Schön, dass es jetzt Emulatoren für das iPhone gibt – aber will man das?

Es muss Weihnachten 1999 gewesen sein, als mein erster Gameboy mit Pokémon (Rote Edition) und Super Mario Land 2 unter dem Baum lag. Der Beginn von unzähligen Stunden Spielspaß und mein Einstieg in die Gaming-Welt.
Nach nur schlappen 25 Jahren kann ich die beiden Spiele jetzt erstmals (ohne Jailbreake) auch auf meinem iPhone spielen. Emulatoren und auch ein bisschen der EU sei Dank. Denn der Digital Markets Act zwingt Apple dazu, alternative App-Stores zuzulassen, und Apple lockert im Zuge dessen auch weitere Einschränkungen und lehnt sogar Emulatoren nicht mehr kategorisch ab. Toll, denke ich mir, das muss ich ausprobieren!
Die Wahl fällt auf die App AD Boy, alternativ könnte ich auch Delta nutzen. Allerdings ist diese App in Europa nur über den alternativen Marktplatz AltStore PAL verfügbar. Nach der Installation und der Einrichtung gilt es nun ein Spiel in den Emulator zu laden. Und spätestens hier wird es rechtlich schwierig. Denn auch wenn ich Pokémon (Rote Edition) und Super Mario 2 seit 25 Jahren als physische Cartridge besitze, muss ich dennoch eine ROM (also eine digitale Kopie) dieser Spiele in das Programm laden. Und so eine ROM ist und bleibt eine Raubkopie, da ein Kopierschutz umgangen werden muss, um sie zu erstellen.
Um rechtlich sicher zu sein, greife ich daher auf eine Open-Source-ROM, genauer das Spiel Big2Small, zurück. Ja, bis eben wusste ich das auch noch nicht, aber es gibt auch heute noch Entwickler:innen, die Spiele für den Gameboy entwickeln. Und häufig sind diese dann kostenlos und können ganz legal als ROM heruntergeladen werden.
Doch die rechtlichen Fragen sind nicht das einzige Problem mit Emulatoren auf dem iPhone. Denn nach zehn Minuten ist für mich klar: Das bringt kein bisschen Spaß. Und der Grund sind nicht die Spiele – die sehen auf dem Display des iPhones super aus. Das Problem ist die Steuerung.
Die simulierten A- und B-Knöpfe auf einem Touchdisplay zu drücken, mag noch einigermaßen gehen, aber beim Steuerkreuz hört es auf. Spätestens wenn die Spielfigur zum fünften Mal einfach stehen bleibt, weil das Touchdisplay die Eingabe nicht richtig erkennt, oder wenn sie zum zehnten Mal einfach in den Abgrund rennt statt zu springen, ist klar: Ohne physische Knöpfe ist das unspielbar.
Ja klar, ich könnte jetzt einen Controller mitnehmen und per Bluetooth mit dem iPhone verbinden, um unterwegs ’ne kleine Runde zu spielen. Aber dann kann ich auch gleich einen Gameboy oder einen Pocket von Analogue einstecken. Mit echten Tasten und ohne die rechtlichen Probleme rund um die ROM. Danke liebe EU und Apple, aber für mich sind Emulatoren auf dem iPhone nichts.
In den meisten Fällen wird das ganze wohl eher ungenutzt rumliegen.
Ähnlich zeigt sich das ja bei anderen Emulatoren schon in den Kommentaren.
Aber am Ende stört es ja auch nicht. Wer es nutzten will soll das halt tun.