Bankwechsel geplant? So findest du ein kostenloses Girokonto ohne Haken

Girokonto ohne Kosten? Diese Tricks helfen dir, das beste Angebot zu finden. Foto: Valeri Potapova/Shutterstock)
Gegen den Trend führt die Postbank wieder ein kostenloses Girokonto ein – denn bei den meisten anderen Banken müssen Kund:innen für die Kontoführung zahlen. Gerade erst hat die Commerzbank ihr kostenloses Girokonto abgeschafft – zumindest für die meisten Kund:innen. Ab Mai kostet die Kontoführung hier wieder 4,90 Euro. Nur wer mehr als 50.000 Euro angelegtes Vermögen etwa auf einem Tages- oder Festgeldkonto bei der Bank hat, muss nichts fürs Girokonto zahlen.
Laut der Unternehmensberatung schrumpft die Zahl der kostenlosen Girokonten: Aktuell bieten nur noch 1.771 Banken solche Modelle an, im Vorjahr waren es 1.924. Hauptgründe sind steigende Kosten und der anhaltende Niedrigzins. Viele Institute sehen sich gezwungen, Gebühren zu erheben, um ihre Kosten zu decken.
Das steckt hinter dem Postbank-Angebot
Warum die Postbank das anders macht? Mit „Postbank Giro pur“ zielt die Deutsche-Bank-Tochter auf junge, digitalaffine Nutzer und will Direktbanken Konkurrenz machen. Das neue Konto kann ausschließlich online eröffnet und verwaltet werden. Die Postbank treibt gerade ihr Digitalgeschäft voran, während die 550 Filialen auf 320 reduziert werden. So soll das Privatkundengeschäft unterm Strich profitabler werden.
Allerdings hängt das neue Gratis-Angebot auch von Bedingungen ab, damit es wirklich kostenlos ist, darunter ein monatlicher Geldeingang von mindestens 900 Euro. Außerdem müssen die alltäglichen Bankgeschäfte, also etwa Überweisungen, online erfolgen. Liegt der monatliche Geldeingang unter 900 Euro pro Monat, berechnet die Bank wieder eine Gebühr von 5,90 Euro.
Kostenlos – aber nur wenn…
Mit diesen Voraussetzungen an die kostenlose Kontoführung ist die Postbank nicht allein. Viele Anbieter knüpfen das Versprechen auf ein Gratis-Konto an Bedingungen wie einen bestimmten Mindesteingang pro Monat. Du solltest also sicherstellen, dass du diese Bedingung erfüllen kannst, bevor du dein Girokonto wechselst.
Viele Banken haben außerdem besonders günstige oder kostenlose Angebote für junge Menschen unter 28 Jahren. So sollen Kund:innen, die kein eigenes regelmäßiges Einkommen haben, an die Bank gebunden werden. Bei anderen wird das Konto kostenlos, wenn du andere Dienstleistungen nutzt, etwa wenn du auch ein Depot bei der Bank führst.
Wechselwillige werden außerdem oft mit Prämien gelockt, wenn sie mit ihrem Geld umziehen. Lass dich davon nicht blenden, sondern rechne genau aus, was du für Kontoführung und andere Dienstleistungen zahlst – denn so eine Einmalzahlung relativiert sich schnell, wenn die laufenden Kosten hoch sind.
Wechseln? Nein danke
Grundsätzlich sind die Deutschen eher Wechselmuffel. Eine YouGov-Umfrage aus dem November 2024 zeigt: Nur 9 Prozent der deutschen Bankkund:innen haben in den letzten zwölf Monaten ihr Girokonto gewechselt, 11 Prozent planen einen Wechsel innerhalb des kommenden Jahres. Dabei sind vor allem jüngere Menschen eher bereit, sich ein neues Girokonto zu suchen. Der wichtigste Antrieb sind dabei hohe Gebühren bei der bisherigen Bank.
Dabei ist ein Wechsel gar nicht so schwer: Deine alte Bank ist sogar verpflichtet, dir auf Wunsch dabei zu helfen, Daueraufträge, Lastschriften und Überweisungen umzustellen.
Die Stiftung Warentest hat im vergangenen Jahr ein Sparpotenzial von bis zu 300 Euro im Jahr ausgemacht, wenn Kund:innen ihr Girokonto wechseln. Das zeigt, wie weit die Spanne bei den Gebühren ist. Im Schnitt forderten die 180 Banken und Sparkassen 119 Euro im Jahr. Bei der Auswahl eines Girokontos empfehlen die Tester, nur solche Konten in die engere Wahl zu ziehen, die bei den Gebühren unter 60 Euro im Jahr bleiben. Das trifft derzeit auf etwa die Hälfte der Kontomodelle am Markt zu.
Was du rund um das (kostenlose) Girokonto beachten musst
Allerdings sind die monatlichen Kosten und der Mindest-Geldeingang nicht die einzigen Faktoren, die du dir beim Wechsel auf ein neues Girokonto anschauen solltest. Trotz der gebührenfreien Kontoführung können andere Leistungen der Bank sehr wohl kostenpflichtig sein. So geben viele Banken eine Visa oder Mastercard aus, für die eventuell eine Jahresgebühr anfällt. Bei einigen sinken die Kosten aber, wenn die Karte regelmäßig genutzt wird. Bei immer mehr Banken ist außerdem die Girocard, die früher meist kostenlos ausgegeben wurde, jetzt oft kostenpflichtig.
Auch für Überweisungen berechnen Banken Gebühren, insbesondere wenn diese nicht online erfolgen, sondern per Einwurf, Fax oder Telefon. Überweisungen in fremden Währungen kosten dich fast immer etwas. Bei einigen Anbietern können auch Gebühren anfallen, wenn du in fremder Währung zahlst oder Geld abhebst, also etwa, wenn du im Urlaub bist – je nachdem, ob du dazu deine Girocard oder die Kreditkarte nutzt. Wenn du also häufig auf Reisen bist, kann das zu einem Kostenfaktor werden.
Für viele ist bei der Auswahl einer Bank auch wichtig, dass sie über genug und leicht erreichbare Geldautomaten verfügt – und dass die Bargeldabhebung kostenlos ist. Bei einigen Anbietern ist das erst ab einem Mindestbetrag der Fall. Hebst du Geld bei einer fremden Bank ab, kostet das meist etwas – es sei denn, deine Bank gehört zu einem Zusammenschluss wie Cash Group, Cashpool, BankCard ServiceNetz oder Sparkassen-Finanzgruppe.
Außerdem solltest du dir anschauen, wie hoch die Dispozinsen bei der neuen Bank sind, denn viele Institute schlagen hier richtig zu. Momentan bewegen sich diese in einer Spanne von 3,8 Prozent bis 17,2 Prozent im Jahr. Laut Stiftung Warentest lag der mittlere Dispozins im Januar 2025 bei 12,06 Prozent.
Bafin-Portal hilft beim Vergleich
Weil so viele Fragen rund um das Girokonto zu beantworten sind, bevor du wechselst, solltest du die Angebote vorher vergleichen. Zumal jede Bank mehrere Kontomodelle hat. Dazu kannst du seit einem Monat das kostenlose Vergleichs-Tool der Finanzaufsicht Bafin nutzen.
Der Vorteil: Hier findest du die Angebote von rund 1.100 Banken, denn die Anbieter sind verpflichtet, Basisinformationen für den Vergleich zur Verfügung zu stellen. Allerdings sind sie für die Richtigkeit der Angaben selbst verantwortlich.
In den Filterfunktionen kannst du einstellen, was dir wichtig ist, etwa eine kostenlose Kontoführung, eine Höchstgrenze für den Dispozins oder eine kostenlose Girokarte zum Konto. Die Ergebnisse kannst du auch regional filtern oder einstellen, für wen das Konto gedacht ist, denn für Minderjährige, Studierende oder Rentner:innen gibt es oft besondere Kontomodelle.
Aktuell listet das Bafin-Vergleichsportal beispielsweise 122 von 6.918 Konten als kostenlos und ohne Anforderung an einen monatlichen Geldeingang auf, bei denen du im Fall der Kontoüberziehung zugleich auch noch moderate Dispozinsen von unter 12 Prozent zahlst und bei denen die Ausgabe einer Debit- und Kreditkarte inkludiert ist.