Anzeige
Anzeige
Interview

Homeoffice: So lassen sich Technik-Ängste im Team abbauen

Die Pandemie hat viele Digitalisierungsprozesse am Arbeitsplatz beschleunigt. Das überfordert manche Angestellte. Sicherer Technikumgang ließe sich aber fördern, sagt der Weiterbildungstrainer Joachim Böge.

4 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige

Der Umgang mit Technik kann im Homeoffice schnell zur Herausforderung werden.  (Foto: Chaay_Tee/ Shutterstock)

Die Corona-Pandemie hat es verdeutlicht: Zahlreiche Prozesse in Unternehmen können auch digital ablaufen – vorausgesetzt, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer wissen, wie man richtig mit Software und Technik umgeht. Die IT aber stellt Beschäftigte immer wieder vor Herausforderungen, besonders im Homeoffice. Wie lassen sich Software-Kompetenzen im Unternehmen stärken? Joachim Böge, Trainer beim Weiterbildungsanbieter GFN, erklärt im Interview, worauf es ankommt.

Herr Böge, sind wir nach über einem Jahr Pandemie jetzt nicht langsam soweit, dass im Homeoffice technisch alles problemlos läuft?

Anzeige
Anzeige

Joachim Böge: Ich würde sagen, die Basics, etwa Online-Meetings, bekommen die meisten inzwischen gut hin. Und nach der Pandemie werden diese Effekte nicht komplett zurückgedreht werden. Die Umsetzung von einzelnen analogen Prozessen in die digitale Welt wird in vielen Unternehmen aber dennoch einige Zeit dauern. Auch das Thema Datenschutz und Cloud-Computing ist noch mit viel Unsicherheit und oftmals viel Skepsis behaftet.

Warum rufen Technik und der Umgang damit so oft Unsicherheit hervor?

Anzeige
Anzeige

Böge: Das hat aus meiner Sicht zwei Komponenten. Einerseits waren bis vor der Pandemie im Büro oder am Arbeitsplatz immer IT-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter oder Kolleginnen und Kollegen vor Ort, die man bei Problemen fragen konnte und die im Zweifel schnell zur Stelle waren. Zu Hause fühlt man sich dann ein Stück weit isoliert.

Anzeige
Anzeige

Andererseits besteht privat keine Notwendigkeit, diese Kompetenzen im Umgang mit der Technik zu haben. Jemand, der sich privat ein Smartphone kauft, muss erstmal nicht viel zur Funktionsweise und zum Umgang damit wissen. Am Arbeitsplatz sieht das dann anders aus.

Zum Weiterlesen: Der t3n Homeoffice-Guide: Produktiv arbeiten trotz Corona

Anzeige
Anzeige

Aus ihrer Erfahrung heraus, womit gibt es etwa im Homeoffice am häufigsten Probleme, was zählt zu den größten Herausforderungen?

Böge: Wenn sich Prozesse ändern, müssen sich meist auch die Werkzeuge ändern, die zum Einsatz kommen. Weil es mit Beginn der Pandemie im vergangenen Jahr alles sehr hektisch ablaufen musste, hatten die wenigsten Unternehmen wirklich Zeit, ihre Beschäftigten hier bei der Einführung neuer Tools abzuholen und gemeinsame Regeln und Leitlinien zur Nutzung festzulegen.

Es sind die Vielzahl an unbekannten Tools und der Informations-Overkill, die dann Ängste hervorrufen. Daneben ist es oft der Umgang mit cloudbasierter Software, der Probleme verursacht. Viele haben Angst, zum Beispiel Daten zu löschen oder Daten falsch zu teilen.

Anzeige
Anzeige

Was kann Beschäftigten helfen, im Umgang mit der Technik sicherer zu werden?

Böge: Wichtig ist, sich klarzumachen: Man ist nicht alleine. Auch im Homeoffice muss es möglich sein, virtuell Unterstützung zu bekommen. Da ist zum Beispiel die Führungskraft gefragt. Es sollte im Unternehmen oder im Team darüber hinaus virtuelle Communities geben, die einen Austausch ermöglichen. Dort können Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sehen: Ich bin nicht die oder der Einzige, der dieses Problem hat. Dadurch lassen sich viele Ängste abbauen. Entscheidend ist auch, dass eine gesunde Neugierde und die Bereitschaft zu lernen im Unternehmen gefördert werden.

In welchen Fällen können sich Beschäftigte bei IT-Herausforderungen ganz gut selbst helfen, wann brauchen sie externe Hilfe?

Anzeige
Anzeige

Böge: Ich glaube, dass ganz viele Unternehmen nicht in der Lage sind, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein umfassendes IT-Training anzubieten. In dem Fall sind die Beschäftigten aber mit ihren Problemen alleine und können sich schlecht selbst helfen. Für die Grundlagen sollten Unternehmen daher Workshops oder kurze, knackige Trainings anbieten.

Wenn es dann um konkretere Fragen geht, kann man sich als Beschäftigter schon eher mal selbst Hilfe suchen. Auf jeden Fall ist den meisten Unternehmen klar, dass es ohne IT-Abteilung heute fast nicht mehr geht. Die können aber selten die komplette Schulung von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern übernehmen.

Wie kann man sich stattdessen vielleicht gegenseitig unterstützen und welche Rolle kommt der Führungskraft zu?

Anzeige
Anzeige

Böge: Ganz wichtig ist, dass allen Beschäftigten klar ist: Warum nutzen wir diese Technik oder dieses Tool überhaupt? Wird zum Beispiel eine Chat-Software eingeführt, die Führungskraft schreibt aber weiterhin ständig E-Mails, wird keiner verstehen, warum er oder sie das jetzt nutzen soll.

Mehr zum Thema: Zoom-Alternativen: Videokonferenz-Software im Vergleich

Daneben ist es sinnvoll, wenn es im Unternehmen oder im Team sogenannte Champions oder Key-User gibt. Sie bekommen frühzeitig Wissen, etwa zu neuer Software, und geben das in regelmäßigen Sprechstunden, in einfachen Lernvideos oder auch mal in Workshops an andere weiter. Ein Champion zu sein, das muss man auch mal betonen, ist dabei keine Frage des Alters. Das sind nicht immer automatisch die jüngeren Beschäftigten, die haben oft auch keine Ahnung.

Anzeige
Anzeige

Wie lernt das Team neue Software am besten kennen und was ist aus ihrer Sicht der beste Weg, Wissen zu vermitteln?

Böge: Ich finde ja, dass der Erfolg der Einführung neuer Werkzeuge zu 80 Prozent davon abhängt, die Leute abzuholen und gut zu begründen, warum ein Tool genutzt wird. Zu 20 Prozent entscheiden dann ein virtuelles oder Präsenz-Training oder Workshops in einzelnen Abteilungen.

E-Learning-Videos etwa sind an sich nicht verkehrt, aber meiner Meinung nach nur für Einzelne mit Vorwissen sinnvoll. Wer einzig auf Schulungsvideos setzt, hat als Unternehmen zwar am Ende vermeintlich Kosten gespart. Es gibt aber keinerlei Lernzielkontrolle. Man muss sich einfach selbst mal fragen: Wie viele Lernvideos hat man eigentlich selbst schon geschaut? Als alleiniger Ansatz greift das meiner Meinung nach meist zu kurz. dpa

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare

Community-Richtlinien

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren

Anzeige
Anzeige