James Webb zeigt uns den Neptun so beeindruckend wie seit Jahrzehnten nicht
Gleißend hell, fast schimmernd silbrig: Mit diesen Attributen wurde der Planet Neptun sicherlich selten beschrieben. Doch die neuesten Bilder der James-Webb-NIRCam zeigen den Himmelskörper statt azurblau eher grau, mit hellen Streifen und Flecken.
Die Erklärung ist so simpel wie beeindruckend: In den Wellenlängen des Lichts, die unsere Augen sehen können, sieht das Methangas in Neptuns Atmosphäre blau aus. In Infrarotwellenlängen jedoch absorbiert Methangas so viel Licht, dass es dunkelgrau wirkt – beziehungsweise wie das Infrarotäquivalent von Dunkelgrau: Webbs Bildverarbeitungsteam übersetzt Infrarotwellenlängen in sichtbare Farben.
Höhenwolken geben Aufschluss über das Wetter auf dem Planeten Neptun
Die hellen Streifen und Flecken sind Höhenwolken, die mit Methaneiskörnern beladen sind. Diese Methaneispartikel spiegeln jedoch den größten Teil des Sonnenlichts wider, das sie trifft, sodass sie für Webbs Instrumente blendend hell erscheinen.
Diese Höhenwolken könnten Wissenschaftlern nun helfen, mehr über Neptuns stürmisches, windiges Wetter herauszufinden. Eine dünne, helle Linie um den Äquator des Planeten könnte mehr über das globale Zirkulationsmuster verraten, das das Neptun-Wetter antreibt: Wenn Gase in Neptuns Atmosphäre zum Äquator fließen, werden sie wärmer – was sie in Infrarotbildern heller erscheinen lässt.
Webbs erstes Bild von Neptun zeigt zudem einige Ringe, die Astronomen noch nie zuvor gesehen haben – und einen neuen Blick auf andere, die seit dem Vorbeiflug von Voyager 2 im Jahr 1989 nicht mehr fotografiert wurden. Gut sichtbar sind auch 7 von Neptuns 14 Monden, darunter Triton. Dieser umkreist Neptun rückwärts und brennt in Webbs Bildern sehr hell: Seine Oberfläche aus Stickstoffeis reflektiert den größten Teil des Sonnenlichts, was ihn noch heller wirken lässt.
MIRI: Weitere wichtige Kamera des James-Webb-Teleskops außer Betrieb
Indes wird bekannt, dass eines der anderen wichtigen Beobachtungsinstrumente des James-Webb-Teleskops offenbar ein mechanisches Problem hat: Berichten zufolge wurde die Verwendung des Mid-Infrared Instruments, auch MIRI-Kamera genannt, unterbrochen. Die Kamera verfügt über vier Beobachtungsmodi. Ein Mechanismus, der einen dieser Modi unterstützt, erlebte, was die Nasa als „erhöhte Reibung“ bezeichnet. MIRI wurde verwendet, um einige der beeindruckendsten Fotos des James-Webb-Teleskops aufzunehmen, darunter die Cartwheel-Galaxie. Das Instrument wird oft in Kombination mit der NIRCam verwendet, um ein multispektrales Endbild zu erzeugen. Nach einer gründlichen Untersuchung soll nun Schritt für Schritt entschieden werden, wie es mit MIRI weitergeht.