
Auch an Ikea geht die Corona-Pandemie nicht spurlos vorüber. Der Möbelhändler aus Schweden hat trotz der Krise seinen Umsatz im wichtigsten Landesmarkt Deutschland gehalten. Mit Erlösen in Höhe von 5,33 Milliarden Euro könnte Ikea im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019/20 eine Steigerung von immerhin 0,9 Prozent verbuchen – in der aktuellen Situation für einen Filialhändler nicht schlecht. Dabei hat es sich ausgezahlt, dass Ikea gerade im Onlinehandel vieles, was in den letzten Jahren versäumt wurde, inzwischen aufgeholt hat.
Denn der Anteil der Umsätze, die Ikea gerade in der Pandemie und während des Shutdown online erzielt hat, führte zu einem Online-Anteil von 16,2 Prozent übers gesamte Geschäftsjahr (verglichen mit 9,4 Prozent im vorigen Geschäftsjahr). Das hat natürlich auch mit dem expandierenden Click-&-Collect-Geschäft zu tun, das während der Pandemie zugenommen hat.
Ikea hat fast alle Mitarbeiter durch die Krise gebracht
Während der Schließungen im Frühjahr habe man zeitweise einen Umsatzeinbruch von 90 Prozent hinnehmen müssen – was sich aber insbesondere bei kleineren Artikeln und Outdoor-Artikeln, die im Frühjahr vermehrt online bezogen wurden, ausgleichen ließ. Auch konnte Ikea wohl davon profitieren, dass die Verbraucher mehr Zeit daheim verbringen und es dort folglich schön haben wollen. Die verringerte Reisetätigkeit und das dadurch gesparte Budget dürfte zudem teilweise in Möbel für die eigene Wohnung geflossen sein.
Die Geschäftsjahre gehen bei Ikea (analog zur Gültigkeit des Katalogs) von September bis August, sodass zumindest die zweite Hälfte des Geschäftsjahres voll in die Coronakrise fiel. Immerhin hat hier Ikea seine insgesamt gut 20.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der deutschen Sektion des Unternehmens ohne staatliche Unterstützung (etwa durch Kurzarbeit) und bei vollen Bezügen durch die Krise gebracht, wie das Unternehmen betont.
Weltweit sieht die Bilanz nicht ganz so gut aus: Hier hat Ikea 35,2 Milliarden Euro Umsatz gemacht – und damit 1,5 Milliarden Euro weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Das lag vor allem daran, dass das Onlinegeschäft noch nicht in allen Märkten so erfolgreich läuft – und drei von vier Möbelhäusern zeitweise Corona-bedingt geschlossen waren.
Stiefmütterliche Behandlung des Onlinekanals ist passé
Das Beispiel zeigt aber auch, wie verheerend das zu lange Festhalten an dem ausschließlichen Filialgeschäft sein kann. Insbesondere durch ein sehr eingeschränktes Angebot und erstaunlich hohe Versandkosten hatte Ikea über viele Jahre kaum Onlineumsätze verbuchen können. Das ging sogar so weit, dass es für findige Händler bei Amazon Marketplace und Ebay zeitweise ein funktionierendes Geschäftsmodell war, Waren von Ikea gegen einen Aufpreis an die Kunden weiterzuverkaufen.
Inzwischen hat Ikea freilich eingesehen, dass man derlei Geschäft besser selbst macht, anstatt es Dritten zu überlassen. Überhaupt verhält sich der Möbelhändler experimentierfreudiger als früher: Geplant sind in verschiedenen Großstädten weitere kleinere Filialen nach dem Vorbild in Hamburg, die zum einen eine Art Showroom-Funktion haben, zum anderen aber auch die beliebten kleineren Artikel in den Fokus rücken.
Und anlässlich der Verkündung der Geschäftszahlen wurde auch betont, dass man im Digitalgeschäft noch viel vorhabe (auch wenn sich wohl nicht jede Idee auf Anhieb erschließt). Das Handelsforschungsinstitut IFH Köln sagt bis zum Jahr 2024 einen Online-Umsatzanteil in der Möbelbranche voraus, der auf 22,8 Prozent ansteigen werde. Ikea dürfte hier, ähnlich wie Amazon, überproportional profitieren. Auch das Nachhaltigkeitsthema wolle Ikea weiterhin spielen, heißt es. So können Ikea-Kunden am Black Friday ihre alten Möbel in die Filiale bringen und erhalten dafür Gutscheine, die dann wiederum neuen Umsatz generieren sollen.