iPhone 12 mit hohen Strahlenwerten? Warum Apple die Sendeleistung nur in Frankreich drosselt
In Frankreich ist Apple mit einem Verkaufsstopp für das iPhone 12 konfrontiert. Sogar ein Rückruf droht. Der Grund: angeblich zu hohe Strahlungswerte des drei Jahre alten Smartphones. Apple reagiert jetzt per iOS-Update – und schüttelt den Kopf.
SAR-Wert: In Frankreich wird anders getestet
Denn dass das iPhone 12 die geltenden Grenzwerte was die Strahlung betrifft überschreitet, liegt laut dem Hersteller an einem Kuriosum des Testprotokolls. In Frankreich wird der Maßstab für die Messung des körpernahen SAR-Werts (spezifische Absorptionsrate) auch dann angelegt, wenn sich das Smartphone auf dem Tisch befindet, so Apple.
Seit mehr als zehn Jahren, so Apple, verfügten die iPhones über eine Funktion zur Erkennung der Körperentfernung. Dadurch sei es möglich, etwa eine leicht erhöhte Sendeleistung zu ermöglichen, wenn das Gerät sich nicht in Körpernähe befinde, sondern etwa auf dem Tisch vor den Nutzer:innen liege.
Apple: Funktion zur Körpererkennung getestet
Und weiter: „Dies wurde international gründlich getestet und als wirksamer Mechanismus verifiziert, der die SAR-Anforderungen erfüllt. Diese etwas höhere Leistung fällt nicht unter die SAR-Vorgaben, da sich das Telefon auf dem Tisch befindet und nicht an deinem Körper“, versichert Apple in einem entsprechenden Hinweis auf seiner Seite.
Mit dem Update auf iOS 17.1 wird Apple für iPhone-12-Nutzer:innen die Funktion zur Erkennung der Körperentfernung ausschalten. Das werde zu einer geringeren Sendeleistung führen, so der Konzern. Aber die Nutzer:innen dürften davon wenig mitbekommen.
ANFR misst überhöhte Strahlung beim iPhone 12
Die in Frankreich für die Messung der Strahlungswerte zuständige Behörde ANFR (Agence nationale des fréquences) kommt dagegen zu dem Schluss, dass der SAR-Wert am Körper – in diesem Fall den Gliedmaßen, etwa der Hand – überschritten werde. Statt der zulässigen vier Watt pro Kilogramm seien 5,74 Watt pro Kilogramm gemessen worden.
Obwohl sich die Tests der französischen Behörde von jenen anderer europäischer Behörden unterscheiden sollen, hatten nach Bekanntwerden der Vorwürfe auch die deutsche Bundesnetzagentur sowie Belgien und Spanien entsprechende Maßnahmen in Betracht gezogen.
iPhone 12: Laut BFS kein zu hoher SAR-Wert
Allerdings schlägt sich das iPhone 12 in puncto SAR-Wert laut den vom Bundesamt für Strahlenschutz (BFS) erhobenen Daten gut. Einer entsprechenden Liste zufolge, in der alle am Markt befindlichen Smartphones mit ihrer jeweiligen Strahlungsbelastung aufgeführt sind, kommt das iPhone 12 beim SAR-Wert am Ohr und am Körper jeweils auf 0,98 beziehungsweise 0,99 Watt pro Kilogramm. Der Grenzwert beträgt in diesen Fällen zwei Watt pro Kilogramm.
Und auch die von der AFNR an den Extremitäten gemessenen 5,74 Watt pro Kilogramm dürften eigentlich keine unmittelbare Gefahr für die Gesundheit darstellen. Laut Expert:innen stellt der Grenzwert von vier Watt pro Kilogramm nur ein Zehntel der Strahlenbelastung dar, die wirklich zu Schäden führen kann.
Warum erhöhte Strahlung erst jetzt aufgefallen?
Unklar ist derweil, warum die erhöhte Strahlenbelastung den französischen Behörden erst jetzt, drei Jahre nach dem Erscheinen des iPhone 12, auffällt. Auch schwer erklärlich ist, warum die laut Apple seit zehn Jahren in allen iPhones befindliche Funktion nicht auch bei anderen Smartphones des Konzerns zu überhöhten Werten führt.
In der BFS-Liste sind die Nachfolgemodelle iPhone 13 und 14 mit denselben SAR-Werten gelistet, die auch das iPhone 12 hat. Für das iPhone 15 gibt es noch keine Werte.