Manche Ideen leuchten einfach ein – so auch die von Karsten Kossatz und Erik Müller. Die Berliner bauen an einem Airbnb für Bürotische. „Jeder kann freie Desks in seinem Office einstellen und jeder kann sich einen Desk in seiner Nachbarschaft mieten“, erklärt Kossatz die Independesk-App. Mit ihrer Hilfe wollen er und sein Mitgründer dafür sorgen, dass vor allem Pendelnde und Homeoffice-Arbeitende ihr Privat- und Arbeitsleben wieder besser organisieren können: Während die einen den Arbeitsweg einsparen, ziehen die anderen wieder vom Küchentisch in eine echte Arbeitsumgebung. Beide bekommen so im Zweifel ihre Work-Life-Balance wieder in den Griff. Ganz nebenbei sorgen sie dafür, dass die Flächen in der Hauptstadt besser genutzt werden. So lautet die Vision, die Karsten Kossatz im t3n-Gespräch skizziert.
Flexible Arbeitslätze als Geschäftsidee
Karsten Kossatz hat demnach viel vor – und das nicht zum ersten Mal: Bereits im Mai dieses Jahres hat er mit Outside Society ein Konzept vorgestellt, dass es Teams ermöglicht, in der Natur zu arbeiten. Der Gründer hat einen portablen Konferenzraum entwickelt, der sich an jedem beliebigen Ort aufstellen lässt. Das Projekt hat den Anspruch, das Meeting in den Wald, an den Strand oder auf die Wiese zu verlagern, ist jedoch aufgrund der Covid-19-Pandemie vorerst pausiert. Meetings fanden zuletzt vor allem digital statt. Doch der Unternehmer bleibt umtriebig und möchte die Arbeitswelt weiter nachhaltig verändern. Seine aktuelle Gründung strebt die Flexibilisierung von Einzelarbeitsplätzen an. Davon profitieren sowohl Arbeitende als auch Büroinhaber. Letztere können Mieteinnahmen für frei gewordene Arbeitsplätze generieren.
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„Corona hat gezeigt, dass ortsunabhängiges Arbeiten auch in Deutschland möglich ist, und wir haben die perfekte Lösung für alle, die zum Arbeiten zwar das Haus verlassen, nicht aber ewig im Auto oder der Bahn sitzen möchten, um ins Büro zu kommen“, erklärt Karsten Kossatz. Für Suchende sei das denkbar einfach: Die App starten, dann die Umgebungskarte öffnen, ein Büro in der Nähe auswählen, den Arbeitszeitraum festlegen und per Klick einen freien Schreibtisch mieten. „Es war nie einfacher, einen Arbeitsplatz zu finden“, so die Gründer. Das Angebot ist im September in Berlin gestartet, doch auch deutschlandweit ausgerollt. In der Hauptstadt finden sich sogar einige kuriose Arbeitsplätze: Neben Agenturen und Hotels, sind auch das Spionagemuseum, das Seebad Friedrichshagen und der Fernsehturm enthalten.
„Corona hat gezeigt, dass ortsunabhängiges Arbeiten möglich ist.“
Betreiber interessanter Locations mit ihren freien Bürotischen können sich kostenlos registrieren und durchschnittlich rund 250 Euro pro Tisch und Monat dazuverdienen. Die Abrechnung erfolge automatisiert. Neben dem Erstellen einer möglichst einladenden Beschreibung des Arbeitsplatzes entstehe laut den Gründern keine weitere Arbeit. Independesk steht derzeit im Google-Play-Store und Apple-App-Store zum Download bereit, die Web-App für alle gängigen Browser ist unter www.independesk.app zu finden. „Wir haben großen Wert auf Sicherheit gelegt. Alle Daten werden in Deutschland gespeichert.“ Independesk sei selbstverständlich absolut DSGVO-konform, heißt es. „Man ist auch nicht gezwungen, seinen Standort zu teilen, denn wir möchten niemanden verschrecken, der datensparsam unterwegs ist.“
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Eine Frage bleibt jedoch während der ganze Recherche bestehen: Wie hebt sich das Angebot von anderen Coworking-Anbietern ab? Arbeitsplätze in der Nähe vermieten auch Wework oder Betahaus. Auch Unternehmen wie BASF haben Shared-Desk-Angebote und vermieten freie Schreibtische in deren Niederlassungen. Der Berliner Karsten Kossatz betont vor allem die Flexibilität, die die App ermöglicht. Mit Independesk lege sich niemand fest und es gäbe keine laufenden Kosten, so der Gründer. Jeder zahle nur dann, wenn sie oder er tatsächlich einen Schreibtisch bucht, gibt er zu verstehen. Für Menschen, die flexibel und ortsungebunden arbeiten, dürfte die Geschäftsidee somit einen echten Mehrwert liefern – insofern die Coronapandemie die Berufstätigen nicht wieder an den Küchentisch fesselt.
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Sehr coole Benennung, sehr coole Idee, und cooles Team. Und in der begehrten Zeit möglicherweise eine große Marktchance. Es ist immer wieder faszinierend, in den Mainstream-Medien zu lesen oder unseren Politikern zuzuhören und trotzdem zu sagen: Deutschland und Europa haben kein Google, wir haben die digitale Welle verpasst, also konzentrieren wir uns auf Industrie 4.0. Dies ist jedoch weder die richtige Diagnose noch die Wahrheit. In Deutschland und in Europa gibt es Internet-Tech-Unternehmen, die führend sind oder das Potenzial haben, eines zu werden. Dieser Artikel zeigt gut, dass selbst wenn Airbnb da ist, auf dem Markt, auf einem Neben- und Nischenmarkt wie „Mobile Offices“, Platz ist, um ein in Europa führendes Unternehmen zu entwickeln, und ich wünschte, es wäre Independesk :-) Die Kunden von http://www.Soundsuit.fm in München wachsen ebenfalls schnell auf dem Markt für „B2B Music for Business“ und bieten einen intelligenten Musikassistent für Laden- und Restaurantbesitzer. Natürlich sind Spotify und Apple Music auf der B2C-Seite dieses Marktes, aber es besteht immer noch das Potenzial, eine neue Idee zu entwickeln und sie in ein erfolgreiches Unternehmen umzuwandeln. Ein weiteres cooles deutsches Beispiel ist www. Blinkist.com. Diese jungen Gründer rocken auch! Und in den USA wächst und wächst es trotz der anderen US-Konkurrenten. Natürlich müssen wir unser Geld und unsere Talente in Industrie 4.0 investieren, aber vergessen wir bitte nicht, unsere Internet- / Tech-Erfolge und ihr Potenzial zu feiern, morgen weltweit führend zu sein. Vive la deutsche und europäische Technik!
Wie viel Cent bekommst du denn als prekärer Clickworker für das billige herumgespamme von offensichtlichem Werbemüll in Blogs und Kommentarspalten?
Gibt’s doch schon lange bei http://www.sharednc.com