Kim Kardashian bei der OMR: Eine Lehrstunde in Sachen Authentizität und Personal Branding
Es war das Thema des ersten Tages der Marketing-Konferenz OMR: US-Star Kim Kardashian war da. Während über zehn Stunden auf vier Bühnen Programm geboten wird, interessiert besonders der knapp 45 Minuten lange Auftritt des Promis. Vorsorglich hatte der Veranstalter ihren Aufritt auf die größte Bühne gelegt und zwei weitere für einen Livestream geblockt.
Sogar die Übertragungsräume waren voll
Der Platz reichte dennoch nicht: Die große Bühne – Conference Stage genannt – kam an ihre Kapazitätsgrenze und musste geschlossen werden, die danebenliegende Red Stage war ebenfalls voller Menschen. Der Großteil der Besucher:innen wollte den Star sehen – aber hat sich das auch inhaltlich gelohnt?
Kardashian wurde von der bekannten Tech-Journalistin Kara Swisher interviewt, auch OMR-Gründer Philipp Westermeyer stellte einige Fragen. Interessante Punkte zum Thema Marketing gab es gegen Ende, sonst war besonders der Inhalt zwischen den Zeilen interessant.
Tochter bringt Kardashian zu Tiktok-Tänzen
Kardashian erzählte, sie würde besonders Instagram und X nutzen – Tiktok würde sie nur auf Drängen ihre Tochter North bedienen. Da lasse sie sich zu dem ein oder anderen Tanz überreden: Sie positioniert sich schon da als Mutter, die ihre Tochter bei einem Hobby unterstützt.
Diese Positionierung zog sich durch das Gespräch. Auf die Frage, was sie in den nächsten Jahren machen wolle, antwortete sie, sie wolle ihre Kinder zur Schule bringen, sie durch die Highschool begleiten. Auch über den Umgang mit Medien im Hause Kardashian sprach sie: Möglichst wenig Screentime sei angesagt.
Positionierung als liebende Mutter
Für eine Prominente, die ursprünglich mit Screentime über eine US-Reality-TV-Show bekannt wurde und unter anderem davon lebt, ihr Leben bei Social Media zu teilen, ist das eine spannende Aussage. Ebenso fiel folgender Satz auf: „Ich kann nicht über mich selbst sprechen“, sagte der Profi im Personal Branding. Bei der OMR wählte sie offensichtlich die Positionierung als zurückhaltende und liebende Mutter, die sich durch ihren Auftritt zog.
Spannend war in diesem Kontext auch ihre Antwort auf die Frage, wie sie sich selbst sehe. Die Antwort sollte ein Wort sein. „Das ist eine harte Frage“, sagte sie. Für die Antwort ließ sie sich Zeit: „Mutter sein.“
Produkte werden aus persönlichem Bedarf entwickelt
Gleichzeitig betonte sie „Authentizität ist alles“. Es gehe darum „glaubhaft“ zu sein. Diesen Grundsatz wende sie auch für ihre Marken an – die formende Unterwäsche Skims und die Kosmetiklinie Skkn. Ihre Produkte entstünden aus einem persönlichen Problem heraus; bei Skims waren das etwa in ihrem Hautton fehlende Wäscheangebote. „Ich frage mich, was am Markt fehlt, wofür ich einen Bedarf habe“, fasst sie zusammen.
Insgesamt drehe sich die Frage nach der Authentizität um den persönlichen Antrieb. Allerdings zeigt Kardashian auch etwas anderes: Es geht darum, zu wissen, welche Teile der eigenen Persönlichkeit geteilt werden sollen. Authentizität ist glaubhaftes Storytelling – das zeigt Kardashian mit ihrem Auftritt bei der OMR selbst.
Learning: Authentizität ist das passende Brand-Storytelling
Dabei ließ sie sich auch von „Free Palestine“-Rufen nicht aus der Ruhe bringen. Sie kommentierte einige Minuten später, sowohl für Palästinenser:innen als auf für Israelis Sympathie zu haben. Auch auf die Frage durch Swisher, ob sie in die Politik wolle, blieb sie unpolitisch: Die Antwort war langes Schweigen.
Dafür sprach sie über ihre Ambitionen als Anwältin, dieser Arbeit wolle sie in Zukunft ebenfalls nachgehen. Für sie gelte es, hart zu arbeiten, um Ergebnisse zu bekommen. Westermeyer fragte nach, ob sie das Imposter-Syndrom kenne – dabei denken Betroffene, nicht wirklich eine Leistung zu erbringen. „Ich habe es“, sagt sie.
Insgesamt zeigt sich Kardashian auf der Bühne nachdenklich, sie ließ sich Zeit für ihre Antworten und sprach mit Bedacht. Nur bei einer Frage war sie sehr deutlich. Angesprochen darauf, ob sie einen Eindruck in der Öffentlichkeit geraderücken wollte, antwortet sie: „Ich gebe einen Schei* darauf, was ihr falsch versteht.“