möglichkeit, den Arbeitsmodus zu verlassen. In Persona 5 erleben Spielerinnen und Spieler ein Jahr im Leben eines Highschool-Schülers in Tokyo. Sie müssen Freundschaften knüpfen, für die Schule lernen, Sport treiben – eben eine klassische Alltagssimulation á la Sims. Klingt zunächst langweilig, wäre da nicht ein Clou: Der Protagonist kann in eine Parallelwelt, das Metaverse, abtauchen. Diese wird durch die Psyche der Menschen im Umfeld des Protagonisten gestaltet. Ziel ist es, diese zu beeinflussen, um bestimmte Personen in der realen Welt zum Umdenken zu bewegen. Der sadistische Sportlehrer, der seine Schüler drangsaliert und Schülerinnen sexuell belästigt, soll etwa die Schule verlassen, die soziophobe Schülerin von ihren Ängsten befreit werden. Dafür müssen Spielende ihre Alter Egos im Metaverse besiegen und ihre „Herzen“ stehlen, eine Art wertvolle Erinnerung. Gekämpft wird unter anderem mit Personas und Monstern, die stark an Pokémon erinnern. Die können Sammelfreudige fangen oder via Verschmelzen erschaffen. Eine düstere Geschichte im Comiclook mit genialem Soundtrack und abwechslungsreicher Spielmechanik – was will man mehr?
Xcom 2 PC, Xbox One, Playstation 4, (um die 20 Euro*)
Xcom-Spiele verlangen folgende Kompetenzen von euch: gute Organisation, vorausschauendes, strukturiertes Denken, effizienten Einsatz von Betriebsmitteln, Geduld und Teamgeist. Klingt das nicht ein bisschen wie jede Stellenausschreibung, auf die ihr euch jemals beworben habt? Xcom ist durch und durch eine Wirtschaftssimulation – mit Kampfrobotern, bösartigen Außerirdischen und augmentierten Supersoldaten. Wenn der Job euch also unterfordert oder ihr am liebsten den ganzen Tag nichts anderes machen wollt als anstrengende Arbeit zu verrichten, dann empfehle ich euch Xcom. Für den Einstieg wohl „Enemy Unknown“ – ein direkter Nachfolger und herunterladbare Zusatzinhalte dehnen die Plackerei bei Bedarf noch weiter aus. Bonuspunkte: Xcom könnt ihr am PC spielen, ihr müsst das Office also nicht einmal verlassen. Und: Die Organisation Xcom wurde als „United States Bureau of Strategic Emergency Command“ gegründet. Ein Büro im Büro. Der Kapitalismus hat gewonnen.
Untitled Goose Game (PC, Xbox One, Playstation 4, Nintendo Switch, um die 20 Euro)
Trials Rising (PC, Xbox One, Playstation 4, Nintendo Switch, Google Stadia, um die 10 Euro*)
Trials Rising bietet sich vor allem für kurze Runden in der Mittagspause an. Im Grunde geht es darum, einen Motorcrossfahrer durch einen Hindernisparcours möglichst schnell ans Ziel zu bringen. Die Strecken sind meist in unter zwei Minuten erledigt. Um überall Goldmedaillen zu sammeln, müssen Spielende jedoch einiges an Geduld und Geschick aufbringen. Trials bedeutet auch Versuche – und der Name ist Programm. Doch vielleicht ist es gerade in der Mittagspause gut, wenn der Controller nach einigen gescheiterten Anläufen in der Ecke landet.
Die Sims 4 (PC, Xbox One, Playstation 4, um die 25 Euro*)
Was könnte im Homeoffice, in dieser Isolation, in dieser Selbstbezüglichkeit schöner sein, als diesen ganzen Blödsinn hinter sich zu lassen und eine Familie aus lilahäutigen Alienmenschen zu gründen? Und genau deshalb gehört Die Sims auf diese Liste. Die schiere Glückseligkeit, die sich beim Erstellen eines neuen Hauses mit diversen Stockwerken, geheimnisvollen Winkeln und Swimmingpools einstellt, kann kaum aufgewogen werden. Denkt nur an die Möglichkeiten des Auslebens eurer schillernden Facetten, die im Licht der Wohnung fast trüb geworden wären, während ihr eure eigene Familie erstellt – oder sich hassende Menschen, die nun zusammen in einem Haus wohnen müssen. Kurzum, die Sims-Reihe kann Stunden und Stunden an Eskapismus bieten und einem dabei so viel enthüllen: Bin ich jemand, der seinen Sim im Pool ertrinken lässt, oder nicht?
Dieser Text ist zuerst auf grenzgamer.com erschienen.
Ich kann noch OpenTTD empfehlen. Kostet nix, ist ein Hobbyprojekt des Klassikers Transport Tycoon Deluxe. Von der Community mit einigen neuen Features versehen. Da lässt sich auch herrlich mal nur ein Spieljahr machen oder man kann man zwischendurch kurz einen neuen Transportweg planen.