Wie von HR Giger entworfen: Deutsches Startup Proxima Fusion baut Fusionsreaktor

Im Stellarator wird Plasma erhitzt, um Energie zu gewinnen. (Screenshot/Youtube: t3n-Redaktion)
Die Max-Planck-Ausgründung Proxima Fusion hat laut einer Pressemitteilung des Unternehmens bei seiner ersten Fundraising-Runde eine stolze Summe von 7 Millionen Euro erzielt. Mit der Förderung will das Unternehmen seine Forschung am Stellarator Wendelstein 7-X weitertreiben – einem Fusionsreaktor, der im Laufe von 27 Jahren intensiver Forschung entwickelt wurde.
Die Konstruktion besteht aus vielen ineinander verschlungenen Metallrohren und sieht zum Teil so aus, als hätte sie der Sci-Fi-Künstler HR Giger entworfen.
Stellarator erzeugt Temperaturen zehnmal so heiß wie das Zentrum der Sonne
Im Gegensatz zum deutlich einfacher zu konstruierenden Fusionsreaktor-Typ Tokamak, bei dem sich das für die Fusion notwendige Plasma in einem donutförmigen „Käfig“ befindet und dort von Elektromagneten von innen heraus erhitzt wird, befindet sich das Material beim Stellarator in der komplexen Rohrstruktur und wird von außen elektromagnetisch aufgeladen.
So sind mittlerweile Plasmatemperaturen von 100 Millionen Grad Celsius möglich – zehnmal so heiß wie der Kern unserer Sonne. Durch die Imitation des physikalischen Vorgangs, der auch Sterne am Leben erhält, verspricht sich die Wissenschaft eine risiko- und emissionsfreie Art der Energiegewinnung, die noch dazu nicht auf endliche Ressourcen angewiesen ist.
Proxima Fusion verfolgt laut der Pressemitteilung das Ziel, in den 2030ern den ersten Stellarator-Fusionsreaktor zu bauen. Im Gegensatz zum Tokamak kann das Plasma in der komplizierten Struktur besser stabil gehalten werden. Außerdem braucht ein Stellarator keine Pausen, um die Magnetspulen zurückzusetzen.
Fusionsenergie könnte fossile Brennstoffe und Atomkraft überflüssig machen
Bereits im Februar erzielte der Wendelstein 7-X einen Rekord beim Energieumsatz. „Die experimentellen Fortschritte von W7-X und die jüngsten Fortschritte bei der Modellierung von Stellaratoren haben das Bild radikal verändert“, erklärt Francesco Sciortino, Mitgründer und CEO von Proxima Fusion. „Stellaratoren können inzwischen die Hauptprobleme von Tokamaks überwinden und signifikant weiterentwickelt werden, wodurch die Stabilität des Plasmas verbessert und stationäre Spitzenleistungen erreicht werden.“
Fusionsreaktoren funktionieren zwar bereits und können Strom erzeugen, momentan braucht das Verfahren aber selbst noch solche immensen Mengen an Energie, dass es nicht rentabel ist. Sollte es Proxima Fusion gelingen, dieses Problem zu lösen, wäre das ein revolutionärer Durchbruch im Energie-Sektor und könnte fossile Brennstoffe oder Atomenergie in Zukunft gänzlich überflüssig machen.
„Eine merkwürdig aussehende Maschine.“ Journalistisch hochwertige Titelzeile, dem Thema unwürdig.