Kryotechnik: Wissenschaftler tauen erstmals gefrorenes Gehirngewebe ohne Schaden wieder auf
Wissenschaftler haben es erstmals geschafft, gefrorenes menschliches Gehirngewebe wieder aufzutauen, ohne es zu schädigen. Dafür haben sie selbstorganisierende Gehirnproben gezüchtet, sogenannte Organoide.
Diese wachsen aus menschlichen embryonalen Stammzellen, wodurch die Entwicklung von Neuronen und neuronalen Stammzellen möglich wird. Mit einer speziellen Mischung aus Methylcellulose, Ethylenglykol, Dimethylsulfoxid (DMSO) und der Cyclohexan-Carboxamid-Verbindung Y‑27632 gelang es, dass diese Organoide auch nach dem Auftauen voll funktionsfähig waren. Die Forscher nennen die Mischung Medy.
Verschiedene Gehirnzellen wurden getestet
Die Forscher rund um Zhicheng Shao an der Fudan-Universität in Shanghai haben Medy mit unterschiedlich alten Gehirnzellen getestet. Sie fanden heraus, dass auch nach 18 Monaten des Einfrierens Aussehen, Wachstum und Funktionen der Gehirnzellen erhalten blieben.
Die Forscher vermuten, dass Medy einen Pfad in den Zellen blockiert, der sonst den Zelltod auslösen würde. Die Methode wurde auch an einer Probe von Gehirngewebe eines neun Monate alten Mädchens mit Epilepsie getestet. Das Gewebe war auch zwei Wochen nach dem Auftauen noch aktiv und hat seine Struktur beibehalten.
Ein Schritt in Richtung Kryoschlaf?
Forscher der University of Surrey und der University of Birmingham glauben, dass die Technik zu besseren Untersuchungen der Gehirnentwicklung im Labor für die Gesundheitsforschung führen könnte, wie BGR schreibt.
Die Forschung steht momentan allerdings noch am Anfang. Die nächste große Herausforderung wird es sein, ganze Gehirne einzufrieren und wieder aufzutauen. In ferner Zukunft könnten Astronauten damit in einen Kryoschlaf versetzt werden, wenn sie über lange Zeiträume reisen.
Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Die Forschung wurde im Journal Cell Reports Methods veröffentlicht.