Die Medizin macht immer größere Sprünge durch Bioengineering. Jetzt ist es Forschern gelungen, künstliche Hornhäute zu fertigen, die blinden Patienten das Augenlicht wiedergeben können.
Mit der neu gefundenen Methode sind Blinde, die unter Keratokonus leiden, nicht mehr auf Transplantationen von anderen Menschen angewiesen. Sie wurde in diesem Forschungsbericht auf Nature Biotechnology (via Singularity Hub) veröffentlicht.
Keratokonus und Transplantationen
Bei Patienten, die unter Keratokonus leiden, verliert die Hornhaut an Kollagen, wodurch sie dünner wird und sich kegelförmig verformt. Das führt langsam, aber sicher zu einer Beeinträchtigung des Sehvermögens und eventuell zu Blindheit. Zusätzlich können Bakterien und Pilzinfektionen die Hornhaut schädigen und sich wie ein Film auf sie legen. Dadurch wird das Sehvermögen ebenfalls verringert.
Traditionell wird Keratokonus durch Hornhauttransplantation behandelt. Das setzt allerdings immer einen Spender voraus, wovon es nicht so viele gibt. Außerdem besteht die Chance, dass das Auge die fremde Hornhaut abstößt. Um das zu verhindern, bekommt der Patient Immunsuppressiva für über ein Jahr verabreicht.
Hornhaut wird aus Schweinsleder gemacht
Schwedische Wissenschaftler von der Linköping Universität und dem Unternehmen LinkoCare Life Sciences haben eine Methode entwickelt, Hornhaut aus Schweinsleder zu fertigen.
Die auf den ersten Blick ungewöhnliche Wahl hat zwei Vorteile: Schweinsleder hat eine ähnliche Struktur wie die menschliche Hornhaut und es ist ein Nebenprodukt der Nahrungsmittelindustrie. Dadurch ist das Angebot groß und der Preis günstig.
Den genauen Fertigungsprozess erklärt euch der oben verlinkte Forschungsbericht. Meine Kenntnisse im Bioengineering reichen leider nicht aus, um das hier korrekt und verständlich zu erklären.
20 Patienten erhielten ein Transplantat
In Indien und dem Iran haben Chirurgen solche Hornhäute bei 20 Menschen implantiert. 14 davon waren blind und die restlichen 6 hatten eine Sehbehinderung. Alle Fälle waren durch Keratokonus bedingt.
Nach einer Beobachtungszeit von 24 Monaten konnten die Wissenschaftler keine Komplikationen beobachten. Die Hornhäute der Patienten haben ihre alte Dicke und Form zurückgewonnen. So konnten die vorher blinden Patienten wieder sehen und die Beeinträchtigten hatten ein besseres Sehvermögen.
Auch auf der technischen Seite macht die Medizin immer größere beziehungsweise kleinere Fortschritte in diesem Fall. In den USA haben Mediziner eine absolut winzige Kamera entwickelt, die der Medizin zu großen Sprüngen verhelfen soll.