„Inzwischen haben wir eine sehr klare Slackiquette“ – Katja Nettesheim von Culcha
Professorin Katja Nettesheim lehrt Digitale Transformation an der Berliner Steinbeis Hochschule mit Fokus auf die Themen Führungskultur und Change Management. Mit der Coaching-Plattform Culcha überträgt sie ihre Erfahrung aus dem Hörsaal jetzt in die Praxis und hilft kleine und mittlere Unternehmen sowie DAX-Konzerne dabei, sich in der aktuellen Krisensituation gut aufzustellen. Für ihre Arbeit wichtig sind neurowissenschaftliche Hacks. Ebenso hat sie aber auch Slack als Kommunikationskanal lieben gelernt. In der „5 Dinge, ohne die ich nicht arbeiten kann“-Serie erklärt sie, was ihren Arbeitsalltag beflügelt.
5 Dinge, ohne die ich nicht arbeiten kann: Katja Nettesheim von Culcha
Pragmatismus: Ich finde, Probleme gibt es schon genug. Was es braucht, sind pragmatische, kluge und vor allem schnelle Lösungen. Aus diesem Grund schätze ich Mitarbeitende, die mit Lösungsorientierung, Engagement und Zuverlässigkeit punkten. Und die mit dem passenden Lösungsvorschlag statt mit der nächsten Schwierigkeit vor meinem Schreibtisch stehen.
Meinen eigenen Arbeitsplatz: „My Desk is my Castle!“ Um produktiv arbeiten zu können, brauche ich meinen eigenen, geräumigen und übersichtlichen Arbeitsbereich. Es muss aber natürlich nicht immer der gleiche Ort sein. Vor allem am Anfang des Lockdowns wurde das zunächst zur Herausforderung. Das führte aber dazu, dass ich – anders als der Großteil der Deutschen – kein Klopapier gehamstert habe, sondern für die gesamte Familie voll digital ausgerüstete Arbeitsplätze eingerichtet habe. Danach konnte ich konzentriert und motiviert in den Remote-Arbeitsalltag starten.
Slack: Ich bin – inzwischen – eine große Verfechterin von Slack. Anfänglich haben mich die 1.000 verschiedenen Kanäle, die wir aktuell nutzen, genervt – zu viel Noise. Doch inzwischen haben wir eine sehr klare Slackiquette und stattdessen nerven mich E-Mails, weil sie einfach zu schwerfällig und zu langsam sind. Zu den Regeln zählt, dass wir Nachrichten nur an die schicken, die es angeht. Daher nutzen wir mehr Direktnachrichten als Channel. Außerdem sind wir ziemlich diszipliniert darin, Themen in Threads auszudiskutieren. Das schnelle Hin- und Herschießen von Slack-Nachrichten gibt mir einfach mehr Dopamin-Kick.
Neurowissenschaftliche Hacks: Apropos Dopamin-Kick: Ich liebe neurowissenschaftliche Erkenntnisse und die daraus folgenden Hacks – sie befriedigen aktuell am meisten meine unbändige Neugier. Was als private Leidenschaft anfing, machte sich auch schnell beruflich bezahlt. Denn für meine Arbeit mit Culcha ist dieser neurowissenschaftliche Hintergrund absolut essenziell.
Papier und Stift: Anspruchsvolle Verträge lesen, kompliziertes Wissen wirklich aufnehmen, Texte redigieren, Präsentationen oder Masterarbeiten korrigieren – das geht für mich immer noch am besten auf dem Papier. Der digitale Weg dauert einfach länger, die Ablenkungsgefahr ist höher und das Ergebnis häufig auch schlechter. Daher gebe ich der Versuchung wo nötig nach und drücke auf den Druckerknopf.
Übrigens, alle weiteren Artikel aus dieser Serie findet ihr hier.
Ich bin schon sehr gespannt, wie das mit Papier und Stift in kommenden Generationen sein wird:
Meine Generation verarbeitet Handschreiben primär mit der rechten, am Computer Geschriebenes mit der linken Gehirnhälfte, und bei Lesen ist es ähnlich. Damit ist Handschreiben wesentlich emotionaler, direkter, weniger analytisch gefiltert.
Aber vielleicht liegt das ja daran, dass wir im Kindesalter damit begonnen haben, während die Computer für die Allermeisten in meiner Generation frühestens als Teenager relevant wurden. Wenn Kinder mal beides parallel lernen, wird das möglicherweise anders sein. Ich glaube, auch da dürfen wir uns auf neurowissenschaftliche Erkenntnisse gespannt sein.