Wo Reibung ist, entsteht Wärme. Dieser eine Satz beschreibt ganz gut, wie produktiv ein Konflikt sein kann, wenn er gelöst wird und zu einem Kompromiss oder mindestens zu einem gegenseitigen Verständnis führt. Doch nicht immer enden Streitgespräche so. Menschen neigen dazu, sich angegriffen zu fühlen oder auf dem eigenen Standpunkt zu beharren. Das weiß auch Stephanie Huber, Mediatorin mit dem Schwerpunkt Wirtschaftsmediation und Konfliktmanagement. In einem Gastbeitrag für Business Insider schreibt sie, dass Menschen in den allerschlimmsten Fällen versuchen, einen Streit entweder ganz zu vermeiden, ihn umgehen und in sich hineinfressen oder aber losschreien und mit Totschlagargumenten auf ihr Recht pochen. „Das ist kein guter Umgang mit Streit“, erklärt sie. Das seien emotional unterschiedliche Verhaltensweisen, die enorme Mengen an Energie und Ressourcen fressen.
Um Emotionen in den Griff zu bekommen, rät Huber zunächst, sich im Falle eines aufkommenden Streits erst kurzzeitig aus dem Weg zu gehen und die Situation später erneut zu klären versuchen. In den allermeisten Fällen beruhigen sich die Konfliktparteien, jedoch nicht immer. „Es bedarf viel eigener Beherrschung, gerade dann, wenn man richtig wütend ist“, schreibt die Expertin weiter. Problematisch sei vor allem, wenn sich gar keiner bewegt. Häufig sei dann am Ende eines Streitgesprächs alles gesagt, alles Wichtige wiederholt und dennoch will der Kontrahent den mehrfach erklärten Standpunkt nicht anerkennen und beharrt stoisch auf seiner unterschiedlichen Meinung. In so einem Fall braucht es eine dritte Person, die den Konflikt beilegt, so Stephanie Huber. „Die richtige Lösung ist, den Streit ein für alle Mal zu klären und dann friedlich gemeinsam weiterzuarbeiten.“
Mediation im Konfliktmanagement: Die Win-Win-Lösung als Ziel
Stephanie Huber empfiehlt dabei die Konfliktmanagementmethode der Mediation, die bereits in den 1960er- und 1970er-Jahren in den USA entwickelt wurde. Sie stellt dort mittlerweile in vielen Bereichen eine ebenso häufig wie erfolgreich genutzte Alternative zum gerichtlichen Verfahren dar. Auch in Deutschland sowie in anderen europäischen Ländern findet das Konzept der Mediation zunehmend Verbreitung, was sich unter anderem im Erlass des deutschen Mediationsgesetzes 2012 widerspiegelt. Anders als bei herkömmlichen Gerichtsverfahren, in denen eine Partei auf Kosten der anderen gewinnt, oder bei klassischen Kompromisslösungen, bei denen beide Seiten gleichermaßen nachgeben müssen, ist das Ziel der Mediation ein anderes: Hier geht es darum, dass auf Basis der Interessen der Beteiligten der Konflikt oder die komplexe Entscheidungssituation so bearbeitet wird, dass eine sogenannte Win-Win-Lösung erzielt wird.
„Wer hat nicht gerne einen Chef, der sich kümmert?“
Auch wenn der Ursprung sich zunächst auf die Schlichtung von potentiellen Rechtsstreitigkeiten bezieht, können die Vorgehensweisen auch im Rahmen von Konflikten innerhalb eines Teams greifen. Aufhören zu streiten und sich einzugestehen, dass man nicht vorankommt, bedeutet auch, zu erkennen, dass der Konflikt nur noch unnötig Zeit und Kraft kostet. Die Konfliktmanagerin erklärt, dass selbst bei einem berechtigt erscheinenden Streit und sich jeweils im Recht glaubenden Kontrahenten ein Ende der Diskussion die sinnvollste Entscheidung sei. Den Streit in unabhängige Hände zu geben und einen Schlichter der eigenen Wahl einzuschalten, sei dann immer die bessere Variante. Als Mediator sollte immer jemand fungieren, der neutral und allparteilich ist. Jemand, der nicht emotional eingebunden ist. Huber rät auch deshalb davon ab, den Chef selbst schlichten zu lassen, sondern in besonders schwierigen Fällen lieber externe Hilfe ins Unternehmen zu holen.
Einige private Mediatorenverbände können dabei beratend zur Seite stehen. Die Deutsche Gesellschaft für Mediation (DGM), der Verband Integrierte Mediation (IM), der Bundesverband Mediation in Wirtschaft und Arbeitswelt (BMWA) und der Bundesverband Mediation (BM) sind die bekanntesten Anlaufstellen in Deutschland. Sie fordern von Mediatoren eine Ausbildung von mindestens 200 Stunden und zertifizieren Mitgliedsunternehmen, die nach den Standards der Verbände ausbilden. Gute Mediatoren vereinen Fähigkeiten des Konfliktmanagements, der Teamarbeit, der Projektentwicklung und der Verfahrensgestaltung. „Nicht selten sind die Führungskräfte, die die Mediation vorgeschlagen haben, die Helden des Unternehmens. Denn wer hat nicht gerne einen Chef, der sich kümmert?“, schreibt Stephanie Huber abschließend. Wer nicht in der Lage ist, den Konflikt selber zu bereinigen oder nicht riskieren will, dass Fronten sich unaufbrechbar verhärten, der könne mit Mediation viel erreichen.
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Hallo zusammen. Ich möchte der Autorin in allen Belangen zustimmen. Allerdings geht Mediation weit über die beschriebenen Konflikte hinaus. Gerade t3n als Digital Pioneers können hier mal schauen. Die Konsequenzen durch Digitalisierung sind vielfältig und betreffen viel mehr Probleme in Betrieben als die Mitarbeiterfragen. Hier eine Grafik dazu.
http://www.mensch-und-betrieb.de/digitalisierung-im-betrieb/
Fragt euch, wer die wahre Macht im Betrieb hat, wenn es um die IT geht. Oder in Fertigungsprozessen wenn die Menschen durch die Komplexität völlig überfordert werden.
Lösungen können hier in der Mediation liegen. Das Gericht klärt nur die Schuld.
Und noch ein Wort zu Mediationsvereinen. Die Kunden sind da nicht versammelt. Einfach mal schauen wo der Mehrwert für Unternehmen liegt.
Viele Grüße
Achim Gilfert
Bitte um Entschuldigung für die Schreibfehler. Es wäre besser gewesen, den Kommentar auf dem Rechner zu schreiben und nicht auf dem Handy. Sorry an den Autor. Achim Gilfert
Streitigkeiten mit Kollegen sind furchtbar, aber ist es auch nicht wirklich hilfreich, den Streit zu vermeiden. Als Store-Managerin habe ich das oft erlebt. Ich habe immer versucht, zwischen Streitparteien zu vermitteln, aber in einigen Fällen könnte ich mir eine Wirtschaftsmediation gut vorstellen.