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James-Webb-Teleskop: Forschende sauer, weil Mondmission Artemis 1 Datenverkehr aus dem All blockiert

Dass die US-Raumfahrtbehörde Nasa bereits damit gerechnet hat, dass ihre Datenverbindung mit vorhandenem Weltall-Equipment durch die Mondmission Artemis 1 überlastet sein würde, tröstet die internationale Forschenden-Community, die Zeitslots am James Webb Space Telescope (JWST) zugewiesen bekommen hatte, nur mäßig.
So beschwerte sich Mercedes López-Morales, Astrophysikerin am Harvard Smithsonian Center for Astrophysics und Vorsitzende des JWST-Nutzerkomitees, am vergangenen Mittwoch. Ihr sei erst im Sommer mitgeteilt worden, „dass das Deep Space Network nach dem Start der Artemis-Mission im Grunde vollständig von Artemis in Anspruch genommen werden würde, da das Raumschiff verfolgt werden musste“. Das berichtet Space.com.
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Bei genauerem Hinsehen muss wohl nüchtern festgestellt werden, dass die Nasa hier eine miserable Planungsleistung hingelegt hat. Denn die Behörde hat gewusst, dass Artemis das Deep Space Network belasten würde.
Deshalb waren einige der 14 Antennen an drei Standorten in Kalifornien, Spanien und Australien nachgerüstet und im Januar 2021 und März 2022 zwei neue Antennen hinzugefügt worden. Was die Nasa bei professioneller Planung wohl hätte wissen müssen, ist: Das reicht nicht und nein, das ist nicht bloß ein kleines Problem.
Denn seit dem Start der Mondmission Artemis 1 am 16. November steht die Orion-Raumkapsel fast ständig in Kontakt mit dem Deep Space Network. Die Nasa hat dieser Kommunikation volle Priorität eingeräumt und damit das James-Webb-Weltraumteleskop und andere Missionen in den Hintergrund gedrängt.
Vor dem Start der Artemis 1 hatte López-Morales die Information erhalten, dass es sein könne, dass „bis zu 80 Stunden – das sind etwa dreieinhalb Tage – überhaupt kein Kontakt zu JWST“ möglich sei. Das hatte die Nasa als unproblematisch erachtet.
Völlig falsch ist diese Einschätzung auf den ersten Blick nicht. Immerhin senden die mit dem JWST arbeitenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nur einmal pro Woche Befehle an das Teleskop. Damit hat die seltener mögliche Kommunikation keine Auswirkungen auf die Steuerung des Observatoriums.
Das große Problem aber sei, „dass man so lange keine Daten herunterladen kann“, so López-Morales. Denn die Steuerung des Systems sei die eine, der Rückerhalt der erzeugten Daten indes die noch wichtigere Komponente.
Weil die Datenspeicher des JWST verhältnismäßig klein seien und deshalb während aktiver Forschungsarbeiten schnell volllaufen, muss sichergestellt sein, dass die Sendeintervalle so bemessen sind, dass keine Daten durch einen vollen Speicher verloren gehen können.
Eben das könne nicht gewährleistet werden. Deshalb haben die JWST-Teams am für die Planung zuständigen Space Telescope Science Institute den Beobachtungszeitplan des Teleskops umgestaltet. Für die Dauer der Artemis-1-Mission erfolgen nun kürzere Beobachtungen, die kleinere Datenpakete erzeugen.
So verringert sich das Risiko, dass der Speicher des Teleskops voll ist, bevor das Deep Space Network das nächste Datenpaket annehmen kann. Perspektivisch sei das indes keine tragfähige Option, beklagen die Forschenden.
Denn spätestens ab 2024 seien weitere, noch dazu bemannte Artemis-Starts geplant. Die würden die Strukturen vollends überlasten, befürchten sie. Ein namhafter Ausbau müsse her.
„Wir bitten die NASA verzweifelt um einen Plan, um irgendwie mehr Zugang zu den Antennen zu bekommen“, fleht López-Morales.
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