Das All in Bild und Ton: James-Webb-Aufnahmen werden in Klang verwandelt
Am 12. Juli hat die Nasa die ersten Vollfarbbilder des frühen Universums veröffentlicht, aufgenommen vom James-Webb-Weltraumteleskop. Dank eines neuen Projekts der US-Weltraumbehörde können wir diese Bilder nun nicht nur sehen, sondern auch hören.
„Sonifikation“ der Bilder
Dem teuren Teleskop gelingen dank seiner Nahinfrarot-Kameras Aufnahmen, die kein bisheriges Beobachtungsgerät je aufzeichnen konnte. Da James Webb damit in einem Lichtspektrum arbeitet, das vom menschlichen Auge nicht wahrgenommen wird, müssen die rohen Daten seiner Aufnahmen in Bilder übersetzt werden, die für den Menschen sichtbar sind.
Und nun hat die Nasa diese Daten ein weiteres Mal übersetzt, allerdings nicht in bildliches, sondern akustisches Material. Es handelt sich bei der Vertonung also nicht etwa um eine musikalische Interpretation der Aufnahmen, sondern um einen Prozess namens Sonifikation, bei dem die Infrarot-Wellenlängen spezifischen Tönen zugeordnet werden.
Eine neue Art, die James-Webb-Aufnahmen zu erleben
Für die Aufnahmen des Carinanebels, die gigantische Gas- und Staubwolken und junge Sterne zeigen, wurde helleres Licht beispielsweise lauter vertont als schwächer leuchtende Sterne. Je tiefer im Bild eine Lichtquelle aufgenommen wurde, desto tiefer auch die zugeordnete Tonfrequenz. Noch deutlicher ist dieser Prozess bei der akustischen Darstellung des südlichen Ringnebels.
„Diese Kompositionen bieten eine andere Möglichkeit, die detaillierte Information der ersten Webb-Daten zu erleben“, sagte Nasa-Wissenschaftlerin Quyen Hart in einer Pressemitteilung der Weltraumbehörde. „Ähnlich dazu, wie schriftliche Beschreibungen einzigartige Übersetzungen visueller Aufnahmen sind, übersetzen Sonifikationen die Bilder, indem sie Informationen wie Farbe, Helligkeit, Sternposition oder Wasseraufnahme als Ton verschlüsseln.“
Ein Milliardenprojekt in Bild und Ton
Offenbar will die Nasa so viel wie möglich aus seinem Mammutprojekt herausholen. Rund zehn Milliarden US-Dollar Entstehungskosten und 14 Jahre Bauzeit schluckte das James-Webb-Teleskop, bevor es sich im Dezember 2021 auf den Weg ins All machte.
Seine etwa 1,5 Kilometer von der Erde entfernte Aussichtsplattform erreichte es rund einen Monat später. Nach akribischer Kalibrierung der Instrumente schickt das Teleskop seit wenigen Wochen hochauflösende Bilder von diversen Himmelskörpern.
Mit seinen sensiblen Infrarotkameras kann es auch Licht aufnehmen, das seit Milliarden Jahren durch die Galaxie gereist ist. So zeigten die ersten Aufnahmen von James Webb Objekte, die vor mehr 13 Milliarden Jahren kurz nach dem Urknall entstanden sein sollen.