Schneckenpost statt Express-Versand: Warum diese Online-Shops auf Wunsch langsamer versenden
Wer in Zukunft bei den Schweizer Versendern Galaxus und Digitec bei der Bestellung ein entsprechendes Häkchen für „langsame Lieferung“ setzt, entlastet damit das Logistik-Team, wie die Unternehmen mitteilen. Geliefert wird dann nach Möglichkeit genauso schnell wie sonst, wenn es klemmt aber auch mal einen Tag später. Das sei insbesondere in den Abendstunden sowie an den Montagen, an denen sich die Bestellungen vom Wochenende angehäuft hätten, ein Vorteil, erklärt ein Unternehmenssprecher. Man könne so Kosten sparen, die dann an anderer Stelle sinnvoller einzusetzen seien, heißt es.
All das gilt für die Shops der Gruppe in Deutschland, Österreich und der Schweiz – und ist vergleichbar mit einer Besonderheit, die es bei der Schweizer Post gibt: A- und B-Versand. Während Briefe und Pakete bei der A-Frankierung stets über Nacht ankommen sollen, kann das bei B-Frankierung auch funktionieren, kann aber eben auch einen Tag länger dauern. „Ich glaube an den Erfolg, denn unsere Community hat in den letzten Wochen und Monaten in Dutzenden von Kommentaren ein solches Feature gewünscht“, erklärt Philipp Mahler, der als Product-Owner das neue Shop-Feature mitentwickelt hat. Und er könnte recht behalten.
Schneckenpost: Warum kann Amazon das eigentlich nicht?
Doch warum schaffen es eigentlich andere Händler nicht, ein solches vernünftiges, nachhaltiges und auch im Kundeninteresse sinnvolles Feature anzubieten und etwa alle Teile einer Bestellung in einem Paket zu versenden? Insbesondere der Handelsriese Amazon hat zwar schon vor der Pandemie die Möglichkeit geschaffen, dass Pakete an einem bestimmten Wochentag ankommen, zuverlässig funktioniert das aber gerade angesichts der oftmals wild gesplitteten Lieferungen nicht. Und dann kann es einem passieren, dass an besagtem Tag, an dem man daheim ist, alle Teile einer Bestellung in einzelnen Paketen eintreffen. Nachhaltigkeit sieht anders aus.
Dabei weiß man natürlich auch bei Digitec und Galaxus nicht, wie gut der neue Service angenommen wird. Ein vernünftiges Angebot ist all das aber auf jeden Fall, zumal der Service vor allem die Versandvorgänge der vorrätigen Waren betrifft. Das bedeutet: Ist eine Ware nicht vorrätig, wird sie dennoch so schnell wie möglich beschafft. Ein Problem wird sich allerdings auf diese Weise nur schwerlich lösen lassen: der Flaschenhals vor Weihnachten und anderen Feiertagen.
Dennoch ist die Initiative ein begrüßenswerter Schritt hin zu einer unterschiedlichen Priorisierung des Onlinehandels, in dem bei Weitem nicht alles so eilig und dringend ist, wie es uns Amazon in den letzten Jahrzehnten eingeredet hat (und selbst kaum noch einhalten kann). Es geht dabei nicht nur um Nachhaltigkeit, sondern auch darum, dass die zeitoptimierte Lieferung nicht immer einen echten Mehrwert hat. Und es ist für den Kunden oder die Kundin oft sogar eine Mehrbelastung, wenn alles gestaffelt in Einzelpaketen kommt, was Amazon natürlich mit den unterschiedlichen Versandstandorten begründet.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang aber, das mit den Verbraucher:innen auch abzustimmen oder gegebenenfalls auch mit entsprechenden Incentives zu kommunizieren. Ähnlich wie dies Hotels tun, die im Gegenzug für das Aufräumen des Zimmers nur an jedem zweiten Tag dem Gast Freigetränke oder einen Imbiss in der Bar anbieten.