Klarna bringt Shopping Lense und mehr: Sieht so die Einkaufsrevolution aus?

Dass Klarna vom reinen Payment-Dienstleister und BNPL-Anbieter weg und im Laufe der Zeit immer mehr zur Shopping-App für den gesamten Einkaufsprozess werden will, hat das Unternehmen mehr als einmal angekündigt. Jetzt kommen drei neue Funktionen für den deutschen Markt hinzu, die sich allesamt an die Endkund:innen richten.
Da ist zum einen Klarna Shopping Lense, ein Feature, mit dem Verbraucher:innen ein Foto eines Produkts aufnehmen können, um damit herauszufinden, wo diese oder ähnliche Produkte zu kaufen sind. Mithilfe von KI übersetzt Klarna dazu das Bild in einen Suchbegriff, sodass Verbraucher:innen alles, was ihnen ins Auge sticht, online finden können. Zusätzlich sucht die Klarna-App das beste Angebot auf Basis des eigenen Vergleichstools. Mit dem Discovery Shopping Feed, der Produkte auf Basis persönlicher Vorlieben empfiehlt, baut das Unternehmen auf frühere KI-Anwendungen auf.
Neu ist auch ein Barcode-Scanner, mit dessen Hilfe sich Barcodes von Produkten im stationären Handel scannen lassen. Verbraucher:innen finden so schnell heraus, wo im Onlinehandel die Ware günstiger erhältlich oder in der gewünschten Variante zu bekommen ist. Kein fairer Zug für den ohnehin angeschlagenen Präsenzhandel, aber ein gängiger Move vieler Kund:innen.
Shoppable Videos: Waren direkt aus dem Video heraus kaufen
In eine etwas andere Richtung gehen die Shoppable Videos, die Klarna jetzt in Deutschland, Schweden und UK launcht: Marken und Creator können hier Video-Content über die Klarna-App veröffentlichen und Nutzer:innen die darin beworbenen Produkte direkt über integrierte Links kaufen. Auf diese Weise werden alle Arten der Inspiration – ob aus der physischen Welt oder online – mit dem Such- und Vergleichstool von Klarna verknüpft, sodass Verbraucher:innen schnell Produktinformationen und Preisvergleiche erhalten. Dank der KI-gesteuerten Empfehlungsfunktion der App sollen Nutzer:innen nur für sie relevante Videos sehen. In den USA gibts bereits erste Zahlen zur Akzeptanz. Hier sei die durchschnittliche Verweildauer um 60 Prozent und die Klickrate um 25 Prozent gestiegen, erklärt das Unternehmen.
Darüber hinaus hat Klarna einige weitere Produktaktualisierungen angekündigt, etwa Klarna Cash, ein Prämienprogramm mit Cashback, das zunächst nur in Großbritannien neu an den Start geht, sowie eine Klarna-Login-Funktion, mit der man Einzelhändler:innen eine Single-Sign-on-Lösung bietet. Die neuen Funktionalitäten betreffen zunächst nicht den deutschen Markt, zeigen aber sehr gut, wie Klarna Antworten auf alle im Handel gängigen Themen in die App packen will.
Wirklich neu ist all das nicht – Barcodeverarbeitung und -erfassung bieten auch einige Preissuchmaschinen und Vergleichsportale in ihren Apps an. Auch die Shopping Lense ist in ihrer Grundidee auch schon in Google Lens verankert: Eine KI verarbeitet die Informationen über einen gezeigten Artikel und findet Ähnliches. Das funktioniert je nach Warengruppe eher mittelmäßig, sorgt aber (egal, ob via Google oder Klarna) dafür, dass sich Kund:innen auf Entdeckungs- und Einkaufstour begeben.
Immerhin: Mit der In-App-Kamera-Funktion soll die Shopping Lense über zehn Millionen Artikel visuell identifizieren und zuordnen können. Ähnliche Artikel anzuzeigen, die im Stil des abgebildeten Produkts gehalten sind, wird die App im Laufe der Zeit sicher besser lernen, umso mehr Erfahrungen und Nutzer:innen-Insights zur Verfügung stehen.
Auch die Kaufoptionen aus dem Video heraus sind nichts, was Klarna erfunden hätte. Und doch ist der Weg, den Klarna hier beschreitet, bei der Brücke zwischen der physischen und der digitalen Welt des Einkaufens anzusetzen, die richtige Strategie. Ob Klarna damit wirklich „die Revolution im Einzelhandel anführt“, wie es Sebastian Siemiatkowski, CEO und Mitbegründer von Klarna, formuliert, darf indes bezweifelt werden und ist wohl unter Marketing-Prosa zu verbuchen.