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Bitcoin-Academy als Ausweg aus der Armut? Geht doch gleich ins Casino

Jay-Z und Jack Dorsey gründen eine Bitcoin-Akademie in einem sozialen Brennpunkt in New York. Sie leben ihre Vision von Bitcoin als der Internetwährung auf Kosten der Ärmsten aus. Das ist unverantwortlich, sagt unser Autor.

Von Alexander Schulz
3 Min. Lesezeit
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Rapper Jay-Z gründet gemeinsam mit Ex-Twitter CEO Jack Dorsey eine Bitcoin-Academy. (Foto: picture alliance/REUTERS/Mario Anzuoni)

Rapper Jay-Z und Ex-Twitter-CEO Jack Dorsey haben in New York eine Bitcoin-Academy ins Leben gerufen. Das Projekt richtet sich an Bewohner des Marcy-Komplexes in Brooklyn. Hier leben vor allem Schwarze, auch Jay-Z selbst ist in dem Sozialwohnungsobjekt aufgewachsen. Viele der Anwohner:innen leben in prekären Verhältnissen, Armut ist allgegenwärtig. In diesem Brennpunkt wollen die beiden Milliardäre jetzt kostenfrei finanzielle Bildung anbieten. Das ist eigentlich lobenswert. Allerdings dreht es sich dabei um Bitcoin. Und das ist absolut unverantwortlich.

Jay-Z und Jack Dorsey hätten auch ein Casino eröffnen können

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Das ist keine Bitcoin-Schelte. Finanzielle Bildung ist wichtig. Heute vermutlich mehr denn je. Ein Spekulationsobjekt wie Bitcoin als Ausweg aus der Armut zu promoten, hat aber nichts mit finanzieller Bildung zu tun. Es ist ein Spiel mit dem Feuer – wie die Entwicklung des Kryptomarkts besonders in den vergangenen Wochen gezeigt hat. Bitcoin ist gestartet mit hehren Zielen: Zugang zu finanziellen Mitteln für weniger privilegierte Menschen, Dezentralität, eine Gegenbewegung zu den gierigen Banken. Nur, davon ist die Kryptowährung weiter entfernt denn je.

Jay-Z und Jack Dorsey hätten genauso gut ein Casino in Brooklyn eröffnen können. Für die Bewohner:innen hätte es vermutlich den gleichen Effekt. Dass sowohl Jay-Z und Jack Dorsey in Bitcoin investiert sind, gibt dem Ganzen eine weitere unangenehme Note. Zur Erinnerung: Jack Dorsey ist Mitgründer von Square, einem BTC-Mining-Unternehmen. Jay-Z sitzt im Vorstand des Unternehmens.

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Fünfjährige sollen an Bitcoin herangeführt werden

Als wäre es nicht schlimm genug, Erwachsenen Bitcoin als Ausweg aus der Armut zu präsentieren, richtet sich „The Bitcoin Academy“ auch an 5- bis 17-Jährige. Im sogenannten „Crypto-Kids-Camp“ sollen fünfjährige Kinder an den Bitcoin herangeführt werden. Fünfjährige. Das ist absurd. Jeder, der schon mal einen Grundschüler mit 20 Euro über einen Jahrmarkt geschickt hat, weiß, was dabei rauskommt. Für ein gesundes Verhältnis zu Finanzen ist es von entscheidender Bedeutung, dass Kinder die richtigen Werte im Umgang mit dem eigenen Geld kennenlernen.

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Diese Werte haben viele von uns noch nicht mal als Teenager verinnerlicht. Einige Menschen schaffen es nie. Und die beiden selbsternannten Bitcoin-Päpste wollen jetzt fünfjährigen Dreikäsehochs Blockchain-Technologie und ein Spekulationsobjekt näher bringen? Ja, das klingt nach einer wirklich dämlichen Idee.

Bitcoin soll Währung des Internets werden

Jack Dorsey und Jay-Z hatten schon immer ein Herz für finanzielle Bildung. Ganz besonders, wenn es sich um Bitcoin dreht. Der Internet-Milliardär und die Hip-Hop-Legende machen keinen Hehl aus ihrem großen Ziel: Der Bitcoin soll nicht weniger als die Währung des Internets werden. Die Academy in Brooklyn ist nicht das erste gemeinsame Projekt der beiden. Dorsey und Jay-Z stampften bereits 2021 eine Bitcoin-Stiftung aus dem Boden. Sie ist vor allem in Afrika und Indien aktiv. Die Stiftung soll die Kryptowährung populärer machen.

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Laut Welthungerhilfe galt noch 2018 über die Hälfte der indischen Bevölkerung als arm. Viele Menschen haben keinen gesicherten Zugang zu Nahrung und Gesundheitsversorgung. Hier mit solider finanzieller Bildung anzusetzen, könnte vielleicht einigen Menschen helfen. Hier aber mit einer digitalen Währung zu wedeln, die innerhalb eines Jahres 30.000 Euro an Wert gewonnen, aber auch wieder verloren hat, ist wie mit einem Streichholz an einem Benzintank zu hantieren. Menschen, die mit dem Rücken zur Wand stehen, treffen selten rationale Entscheidungen. Sie suchen schlicht einen Ausweg aus ihrer Armut.

Eine Vision wird auf dem Rücken der Ärmsten ausgelebt

Zwei sehr, sehr reiche Menschen haben eine Vision. Und diese Vision wollen sie auf dem Rücken der ärmsten der Armen aufbauen. Wohlwissend, dass Bitcoin aktuell weitaus mehr einem Schneeballsystem ähnelt als einer dezentralen Währung, die allen Menschen Zugang zu einem freien Finanzsystem ohne Banken bieten kann.

Ob Jay-Z und Jack Dorsey aus Nächstenliebe handeln, oder ob sie mit ihren Aktivitäten wie der Bitcoin-Academy eigene finanzielle Interessen verfolgen, spielt dabei keine Rolle. Beide nehmen bewusst in Kauf, dass von Armut betroffene Menschen ihr letztes Geld in ein spekulatives, hochgradig volatiles Asset stecken. Und sie richten sich mit ihren Projekten direkt an diejenigen, die in Bitcoin und anderen Kryptowährungen einen Ausweg aus prekären Verhältnissen sehen könnten. Jack Dorsey und Jay-Z spielen mit der Armut und Verzweiflung vieler Menschen. Das ist unverantwortlich.

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Dein t3n-Team

George

Wenn ich Geld im Gegenwert von 20 Unzen Gold für die nächsten 20 Jahre fest in einer Währung anlegen müsste l würde ich mich für bitcoin entscheiden. Die Fiatwährungen haben fertig.

Antworten
Dieter Petereit

Ich würde die 20 Unzen Gold zur Seite legen.

Antworten
Jay-fucking-Z

Nächstes Jahr, wenn der Bullrun weiter geht, seit ihr dann wieder Pro-Bitcoin und tut so, als hätte es den Beitrag nie gegeben.

Legt euch nicht mit Bitcoin an, sonst schi*ßt ihr Dreikäsehochs euch noch selbst ins Bein.

Antworten
Mischa

Wie kommst das man immer den mehr oder weniger selben Unsinn in so ziemlich allen Medien liest? Der Autor dieses Artikels hat eine klare Meinung zu Bitcoin die, das lässt sich klar herauslesen, nur auf längst widerlegten Vorurteilen beruht. Aber das eigentliche Problem ist das da absolut kein Inhalt ist. Was wird den Menschen den da beigebracht? Was ist das Ziel von Ja Z und Dorsey? Macht das Sinn oder nicht? Wohl alles egal, Hauptsache Bitcoin ist was schlechtes. Jeder der sich wirklich tiefer mit Bitcoin und der österreichischen Ökonomie beschäftigt hat erkennt das es bei richtiger Anwendung in der heutigen Zeit der Lösungsweg sein kann. Und darum ist eben Bildung unglaublich wichtig. Sonst liest man nur so einen Artikel, und davon gibt’s mehr als genug, und verfehlt das eigentliche Thema. Ich kann nur jedem raten sich über Geld und seine Eigenschaften zu bilden und alles zu hinterfragen. Es gibt Bücher, du musst es nur wollen. Ich ich kann dir sagen – es lohnt sich.

Antworten
Alexander Schulz

Moin Mischa,

vielen Dank für dein Feedback. Ich habe eine klare Meinung dazu, dass im Marcy Komplex eine Bitcoin Academy eröffnet wird. Das halte ich – wie du ja herauslesen kannst – für eine schlechte Idee. Bitcoin selbst ist eigentlich nicht das zentrale Thema dieses Textes. Es ist für mich aktuell ein reines Spekulationsobjekt. Ob ich das positiv oder negativ bewerte, äußere ich gar nicht.

Antworten
Bankenhassendiesentrick

Wie seid ihr auf die Idee gekommen so etwas zu schreiben? Habt ihr euch mit dem Thema überhaupt mal länger befasst? Wo bleibt die journalistische Arbeit? Ich bin gespannt wie lange der Artikel auf eurer Seite online bleibt.

Antworten
Dieter Petereit

Da mach dir mal keine falschen Hoffnungen.

Antworten
scheinbarkeindigitalpioneer

Also wird auf die Fragen nicht eingegangen sondern nur polemisch dagegen gewettet?
Nur ein Paar Gedanken zum Artikel:
-Im Artikel wird die Qualität einer „Investition“ über den Verlauf der letzten Wochen bewertet.
-Fünfjährige werden als Dreikäsehoch beleidigt
-“ Dass sowohl Jay-Z und Jack Dorsey in Bitcoin investiert sind, gibt dem Ganzen eine weitere unangenehme Note.“
Sollte ein BMW Händler Audi fahren könnte ich ihn aber auch nicht ernst nehmen.

Dieter Petereit

Die Gedanken lasse ich gerne so stehen. Die sind ja immerhin frei.

Dr. Pimo

Hallo Herr Schulz,
interessanter Artikel und ebenfalls interessant zu welchen Schlüssen Sie persönlich gekommen sind!
Dazu stellen sich mir folgende Fragen:
1. Sie schreiben, dass diese kostenfreie finanzielle Bildung grundsätzlich „lobenswert“ ist, nicht aber in Verbindung mit Bitcoin. Wie stellen Sie sich diese Bildung persönlich vor, wie haben Sie sich über Bitcoin informiert, um diesen Artikel schreiben zu können? Um Bitcoin zu verstehen, muss man doch zuerst unser jetziges Währungssystem, Ökonomie, Physik, Mathematik und Informatik verstehen – einen anderen Weg kann ich mir nicht vorstellen. Was kann daran falsch sein? Jemanden ohne dieses Wissen zu überreden, Bitcoin zu kaufen, halte ich für absolut unwahrscheinlich – mal abgesehen davon, dass diese Zielgruppe sicher sowieso nicht mit Dollar um sich wirft. Da würde grundsätzlich jeder zu einem der Altcoins greifen, weil die viel „bunter“ und „lustiger“ sind ;-) Und natürlich viel größere Kurssprünge versprechen – in jeglicher Richtung. Bitcoin ist dagegen doch das langweiligste Asset, was man sich im „Cryptospace“ vorstellen kann. Was wäre denn in Ihren Augen eine gute finanzielle Bildung für finanziell benachteiligte Menschen? Abzielend auf Aktien, ETFs oder Gold? Dann wäre das eine durchweg großartige Aktion?
2. Sie schreiben von „promoten“ von Bitcoin und das sich die beiden Milliardäre durch diese Aktion „auf dem Rücken der ärmsten der Armen“ bereichern. Auch babei kann ich Ihre Gedankengänge nicht nachvollziehen. Gehen wir mal davon aus, dass Ihre persönliche Meinung zutrifft und Bitcoin „mehr einem Schneeballsystem ähnelt“. Wenn jetzt insgesamt diese 4.500 Menschen (wenn sie alle daran teilnehmen), denen dieses Angebot gemacht wird, alle ihre „Vermögen“ in Bitcoin stecken, dann bereichern sich damit diese beiden Millinäre, die selber in Bitcoin investiert sind? Wie stellen Sie sich das vor? Oder werden diese 4.500 Menschen vielleicht nach der finanziellen Bildung sehr viel mehr Menschen „missionieren“ und damit einen größeren Effekt erreichen?!? Und wenn diese ganzen Menschen dann (mit Millionen/Milliarden USD) in Bitcoin investiert sind, dann profitieren die beiden Milliardäre von dem gestiegenen Kurs? Und die Investoren selber dann nicht? Keine Ahnung – da kann ich Ihre Gedankengänge einfach nicht nachvollziehen.
3. Sie bezeichnen dieses „Crypto-Kids-Camp“ mit der Bildung von 5-17 jahrigen als „absurd“. Warum? Die von Ihnen sogenannten „Dreikäsehochs“ sind nicht fähig gebildet zu werden? Also ich für meinen Teil hätte mich in meiner Jugend sehr über finanzielle Bildung gefreut, wenn die z.B. in der Schule angeboten wäre – gab es aber bei uns gar nicht, auch nicht später auf dem Gymnasium. Das aktuele Währungssystem habe ich erst vor wenigen Jahren durch Eigeninitiative kennengelernt – viel zu spät, meiner Meinung.
4. Bitcoin ist ein hochvolatiles, ganz junges Asset, was dadurch extem risikobehaftet ist – da gebe ich Ihnen absolut recht. Aber welches Asset ist heutzutage durch unsere Fiat-Währungssysteme nicht rsikobehaftet? Gold vielleicht am ehesten – aber selbst ein MSCI World ist alles andere als stabil, wenn Geldmengen fast willkürlich ausgeweitet werden – dadurch ist alles spekulativ geworden. Ist nicht genau bei dem Umgang mit Geld, Bildung das entscheidende Werkzeug? Und ich würde Armut nicht mit Doofheit gleichsetzen, das korreliert meiner Meinung nach nicht miteinander – vielleicht sind viele dieser Menschen unglücklich in diese finanzielle Schräglage geraten, wenige vielleicht wahrhaftig, weil sie den Umgang mit Geld nicht gelernt haben. Die würden aber sicher nicht alle naiv irgendwelchen „Rattenfängern“ folgen, so wie Sie diese Situation schildern…
Ich würde mich über ein paar Antworten freuen, um Ihren Artikel und Ihre Gedankengänge besser verstehen zu können…

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