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Fundstück

Ein iPod im Handy? Warum das Motorola Rokr Steve Jobs zur Weißglut brachte

Vor dem iPhone hat Apple schon einmal ein Telefon vorgestellt – gemeinsam mit Motorola. Das Rokr sollte dank installierter iTunes-Software gleichzeitig als iPod dienen. Nur konnte Steve Jobs dem Gerät nichts abgewinnen. Der wollte die Sache deswegen selbst in die Hand nehmen.

3 Min.
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Stephanie Ratcliff war eine der ersten Kund:innen, die ein Motorola Rokr kaufte. Wie lange sie wohl Spaß daran hatte? (picture alliance / ASSOCIATED PRESS | SERGIO DIONISIO)

Anfang der 2000er war Apple bereits ein großer Player – allerdings nicht auf dem Smartphone-, sondern auf dem Musikmarkt. Der iPod entwickelte sich nach schleppendem Start zum Hit. 2005 sollen die Musikspieler für 45 Prozent des Gesamtumsatzes von Apple verantwortlich gewesen sein. Das geht aus der Biografie Steve Jobs von Walter Isaacson hervor.

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Für den Apple-Gründer war die Zahl allerdings mehr ein Grund zur Sorge als zur Freude. Neuere Handys wurden mit Kameras ausgestattet. Das bremste den Verkauf von Digitalkameras. Jobs befürchtete, dass dem iPod dasselbe Schicksal ereilte, wenn die Mobiltelefone auch Musik speichern konnten.

„Ein Handy hat jeder, und der iPod würde einfach überflüssig“, erklärte Jobs laut Isaacson gegenüber dem Verwaltungsrat. Um das Problem zu lösen, ging Apple ganz untypisch eine Partnerschaft mit einem anderen Hersteller ein. Motorola hatte mit dem Razr ein beliebtes Modell im Angebot, mit dem Rokr wollten beide Unternehmen hier anknüpfen. Das Handy sollte mit eingebautem iPod überzeugen.

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Ein Handy mit eingebautem iPod Shuffle

Noch heute gibt es auf Youtube Clips von der Vorstellung des Rokr. Jobs sprach bei der Veranstaltung vom „iTunes Phone“. „Es hat einen iTunes-Client, mit dem Sie iTunes-Musik direkt auf Ihrem Telefon abspielen können, die Sie von Ihrer CD-Bibliothek haben oder im Online-Store gekauft haben“, erklärte Jobs dem Publikum.

Das Handy ließ sich mit dem Mac oder PC verbinden. Nutzer:innen konnten Musik per Drag-and-drop Musik aufspielen. Wer keine Songs selbst aussuchen wollte, konnte zudem die vom iPod Suffle bekannte Autofill-Funktion nutzen, die den Speicher automatisch befüllte. Dass Apple dieses Feature integrierte, war kein Zufall. Jobs dazu: „Die Art und Weise, wie wir darüber denken, ist, dass es ein iPod Shuffle direkt auf Ihrem Telefon ist.“

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In einem Vergleich von Jobs schnitten beide Geräte fast gleich gut ab. Während der iPod Shuffle kein Display hatte, konnte der Musikspieler im Vergleich zum Rokr mehr Songs speichern. Das Handy schaffte 100, der iPod Shuffle 120 Musikstücke.

Vom Rokr zum iPhone

Aber die Vorstellung der Bühne war laut Isaacson nur die halbe Wahrheit. Jobs’ Biograf beschreibt das Handy als „hässlich“. Tatsächlich wirkte es gegenüber dem schlanken Razr wenig elegant. Außerdem sei es „schwierig“ gewesen, die Musik auf dem Gerät zu speichern. Das bestätigen Testberichte aus der Zeit. Cnet schrieb zum Beispiel: „Das Rokr E1 ist ein Mobiltelefon mit integriertem iTunes, kein von Apple entwickelter Musikplayer mit zusätzlichen Telefonfunktionen.“ Es fühle sich mehr wie ein Mittelklasse- und weniger wie ein Highend-Gerät an.

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Den Vorgang zum Übertragen von Musik beschreibt Cnet als „einfach genug“, man müsse sich aber an die Regeln halten. Der direkte Online-Einkauf war nicht möglich, das Überspielen per Bluetooth auch nicht. Stattdessen funktionierte das Kopieren der Songs über den USB-Standard 1.1 nur langsam. Ein weiterer Kritikpunkt war die Beschränkung auf die 100 Musikstücke. So fiel das Fazit eindeutig aus. „Zumindest hätten wir mehr Speicherplatz für Songs, schnellere Datenübertragungsgeschwindigkeiten und bessere Allround-Spezifikationen für das Handy erwartet“, schrieb die damalige Cnet-Mitarbeiterin Sandra Vogel.

Auch Jobs soll vom Rokr enttäuscht gewesen sein. Er habe diese „Idiotenfirmen wie Motorola wirklich satt“, soll er laut Isaacson bei einer iPod-Besprechung zu Tony Fadell gesagt haben. Und: „Wir machen es jetzt selbst.“ Ohnehin war Jobs aufgefallen, dass die damaligen Handys viel zu kompliziert waren. Dem Apple-Chef und seinem Team soll die Idee gefallen haben, ein Telefon zu entwickeln, das sie selbst gerne nutzen würden. Außerdem dürfte die Marktlage ausschlaggebend gewesen sein. 825 Millionen Handys wurden laut Isaacson 2005 verkauft, vor allem günstige Geräte. Es gab also eine Lücke für hochwertige Hardware.

Was am Ende daraus geworden ist, ist bekannt. 2007 präsentierte Jobs das erste iPhone. Noch immer sind die Apple-Smartphones gefragt. Jährlich verkauft das Unternehmen hunderte Millionen iPhones. Voraussichtlich im September steht die Vorstellung des iPhone 16 an. Wer weiß: Vielleicht wäre es ohne das Motorola Rokr nie so weit gekommen.

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Das waren Apples größte Flops

Schau dir jetzt Apples größte Produktflops in unserer Bildergalerie an Quelle: (Foto: Shutterstock/Drop of Light)

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