Hybridmodelle aus Präsenz in der Firmenzentrale und konzentrierter Arbeit im Homeoffice werden die Zukunft der Arbeit prägen. Sie bestechen an allen Fronten:
- Firmen sparen Miete, weil sie weniger Raum für Büros benötigen.
- Arbeitnehmende können sich Orte für fokussierte Arbeit flexibel wählen.
- ÖPNV und Straßen sind entlastet.
- Weniger Pendler und Pendeltage reduzieren den Stress.
- Mehr Zeit für Freunde, Familie und Hobbys.
- Kultur und Zusammenarbeit der Teams bleiben erhalten.
- Da, wo das Leben stattfindet, können die besten Ideen für das Leben der Kundschaft entstehen. Gerade jene Branchen, deren Zielmarkt der Consumer-Bereich ist, werden davon profitieren, einen Teil ihrer Arbeitszeit in den Lebensraum zu verlagern und gleichzeitig mehr Zeit für dieses Leben zu lassen. Wer keine Zeit zum Leben hat, dem wird es schwer fallen, eine Zielgruppe zu bedienen, die in diesem Leben steht.
Die Grundlage von allem: Vertrauen in das gemeinsame Ziel
Damit ein hybrides Team-Modell aus Anwesenheit und mobilem Arbeiten aber tatsächlich funktionieren kann, müssen die Mitglieder einander vertrauen. Dahinter steckt der feste Glaube daran, dass alle das Gleiche wollen und sich gemeinsam dafür einsetzen. Klingt das banal und ein bisschen esoterisch? Ja, kann sein. Aber in diesem festen Glauben liegt die Grundlage der Zusammenarbeit. Hierbei kann es übrigens sehr sehr hilfreich sein, die Ziele einfach mal zu benennen. Übergeordnete Ziele, Projekt-Ziele, Wochen-Ziele, ganz egal. Was ist gerade wichtig? Woran arbeitet ihr gemeinsam? Und bitte kein Feelgood – sagt einfach, worum es wirklich geht.
Wer Kolleginnen und Kollegen vertraut und überzeugt ist, dass sich nach Kräften dafür einsetzen, dass die Arbeit gelingt, der macht sich selbst damit die Arbeit leichter – auch wenn „nach Kräften“ nicht immer für alle auf dem gleichen Level stattfindet. Neid und Missgunst fallen sofort weg.
Freiheit und Akzeptanz zeitlicher Bedürfnisse
Ich beginne morgens um 7:30 Uhr mit der Arbeit – und gehe von 9 bis 10:30 Uhr ins Schwimmbad oder mache Sport, und zwar fast jeden Tag. Eigentlich schwer vermittelbar – aber warum eigentlich?
Andere Menschen wollen um 16 Uhr ihre Kinder aus der Kita holen oder brauchen zwischen 13 und 15 Uhr Zeit für eine gemeinsame Mahlzeit und Hilfe bei den Hausaufgaben. Einer will um 17 Uhr zum Sport, der andere in der Mittagspause in Ruhe lesen oder ausgiebig joggen, danach in Ruhe duschen. Oder gleich zwei oder drei von diesen Dingen.
Menschen sollten sich nicht schlecht fühlen, weil sie etwas für ihre Gesundheit oder ihre Familie oder ihr Wohlbefinden tun. Wollen wir in Zukunft gut zusammenarbeiten, dann müssen wir einander die Freiheit lassen, rund um diese Arbeit noch etwas anderes zu tun.
Nähe im Team
Wer ein solches Vertrauen schaffen will, der braucht eine gewisse Nähe unter den Mitgliedern des Teams. Das hat Auswirkungen an die Treffen. Meetings dürfen nicht nur der Arbeit dienen, Termine nicht in volle Tage gequetscht werden. Wenn sich in den Büros der Zukunft nicht mehr an jedem Tag alle Mitarbeitenden treffen, dann müssen die Tage, an denen sie da sind, auch dem Zwischenmenschlichen dienen.
Offene Zeiten für Kaffee-Dates werden künftig wichtiger sein, als an einem Schreibtisch Arbeit einzuschieben, die genauso gut zu Hause erledigt werden kann. Diese Treffen sind es, bei denen neue Ideen geboren werden, Menschen einander für eine neue Form der Zusammenarbeit entdecken, Vertrauen aufbauen und Freundschaften schließen.
Pragmatismus first
Wenn das Hauptquartier der Firma als Fixpunkt unwichtiger wird, dann können Menschen ihre Arbeit, ihren Arbeitsort und ihre Arbeitszeit freier gestalten. Dafür brauchen sie auch Möglichkeiten. Es gibt keinen Grund, drei Menschen aus dem mittleren Management für ein einzelnes Meeting in die Firma zu zitieren, wenn die sich für ihre Absprache auch im Park zwischen ihren Stadtvierteln treffen können. Was zählt, muss das Ergebnis sein – nicht die Nutzung eleganter Konferenzräume. Und wenn zwei Menschen etwas zu klären haben, dann tun sie das bei einem Spaziergang sowieso viel effektiver als mit einem grauen Schreibtisch zwischen sich.
Eine so flexible Arbeitskultur braucht gleichzeitig praktische Feedback-Regeln. Bislang verändert sich Arbeit vor allem über Trends: Ein Topmanager aus den USA erzählt was – alle machen’s nach. Und finden es gut. Aus Prinzip. Künftig kann das anders sein. Teams können ihre eigenen Best Practices entwickeln. Das gelingt, wenn die Mitglieder gehört werden und ihre Bedürfnisse geachtet. Was gut ist, wird immer wieder anders sein. Im Winter anders als im Sommer. Während der Schulzeit anders als in den Ferien. Mit einem schwierigen Kunden ganz anders als während der Zeit der Jahresabrechnung. Offenheit für verschiedene Situationen, Experimentierfreude und Vertrauen in die Kolleginnen und Kollegen kann dann den echten Arbeitstrend der Zukunft einleiten: Zu Hause ist das neue Silicon Valley.
Der Artikel verfügt über ein paar valide Punkte aber vieles ist doch sehr naiv gedacht. So werden vielleicht gemeinsame Ziele in StartUps mehr in den Fokus gestellt, in vielen 08/15-Unternehmen haben sich alle höchstens auf das Erreichen des nächsten Wochenende verständigt. „Neid und Missgunst fallen sofort weg.“ … So einfach ist das? Wahnsinn! Neben den eingangs erwähnten Vorteilen der schönen neuen Arbeitswelt fehlen mir, wie so oft, die offenen und ehrlichen Nachteile. Denn wo viel Licht ist, ist bekannt auch auch ebensoviel Schatten. Denn so erstrebenswert scheint das Silicon Valley auch nicht zu sein, wenn sich die Apple-Mitarbeiter so sehr dagegen sträuben wieder dahin zurück zu gehen.