Hyundai und Canoo kündigen gemeinsame E-Plattform an
Für Hyundai ist die Kooperation mit Canoo eine von mehreren. Für das von den Ex-BMW-Managern Stefan Krause und Ulrich Kranz zunächst unter dem Namen Evelozcity gegründete Canoo ist sie eine wichtige Komponente des Erfolgs, aber ebenso ein Prüfstein.
Canoos Skateboard-Plattform soll günstige Fahrzeuge ermöglichen
Auf der Basis der für den elektrischen Kleinbus Canoo entwickelten, aber flexibel anpassbaren „Skateboard-Plattform“ sollen künftig Fahrzeuge der Marken Kia und Hyundai aufsetzen. Nach Erwartung von Hyundai soll diese Vorgehensweise zu „kostengünstigen Elektrofahrzeugen“ führen, die allerdings nicht notwendigerweise klein sein müssen. Vielmehr will der südkoreanische Konzern die Plattform auch für Spezialfahrzeuge nutzen.
Canoo bezeichnet seine Plattform als Skateboard, weil sie aufbauagnostisch ist. Der komplette Antriebsstrang ist in einer geschlossenen Einheit untergebracht, auf die verschiedene Aufbauten aufgesetzt werden können. Im Grunde kann oberhalb der Canoo-Plattform jede Art von Auto-Design realisiert werden. Das senkt die Kosten in allen Bereichen der Fahrzeugentwicklung und -produktion. Innerhalb des Skateboards hat Canoo zudem darauf geachtet, möglichst wenige Komponenten zu verbauen, die aber möglichst viele Funktionen übernehmen können, um ein Übermaß an Steuergeräten zu vermeiden. Canoos Plattform ist auf autonomes Fahren vorbereitet.
Britischer Wettbewerber Arrival mit ähnlichem Konzept
Das kalifornische Unternehmen ist dabei nicht der einzige Anbieter einer derart einfachen E-Plattform. Auch die britischen Auto-Entwickler von Arrival setzen auf eine Skateboard-Lösung und durften sich vor einem Monat an einer 100-Millionen-Euro-Investition seitens der Hyundai Motor Group erfreuen.
Mit Arrival will Hyundai indes den Nutzfahrzeugsektor bearbeiten. Das britische Unternehmen produziert vor allem Skateboards für Transporter. Hyundai sieht Kooperationsmöglichkeiten vor allem im Bereich der Logistik, des Mehrpersonentransports und im Ride-Hailing.
Canoo hat bislang nur ein Produkt
Der Auftrag der Hyundai Motor Group ist Canoos erstes externes Engagement. Das Kernprodukt des über 300 Mitarbeiter starken Unternehmens aus dem US-amerikanischen Los Angeles ist ein Kleinbus, der nicht käuflich zu erwerben ist.
Canoos Vision besteht nämlich in zweierlei. Zum einen wollen sie das Fahrzeug-Design vom Antriebsstrang trennen. Daraus resultiert das Skateboard-Konzept. Zum anderen wollen sie von der Vorstellung eines Autos als Eigentum des Fahrers weg. Daher kann der Canoo nur im Rahmen eines Abomodells gemietet werden. Dabei zahlen Verwender für die konkrete Nutzung. Gut möglich, dass der Canoo schlussendlich als Carsharing-Modell auf den Markt kommt. Die Warteliste für Interessenten ist inzwischen eröffnet.
Hyundai will bis 2025 zum E-Mobilitätsführer werden
Für Hyundai ist die Kooperation ein Schritt auf dem ambitionierten Weg, bis 2025 zu einem der drei größten Hersteller von Elektrofahrzeugen und Anbieter von Mobilitäts-Services zu werden. Laut Hyundai-Entwicklungsleiter Albert Biermann konnte Canoo die Südkoreaner vor allem mit dem hohen Innovationstempo bei der Entwicklung der Skateboard-Plattform beeindrucken. Immerhin hatte Canoo nur 19 Monate von der Firmengründung bis zur Vorstellung des ersten Produkts gebraucht.
Zur Umsetzung seiner sogenannten Strategie 2025 will Hyundai rund 46 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung in die Hand nehmen. Zuletzt hatte der Hersteller angekündigt, die Produktionskapazitäten für seinen Elektro-SUV Kona massiv auszuweiten, um der europäischen Nachfrage besser begegnen zu können.
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