Konkurrenz zu Google Maps? Tomtom startet eigene Plattform auf Open-Source-Basis
Für viele Menschen gehört die Navigation per Google Maps mittlerweile zum Alltag. Für Firmen bietet die Navigationssoftware allerdings einen Nachteil: Das Google-System ist proprietär und damit verhältnismäßig geschlossen gestaltet. Die Möglichkeiten zur individuellen Anpassung sind begrenzt, ob, wann und welche Veränderungen es gibt, hängt allein von Google ab.
Wer eine Alternative zum Platzhirsch aus dem Silicon Valley sucht, kann sich im Open-Source-Bereich umsehen – und wird auf die Geodaten-Sammlung von Open Street Map (OSM) stoßen. Die bietet offene Gestaltungsmöglichkeiten, weist allerdings auch Mankos auf: Wie gut die einzelnen Kartengebiete dokumentiert sind, hängt vom Engagement der internationalen Community ab, OSM ist außerdem nicht standardisiert.
Jetzt hat der niederländische Geodaten-Anbieter Tomtom angekündigt, eben diese Mängel in einem eigenen Projekt zu beheben.
Tomtom will „Open Street Map unternehmenstauglich und kommerziell nutzbar“ machen
Mit der Tomtom Maps Platform wolle man basierend auf den bisherigen Funktionen von Open Street Maps ein Mapping-System schaffen, das Innovationen in der Geodaten-Branche unterstützt.
„Die Tomtom Maps Platform macht Open Street Map unternehmenstauglich und kommerziell nutzbar“, so Michael Harrell, stellvertretender Leiter der Entwicklungsabteilung bei Tomtom. Das Angebot soll aber nicht nur Unternehmen, sondern allen OSM-Nutzer:innen zur Verfügung stehen. Man wolle „all die zusätzlichen Funktionen oder Fähigkeiten hinzufügen […], die die Leute daran hindern, OSM zu nutzen“, sagte Harrell beim firmeneigenen Capital Markets Day 2022.
Im Zuge des Tomtom-Projekts sollen insgesamt drei Komponenten geschaffen werden: Neben einer neuen Karte mitsamt entsprechender Datenbank plant das Unternehmen eine Bauplattform für Karten und Standortdaten sowie ein Ökosystem zur Unterstützung von Partnern und zum Datenaustausch.
Geodaten: Kollektive Ressourcen sollen „Google und die Konkurrenz“ schlagen
Etwas kleinschrittiger aufgeschlüsselt bedeutet das: Tomtom will bis zum zweiten Quartal 2023 eine Karte bauen, die neben den Daten der OSM-Community beispielsweise auch Sensordaten aus dem Straßenverkehr oder Sondendaten einbezieht. Alle eingehenden Informationen werden validiert und standardisiert, mithilfe von KI-Tools soll die Karte immer wieder möglichst schnell und besonders detailgetreu aktualisiert werden.
Wer die Karte nutzt, kann sie mithilfe verschiedener Features bearbeiten oder beispielsweise zusätzliche Datenquellen einbringen. Die Geodaten können außerdem unkompiliert oder per API in unternehmenseigene Prozesse und Systeme übernommen werden.
Insgesamt ist das Projekt von Tomtom natürlich nicht vollkommen uneigennützig angelegt. Die Plattform soll die Wettbewerbsfähigkeit sowie das Wachstum des Unternehmens steigern. Indem man eine proprietäre Kartenlösung mit kollektiven Ressourcen anbiete, wolle man „Google und die Konkurrenz“ schlagen – und das selbst gesteckte Umsatzziel der nächsten drei Jahre über 600 Millionen Euro erreichen.