Ikea dreht an der Preisschraube – warum du bald mehr bezahlen musst

Das schwedische Möbelhaus Ikea plant Preiserhöhungen, die offenbar nicht nur einzelne Artikel betreffen sollen, sondern sich auf einen Großteil des Sortiments auswirken dürften. Wie ein Sprecher des Unternehmens jetzt mitteilte, sollen die Preise weltweit steigen, im Schnitt um neun Prozent. Dies habe insbesondere mit den gestiegenen Materialkosten im Verlauf der Krise zu tun – insbesondere Holz und Papier sind auf dem Weltmarkt in den letzten Wochen teurer geworden. Dabei fallen die Preiserhöhungen je nach Land und Artikelgruppe sehr unterschiedlich aus. Konkrete Angaben zu bestimmten Preisänderungen in Deutschland gibt es daher noch nicht.
Der Sprecher betonte, es sei Ikea in den letzten eineinhalb Jahren noch gelungen, die Folgen der Corona-Pandemie weitgehend ohne Preisanhebungen zu bewältigen. Doch angesichts „massiver Kostensteigerungen entlang der Wertschöpfungskette“ wolle, vielmehr müsse man nun erstmals seit Beginn der weltweiten Preissteigerungen an der Preisschraube für den Endkunden drehen. Überraschend kommt das nicht – zahlreiche Mitbewerber:innen haben bereits gegenüber den Kunden Preiserhöhungen durchgesetzt, oftmals bereits mehrfach in den letzten Monaten und auch Ikeas Deutschland-Chef Denis Balslev hatte schon vor rund vier Wochen Preiserhöhungen in Aussicht gestellt.
Und auch wenn Ikea einen Großteil der Produktions- und Lieferkette selbst in der Hand hat, ist das Unternehmen nicht gänzlich immun gegen die steigenden Preise, die insbesondere bei den Materialien (und hier vor allem beim Holz) anstanden und anstehen. Konnte Ikea das Geschäftsjahr 2020 noch vor allem online mit beachtlichen Zuwächsen beenden, musste der Händler im Deutschland-Geschäft erstmals 2021 Marktanteile abgeben und machte mit 5,3 Milliarden Euro 3,2 Prozent weniger Umsatz. Der deutsche Markt zählt für das weltweit operierende Unternehmen zu den wichtigsten und den umsatzstärksten überhaupt.
An Preissteigerungen aufgrund der Coronakrise und des Klimawandels kommt Ikea somit nicht vorbei, doch kommt dem Möbelhaus hier entgegen, dass man, nachdem der Katalog eingestellt wurde, nicht mehr auf einen festen Termin Ende August beschränkt ist, sondern dank Shopsystem und Website jederzeit Preise in beide Richtungen anpassen kann.
Doch dass Ikea sich in den letzten Monaten der Pandemie den Zorn vieler Kund:innen zugezogen hat, hat auch mit einer Eigenart des Händlers zu tun, die aufzeigt, dass man ein paar Regeln beim Pricing im Onlinehandel noch nicht wirklich verstanden hat: Wer angesichts geschlossener Geschäfte auf Click & Collect setzen wollte, musste für das Zusammensuchen der Waren zehn Euro zahlen – und zwar egal, ob man nur einige Kleinteile wie Bilderrahmen oder Lampen kaufen wollte oder gleich eine komplexe Möbelzusammenstellung aus etlichen sperrigen Teilen. Noch happiger fiel die Rechnung bei Lieferung aus, wobei selbst für manche Kleinteile „aus logistischen Gründen“ dabei 39 Euro Lieferkosten anfielen.
Generell dürften die Kund:innen dem Unternehmen die Preissteigerungen somit durchaus verzeihen, da die Möbelkette damit bei Weitem nicht alleine ist. Allerdings ist es eher ungeschickt, gerade im wachsenden (und für Ikea dringend notwendigen) Onlinehandel die Verbraucher:innen mit hohen Versand- und Handling-Kosten vom Kauf abzuhalten.
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