Die Internet-Organisation ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) reagierte nun auf eine Forderung der Ukraine, Russland vom globalen Internet zu trennen. Ukrainische Beamte hatten aufgrund der Invasion des Nachbarstaats einen ganzen Katalog von Maßnahmen gefordert, um Russlands Angriffsmöglichkeiten einzuschränken. ICANN argumentierte, das gehöre nicht zu ihren Aufgaben und sei zudem kaum umsetzbar. Außerdem müsse die Informationsvielfalt erhalten bleiben.
Domains einziehen, Rootserver schließen
Am Montag hatten ukrainische Vertreter im Regierungsrat der multinationalen Organisation gefordert, Russland die Domains .ru und .su sowie deren kyrillische Pendants zu entziehen. Zudem sollte sie Root-Server ausschalten. ICANN-Chef Göran Marby erklärte nun in einem offenen Brief (Download), das Internet sei ein dezentrales System und daher habe kein einzelner Akteur, die Möglichkeit, es zu kontrollieren oder abzuschalten. Zudem liege das auch nicht im Aufgabenbereich der Organisation.
ICANN: Kein Auftrag für Strafmaßnahmen
Marby sagte außerdem: „Unser Auftrag erstreckt sich nicht darauf, Strafmaßnahmen zu ergreifen, Sanktionen zu verhängen oder den Zugang zu Segmenten des Internets zu beschränken – unabhängig von den Provokationen.“ Die ICANN sei eingerichtet worden, um die Funktionsfähigkeit des Internets zu gewährleisten und nicht, um es am Funktionieren zu hindern.
Internet für unabhängige Informationen nötig
In dem Brief argumentiert die Organisation, nur durch einen breiten und ungehinderten Zugang zum Internet könnten die Bürger verlässliche Informationen und eine Vielfalt von Standpunkten erhalten. ICANN kontrolliere weder den Zugang noch die Inhalte. „Im Rahmen unseres Auftrags wahren wir die Neutralität und setzen uns für das globale Internet ein“, so das Schreiben. Man sei bereit, „die ukrainische und globale Sicherheit, Stabilität und Widerstandsfähigkeit des Internets weiterhin zu unterstützen“.