
Während der Bundestag heute in erster Lesung einen Gesetzentwurf der Bundesregierung debattierte, der eine verbindliche Frauenquote für den Vorstand von börsennotierten Unternehmen vorsieht, hat der bayrische Chiphersteller Infineon auf seiner Aktionärsversammlung einer etwaigen Gesetzesänderung bereits vorgegriffen. Zum 15. April 2021 wird Constanze Hufenbecher in den Unternehmensvorstand berufen. Damit erweitert Infineon den Vorstand von vier auf fünf Mitglieder.
Hufenbecher übernimmt zukünftig den neugeschaffenen Posten des Chief Digital Transformation Officers (CDTO). „In Anbetracht der kontinuierlich steigenden Anforderungen und des immer stärker ressortübergreifenden Charakters vieler Themen ist es sinnvoll, die entsprechenden Kompetenzen im Vorstand zu bündeln und gleichzeitig zu erweitern“, erklärt Aufsichtsratchef Wolfgang Eder.
Hufenbecher war bereits zwischen 2004 und 2009 bei Infineon tätig. Zuletzt hatte die Diplom-Kauffrau bei der Lufthansa Technik den Posten des Finanzvorstands inne. Bei Infineon soll sie vor allem die Verknüpfung bestehender Unternehmensbereiche wie Entwicklung, Marketing und Vertrieb vorantreiben.
Frauenquote: Das steht im Gesetzentwurf der Bundesregierung
In den Vorständen der 200 größten deutschen Unternehmen liegt der Frauenanteil derzeit bei nur 11,5 Prozent. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung soll das ändern. Börsennotierte Unternehmen, deren Vorstand aus mehr als drei Personen besteht, sollen zukünftig mindestens eine Frau in das Leitungsorgan berufen müssen. Zumindest wenn es sich bei ihnen um paritätisch mitbestimmte Unternehmen handelt.
Außerdem sollen Unternehmen, die sich eine Zielquote von Null Prozent Frauen für den Vorstand setzen, zukünftig Gründe dafür angeben müssen. Tun sie das nicht, drohen Sanktionen.
Der Gesetzentwurf würde derzeit rund 70 börsennotierte paritätisch mitbestimmte Unternehmen betreffen, von denen 30 noch keine Frau im Vorstand haben. Der Deutsche Gewerkschaftsbund begrüßt den Gesetzentwurf, fordert aber weitere Schritte. Auch Grüne und Linke kritisieren, dass der derzeitige Gesetzentwurf zu kurz greife. FDP und AfD wiederum lehnen eine verpflichtende Frauenquote grundsätzlich ab.