Jobscamming: Wie Bewerber unwissentlich in Betrug und Geldwäsche verwickelt werden

Am Anfang steht meist ein vielversprechendes Angebot: Über Jobportale oder soziale Netzwerke werben Betrüger Menschen als App-Tester an. Zu Beginn wirkt alles seriös. Bewerber erhalten kleine Aufgaben, wie das Testen einer Website oder das Bewerten von Prozessen, als Belohnung werden ihnen kleinere Geldbeträge ausgezahlt.
Das schafft Vertrauen – und ebnet den Weg für die eigentliche Falle.
Die Falle: Konten und Kredite im Namen der Opfer
Unter dem Vorwand, weitere Systeme zu testen und umfangreichere Aufgaben zu übernehmen, werden die Betroffenen nach einer Weile gebeten, Identifikationsverfahren wie IDnow durchzuführen. Dabei wird vorgegaukelt, es handle sich um eine Simulation oder einen Testlauf. In Wirklichkeit eröffnen die Opfer Bankkonten oder beantragen Kredite mit ihren persönlichen Daten und den eigenen Identifikationsdokumenten.
Die Konten und Kredite werden von den Betrügern genutzt, um Gelder auf andere Konten umzuleiten. Nicht selten verschwinden diese Summen spurlos, während die eröffneten Konten für illegale Aktivitäten wie Geldwäsche verwendet werden.
Böse Überraschung: Ermittlungen und finanzielle Forderungen
Wochen oder Monate später erreichen die Betroffenen Zahlungsaufforderungen von Banken oder sogar Ermittlungsbescheide der Polizei. Die Banken fordern die Rückzahlung der aufgenommenen Kredite, da diese im Namen der Betroffenen beantragt wurden. Gleichzeitig laufen Ermittlungen wegen des Verdachts auf Beteiligung an Geldwäsche oder Betrug.
Für die Betroffenen ist dies oft der erste Moment, in dem sie überhaupt von den kriminellen Machenschaften erfahren. Zu diesem Zeitpunkt ist der Schaden jedoch bereits groß – und im schlimmsten Fall müssen die Betrugsopfer tatsächlich finanziell dafür aufkommen.
Banken argumentieren in der Regel, dass die Betroffenen durch die Nutzung ihrer Daten und Dokumente eine rechtliche Bindung eingegangen sind. Ohne rechtzeitige Gegenmaßnahmen drohen hohe finanzielle Belastungen, da die Institute selten freiwillig auf ihre Forderungen verzichten. Oftmals folgen teure Gerichtsverfahren, bei denen die Betroffenen beweisen müssen, dass sie keinen Rechtsbindungswillen hatten. Dies ist jedoch nur möglich, wenn frühzeitig die richtigen Schritte eingeleitet wurden.
Jobscamming: Wie kann ich mich wehren?
Wer Opfer eines solchen Betrugs geworden ist, sollte sofort handeln. Eine der wichtigsten Maßnahmen ist die sogenannte Anfechtungserklärung. Diese muss schriftlich an die Bank übermittelt werden und darlegen, dass die betroffene Person bei der Kontoeröffnung oder Kreditbeantragung keinen Rechtsbindungswillen hatte.
Gleichzeitig sollte eine Anzeige bei der Polizei erstattet werden, um den Betrug offiziell zu dokumentieren. Hierbei ist es wichtig, alle relevanten Unterlagen vorzulegen, um den Verdacht der Beihilfe zu Geldwäsche zu entkräften. Ein erfahrener Rechtsanwalt kann helfen, die Forderungen der Banken abzuwehren und die eigene Position vor Gericht zu stärken.
Vorsicht ist besser als Nachsicht: Wie man sich schützen kann
Um sich vor Jobscamming zu schützen, sollten Bewerber besonders vorsichtig mit vermeintlich einfachen und lukrativen Jobangeboten umgehen. Sensible Daten wie Ausweisdokumente oder Bankinformationen sollten niemals leichtfertig an fremde Personen oder Unternehmen übermittelt werden.
Seriöse Unternehmen verlangen keine Identifikationsverfahren, die über den eigentlichen Bewerbungsprozess hinausgehen. Besonders bei vermeintlichen Testaufträgen ist Vorsicht geboten, wenn persönliche Daten oder die Durchführung von Identifikationsverfahren gefordert werden.