Der Eigner hinter Lidl und Kaufland überrascht mit einer auf den ersten Blick ungewöhnlichen Akquise. Die Schwarz-Gruppe nimmt 700 Millionen Dollar in die Hand und erwirbt das 2016 gegründete Sicherheits-Startup XM Cyber aus Israel. Schwarz verspricht sich davon mehr Sicherheit im Onlinehandel.
Saturn lässt grüßen: Shopabsicherung ist Top-Priorität
XM Cyber hat sich nämlich auf die Verhinderung von Cyberangriffen spezialisiert. Dazu geht es im Stil eines White-Hat-Hackers vor und simuliert Angriffe, um mögliche Schwachstellen und Lücken in der Sicherheitslage eines Shops aufzudecken. Danach schließen die Security-Experten die zuvor erkannten Lücken – ein Cyberangriff kann damit nicht mehr erfolgreich stattfinden, so der Plan.
Dass das eine gute Idee ist, mussten jüngst die europäischen Onlineshops von Mediamarkt und Saturn schmerzhaft erfahren. Auch Schwarz betreibt mehrere Onlineshops, darunter den großen, von Real übernommenen Kaufland-Marktplatz.
Christian Müller, Chef-IT-Manager bei der Schwarz-Gruppe, will mit dem Kauf der Experten besonders auf die fortschreitende Verlagerung der Umsätze auf Onlinekäufe reagieren: „Der Ansatz, aus Angreifer-Sicht Wege ins Unternehmen zu finden und zu schließen, ist ein zukunftsweisender, zusätzlicher Baustein, mit dem wir unsere Kunden, Partner und uns als Unternehmen schützen.“
XM Cyber sieht vor allem Finanzstärke als Vorteil
Auch XM-Cyber-Chef Noam Erez sieht nur gute Aspekte an der Übernahme: „Für die Kunden von XM Cyber bedeutet dies, dass wir mit der finanziellen Unterstützung von Schwarz in der Lage sein werden, Produktinnovationen zu beschleunigen, zu skalieren und unsere globale Reichweite zu erweitern. Für die Kunden von Schwarz, die kontinuierlich in ihre digitale Produktpalette investieren, ist die Möglichkeit, Lieferanten, Verbraucher und Unternehmen zu schützen, eine wichtige Voraussetzung für die Einlösung des Versprechens der digitalen Transformation“.
Unklar ist, was die bestehende Kundschaft von XM Cyber davon halten wird, dass das Unternehmen jetzt unter die Führung eines Einzelhändlers aus dem Discounter-Segment gerät. Helfen dürfte aber, dass Schwarz dem Unternehmen die Eigenständigkeit belassen will. Auch an den rund 110 Arbeitsplätzen wird sich nichts ändern. Damit dürften bestehende Kunden kaum einen Unterschied merken.