Retro-Charme trifft auf künstliche Intelligenz: Diese App verbindet Karl Klammer mit KI

Beliebt war er eigentlich nie. Dabei sollte der mit Microsoft Office 97 eingeführte digitale Assistent Karl Klammer – der im englischen Original Clippy hieß – den Nutzer:innen eigentlich mit hilfreichen Ratschlägen zur Seite stehen. Nur waren wir damals noch eine ganze Weile von generativer KI entfernt und so war Cartoon-Büroklammer lediglich in der Lage, eine Reihe festgelegter Hilfsangebote in Form von Sprechblasen anzubieten.
Die wurden von Aktivitäten der Nutzer:innen ausgelöst. Was am Ende von den meisten aber eher als Ärgernis wahrgenommen wurde, denn als praktische Hilfe. Dementsprechend ging es für Karl Klammer auch schnell bergab. 2001 war die Figur zwar noch Teil des damaligen Office-Pakets, aber bereits standardmäßig deaktiviert. Später flog die Büroklammer dann ganz raus.
Karl Klammer trifft auf KI
Mittlerweile ist Karl Klammer längst Kult und auch Microsoft kramt die Comic-Figur gelegentlich aus der Versenkung – beispielsweise in Form eines Weihnachtspullovers im Jahr 2022. Als Assistent darf Karl Klammer aber nicht mehr tätig sein – dafür gibt es schließlich heute Microsofts Copilot-Produkte.
Dabei könnte Karl Klammer mit der heutigen KI-Technologie tatsächlich hilfreich sein. Das dachte sich wohl auch der Entwickler, Buchautor und ehemalige Apfeltalk.de-Chefredakteur Felix Rieseberg, der kurzerhand beides in Form eines Open-Source-Projekts vereint hat.
Seine App bringt Karl Klammer nicht nur zu Windows zurück – sondern auch auf macOS und Linux. Auf allen Betriebssystemen aber natürlich trotzdem im klassischen Windows-95-Look.
Die App lädt nach der Installation automatisch eine Variante des kleinen KI-Modells Gemma 3 von Google herunter. Über die Einstellungen könnt ihr aber auch aus verschiedenen Modellen Qwen- und Llama-Modellen wählen. Außerdem könnt ihr auch manuell ein KI-Modell im GGUF-Format importieren, wenn euch danach ist.
Während die verfügbaren Modelle qualitativ nicht an die großen Modelle von OpenAI oder Anthropic heranreichen, ist es für Karl Klammer dennoch eine deutliche Modernisierung. Denn ihr könnt der Comic-Figur jetzt wirklich Fragen stellen – die dann auch dank KI beantwortet werden.
Auf der GitHub-Seite des Projekts gibt Rieseberg zu, dass es natürlich eine Vielzahl von Alternativen gibt, um lokal mit einer KI zu chatten. „Viele von ihnen sind wahrscheinlich besser – und das ist auch gut so“, heißt es da.
Denn schließlich sei das Projekt gar nicht dafür gedacht, das beste Chat-Interface für eine lokale KI zu bieten. Letztlich gehe es hier um etwas anderes: „Ich möchte, dass ihr eine seltsame Mischung aus Nostalgie für die Technologie der 1990er Jahre gepaart mit einer der magischsten Technologien genießt, die wir im Jahr 2025 auf unseren Computern ausführen können.“