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Analyse

Lieferdienste für Lebensmittel: Der Weg zum Erfolg ist steinig

Lieferdienste für Lebensmittel könnten in Deutschland funktionieren. Doch das Geschäft ist kostenintensiv und skaliert in den meisten Fällen weniger schnell als die kurzatmige Branche sich erhofft. Wo bleibt er denn, der Boom?

3 Min.
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Die Pandemie war für viele Kunden der erste Berührungspunkt mit Lebensmittellieferdiensten. (Foto: Prostock-studio / Shutterstock)

Rewe feiert – etwas verschämt zwar, aber zumindest auf dem Unternehmensblog – das zehnjährige Jubiläum seines Lieferdienstes. Vor zehn Jahren begann immerhin das erste Vorantreiben der Idee mit einem Probebetrieb. Doch auch wenn Drasko Lazovic, Geschäftsführer des Rewe Digital Fulfillmentservice, erläutert, wie man nach und nach professioneller und effizienter in der Bereitstellung und Auslieferung der Waren geworden ist, zeigt sich, dass auch Assets wie die eigene Kommissionierlösung und die Live-Tourenplanung nicht über ein grundlegendes Problem der Lebensmittelzustellung hinwegtäuschen können.

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Denn egal ob Rewe, Bringmeister oder Knuspr – allen Diensten fehlt der Faktor Personal in ausreichendem Maß für ein flächendeckendes Wachstum, das den Kunden in absehbarer Zeit einen Termin zuteilen kann. Denn der Markt könnte boomen, wenn die Anbieter nur beherzt genug (und mit ausreichend Kapital) dafür sorgen würden, dass alle Kunden, die dies wollen, es auch nutzen können.

Selbst Lazovic von Rewe erklärt auch im Jahr 2022 nach zwei Jahren Corona-Pandemie, man befinde sich weiterhin noch im Aufbau. „Allein die letzten 18 Monate haben wir über sieben Lagerstandorte und 1.000 Abholservice-Märkte geöffnet.“ Alarmierend ist aber eher der Nachsatz, man arbeite an einzelnen Standorten auch beim Lieferservice schon profitabel. Denn die letzte Meile bleibt das Problem und Nadelöhr und all das heißt im Umkehrschluss, dass selbst einer der großen Player es nur schwer schafft, Lieferdienste in allen Regionen gleichermaßen mit einem funktionierenden Erlösmodell zu betreiben.

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Jeder 4. nutzte Lebensmittellieferdienste – im Prinzip

Erstaunlich hoch wirkt in diesem Zusammenhang indes eine Zahl aus einer diese Woche veröffentlichten GfK-Studie, die im Auftrag mit Mastercard entstand: 27 Prozent der Deutschen nutzen laut der Studie bereits Lebensmittellieferdienste, ein Drittel davon mindestens einmal pro Woche. Jeder und jede Dritte dieser E-Food-Besteller:innen lässt sich wöchentlich Lebensmittel nach Hause liefern – somit knapp jeder zehnte Haushalt in Deutschland.

Auch wenn es hier natürlich ein starkes Stadt-Land-Gefälle geben wird – viele der Dienste sind ohnehin nur in einzelnen Ballungsräumen gestartet und können aufgrund der logistischen Herausforderung auch nicht problemlos skalieren –, zeigt das, wie viel Potenzial noch ungenutzt bleibt. Denn auf den Geschmack gekommen sind viele, was das Bestellen von Lebensmitteln betrifft, während der Pandemie. Vier von fünf der neuen Nutzer:innen, die Lebensmittel erstmals in der Corona-Pandemie bestellten, bleiben dabei, wie die GfK vorrechnet.

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Doch neben den klassischen Lebensmittelhändlern, bei denen Lebensmittel meist in größerem Umfang Tage im Voraus bestellt werden, gibt es noch die Quick-Commerce-Services von Flink bis Gorillas. Die konnten in einigen Großstädten eher kurzfristige Erfolge feiern. Doch die Kostenstrukturen machen das Geschäft kaum profitabel – nicht für die Startups mit ihren dezentralen Lagern und meist schon gar nicht für die Fahrer. Hinzu kommt, dass viele der Kund:innen so etwas wie einen „Lieferdienste-Scham“ empfinden oder einfach nicht bereit sind, für den damit verbundenen Mehraufwand einen Aufpreis zu zahlen.

Steht eine Konsolidierung der Quick-Commerce-Landschaft an?

Dabei sollen, wie Branchengerüchte sagen, die Gorillas in geschäftliche Schieflage geraten sein, sodass in nächster Zeit ein Verkauf anstehen könnte. Ob wirklich der türkische Mitbewerber Getir das Rennen macht oder andere Investor:innen gefunden werden können, bleibt abzuwarten – es ändert aber nichts daran, dass das Geschäftsmodell noch stärker „auf Kante genäht“ ist als das der klassischen Supermarktketten, die das Liefern für sich entdecken. Und egal wie es mit den Gorillas weitergeht, dürfte es zu Konsolidierungserscheinungen im Markt der Lebensmittellieferdienste kommen. Nicht zum ersten Mal übrigens, wenn man die Entwicklung der Branche in den letzten Jahren Revue passieren lässt.

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Und so kommen die Initiatoren der GfK-Studie zwar zu dem Schluss, dass Corona „mehr als ein Booster“ für den Online-Lebensmittelhandel war – doch viele der Händler lösen ihr Versprechen bestenfalls in einzelnen Ballungsräumen oder regional ein oder verfügen nicht über die möglichen Kapazitäten.

Das ist schade, denn auch im Hinblick auf sich ändernde Arbeitsmodelle und im Sinne der Nachhaltigkeit wäre es sinnvoll, wenn auch deutsche Verbraucher:innen sich flächendeckend Lebensmittel nach Hause liefern lassen könnten. Und es müsste ja nicht unbedingt das ambitionierte Fünfzehn-Minuten-Versprechen der Quick-Commerce-Szene sein, wenn es auch nachhaltiger, aufgrund von Routenplanung günstiger und effizienter ginge.

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