KI in der Chefetage: Kann die Technologie menschliche Führungskräfte ersetzen?
Wer in einem Unternehmen etwas zu sagen hat, ist oft auch in dieser Position gelandet, weil er oder sie sich durchsetzen konnte in der Ellenbogengesellschaft und ziemlich wahrscheinlich auch nicht auf den Mund gefallen ist. Doch Angestellte bemängeln immer wieder, dass ihre Vorgesetzten etwas roboterartig daherkommen, aufgesetzt wirken und mit Fachvokabular um sich werfen.
Eine Studie der D’Amore-McKim School of Business, die an der Northeastern University in Boston, Massachusetts, beheimatet ist, hat jetzt spannende Ergebnisse geliefert. Die Studie vergleicht menschliche Führungskräfte und künstliche Intelligenzen, darunter ChatGPT, in Bezug auf ihre Leistung in hochrangigen Führungspositionen.
KI kann das auch
Viele Unternehmen, insbesondere börsennotierte, veröffentlichen vierteljährlich Gewinnmitteilungen, um ihre Investoren über ihre finanzielle Entwicklung zu informieren. Diese Mitteilungen werden in der Regel vom CEO und dem Finanzvorstand präsentiert, gefolgt von einer Fragerunde. Doch oft bleiben die Führungskräfte bei den Antworten auf die Fragen recht zurückhaltend und verweisen lediglich auf bereits vorbereitete Aussagen. Das erinnert sehr an die ersten Versuche mit Chatbots, die nicht auf die Fragen der Nutzer eingehen, sondern sich lediglich einem limitierten Antwortrepertoire bedienten.
Hier kommt die künstliche Intelligenz ins Spiel. ChatGPT und ähnliche KI-Technologien könnten dazu verwendet werden, Teile dieser Aufgabe zu übernehmen. Das Analysieren und Wiedergeben von vorherigen Aussagen ist eine Stärke von Chatbots und könnte dazu beitragen, die Effizienz dieser Kommunikation zu steigern.
Um dieser Möglichkeit weiter nachzugehen, haben Forscher KI-Systemen die gleichen Fragen gestellt, die zuvor Führungskräften gestellt worden waren. Dabei glichen sich beide Antworten oft, sofern die CEOs keine neuen Informationen preisgaben – und genau das war der entscheidende Punkt.
Menschlichkeit siegt
Die Ergebnisse zeigen, dass die Aktienkurse von Unternehmen signifikant stärker reagierten, wenn die Führungskräfte weniger roboterhaft antworteten und stattdessen neue Informationen präsentierten. Mit anderen Worten: Menschliche Führungskräfte, die in der Lage waren, zusätzliche Einblicke und Details zu bieten, hatten einen positiveren Einfluss auf die Aktienentwicklung.
Für Unternehmen ergeben sich aus dieser Erkenntnis neue Möglichkeiten. In schweren Zeiten könnten KI die Präsentation übernehmen und unemotionale Antworten geben, genau wie es CEOs heute schon zuhauf tun. Wenn mehr Menschlichkeit verlangt wird, um den Kurs möglicherweise nach oben zu pushen, könnten die Führungskräfte dann selbst zum Mikrofon greifen und eben nicht nur stumpf Zahlen analysieren, sondern den Zuhörern einen Mehrwert bieten, denn den Rest kann auch die KI.