KI-Radarsystem schaut bei alten Menschen nach dem Rechten
Ein mit künstlicher Intelligenz ausgestattetes System soll künftig dabei helfen, den Gesundheitszustand und die Sicherheit von Senior:innen zu überwachen.
Elektromagnetische Strahlen registrieren Bewegungen
Forschende der kanadischen University of Waterloo haben dazu ein System entwickelt, das mit elektromagnetischen Strahlen arbeitet. So können, ohne den Einsatz einer Kamera, Bewegungen von Menschen erfasst werden. Bei Auffälligkeiten soll es dann Alarm schlagen.
So funktioniert das System im Detail: Ein Sender, der an der Wand oder der Decke befestigt werden kann, schickt Millimeterwellen mit niedriger Leistung durch den Raum. Die Wellen prallen dann an dem Menschen ab und werden von einem Empfänger erfasst.
Wahrscheinlichkeit von Sturz oder Harnwegsinfektion soll berechnet werden
Mithilfe von künstlicher Intelligenz werden diese Daten dann ausgewertet und auf Abweichungen gescannt. Zum Beispiel, ob sich der Gang eines Menschen verändert hat und ein Sturz wahrscheinlich ist. Wie häufig ein:e Bewohner:in eines Pflegeheims auf die Toilette geht, soll dadurch auch gemessen werden können. Auf diese Weise soll etwa auf die Möglichkeit einer Harnwegsinfektion aufmerksam gemacht werden, wie es vonseiten der Universität heißt.
Die Wissenschaftler:innen preisen ihre Entwicklung als diskretere Variante im Vergleich mit einer Überwachung durch Kameras an. Zudem soll sie bequemer sein als Sensoren, die Senior:innen ansonsten am Körper tragen müssten.
Das System ist bereits in mehreren Langzeitpflegeheimen installiert. Es soll auch in Krankenhäusern und Privaträumen eingesetzt werden können.
KI im Pflegeheim: Hoffnung auf Entlastung
Pflegeheime und Krankenhäuser erwarten sich vom Einsatz künstlicher Intelligenz schon länger eine Entlastung ihrer Arbeitskräfte. Sie sollen ihnen etwa Papierkram und andere Routinetätigkeiten abnehmen. Im Idealfall sollen die Pflegenden so mehr Zeit für die persönliche Zuwendung haben, die von KI nicht ersetzt werden dürfe, so der Tenor.
Bill Gates äußerte diese Hoffnung kürzlich in seinem Lob für die neuen KI wie ChatGPT.
Doch es gibt auch Schattenseiten des KI-Einsatzes im Medizinsektor. So nutzen Krankenversicherungen in den USA Algorithmen, die bestimmen sollen, wann Patient:innen aus dem Krankenhaus entlassen werden können. In einem Fall, über den wir bereits berichtet haben, wurde eine 85 Jahre alte Frau nach 16 Tagen für gesund genug erklärt, um wieder nach Hause gehen zu können. Die Versicherung stellte die Zahlungen also ein. Die Bewertung der Ärzt:innen zeigte allerdings, dass die Frau sich nicht einmal alleine anziehen geschweige denn auf die Toilette gehen konnte. Ein Gericht erklärte später, dass die KI-basierte Entscheidung des Versicherers „bestenfalls spekulativ“ war.