Kein Boys-Club mehr: Warum sich das „GTA 6“-Release weiter verzögert
Gewaltige, wunderschön animierte Welten, innovative Spielprinzipien und eine deftige Prise ätzend zynischen Humors – das Unternehmen Rockstar Games hat mit Spielen wie der „Red Dead Redemption“-Reihe, „Max Payne“, „L. A. Noire“ und natürlich den mittlerweile fünf eigenständigen „Grand Theft Auto“-Teilen ein paar der erfolgreichsten und wichtigsten Beiträge zum Computer- und Videospielmarkt geleistet. Allerdings sollen es katastrophale Arbeitsbedingungen gewesen sein, unter denen diese Meisterwerke entstanden sind. Während in vielen Bereichen des Konsums mittlerweile auf faire Produktion geachtet wird, hat das in der Spieleindustrie bisher keine nennenswerte Rolle gespielt.
Rockstar Games: Überstunden und Stripclub-Exkursionen
2018, im Erscheinungsjahr des Meilensteins „Red Dead Redemption 2“, haben sich mehrere Mitarbeiter:innen von Rockstar Games zu Wort gemeldet. Wie das Spielemagazin Kotaku berichtete, gab es unglaubliche Arbeitszeiten mit 100-Stunden-Wochen vor der Veröffentlichung. Das sei in der Branche derart üblich, dass es sogar einen eigenen Namen hat: Crunch. Um das Release-Datum einzuhalten, habe man Privatleben, psychische Gesundheit und Ehen geopfert. Gegenüber der Nachrichtenseite Bloomberg beschreiben Mitarbeiter:innen die frühere Firmenphilosophie des Unternehmens als einen Boys-Club, mit „Besäufnissen, Prügeleien und Exkursionen in Stripclubs“. Sexismus und verbale Gewalt seien an der Tagesordnung gewesen. Das soll sich nun allerdings ändern.
Rockstar Games wird zeitgemäß – und so auch „GTA 6“
Das 1998 gegründete Unternehmen hat inzwischen einige Führungskräfte entlassen, die sich gegenüber Mitarbeiter:innen unangemessen verhalten haben sollen. Die Gender-Pay-Gap soll zunehmend geschlossen werden, außerdem gibt es Zusatzleistungen für die psychische Gesundheit der Angestellten. Diese interne Umstrukturierung erfordert natürlich Zeit, laut einiger Aussagen müssen sich bestimmte Abläufe auch erst einspielen. Das wird für das aktuellste Projekt der Entwickler:innen vor allem eine Auswirkung haben: Das Release-Datum wird sich weiter nach hinten verschieben. Seit 2014 wird bei Rockstar Games an „GTA 6“ gearbeitet – und ein Ende ist nicht in Sicht, wobei Expert:innen mit einem Erscheinen im Zeitraum 2023/2024 rechnen. Aber das ist nicht die einzige Veränderung, die der neueste Teil der Action-Reihe erfahren soll.
„GTA 6“ erstmals mit Protagonistin
Erstmals soll eine von zwei Hauptfiguren weiblich sein. In einer Spielewelt, in der Frauen bisher hauptsächlich als Sexobjekte aufgetreten sind, darf man das durchaus als Fortschritt bezeichnen. Die Protagonistin, die außerdem einen lateinamerikanischen Hintergrund haben wird, soll Teil eines Zweiergespanns im Stile von Bonnie und Clyde sein. Als neuer Spielort soll nach New York City und Los Angeles eine fiktive Version von Miami geboten werden. Fans der Reihe dürften sich dabei an „GTA Vice City“ erinnert fühlen. Im Gegensatz zu früheren Zeiten will man bei den satirischen Inhalten aber künftig mehr darauf achten, nicht nach unten zu treten und damit Stimmung gegen Minderheiten zu machen. Ob und wie sehr sich die neue Firmenphilosophie tatsächlich im Spiel niederschlägt, wird sich allerdings noch zeigen müssen.
Hauptsache es wird ein gutes Spiel … auch wenn es dauert. Wir haben ja bei CP2077 gesehen, was passiert, wenn die Investoren und Fans Druck aufbauen. Zumal nach der Veröffentlich kein Hahn mehr danach kräht, ob das Game ein halbes Jahr später veröffentlicht wurde.