Livestream-Shopping-App: So will Ritzi das Teleshopping modernisieren

Livestream-Shopping zählt zu den aktuell am meisten diskutierten Themen im Bereich E-Commerce. In China und einigen anderen asiatischen Märkten ist das Verkaufen per Stream schon mehr als nur ein Trend. Mit durchschnittlich 50.000 Livestreams und über 260 Millionen Views täglich werden Shopping-Streams in China nach Vorhersagen von Coresight Research dieses Jahr einen Umsatz von 300 Milliarden US-Dollar erzielen.
Doch in Europa gilt das Ganze noch immer als „Next Thing to Come“. Das hat auch damit zu tun, dass in den westlichen Märkten das klassische Shopping-TV seit Jahren besteht und gelernt ist, aber noch nicht wirklich den Sprung in die digitalen Medien geschafft hat. Die App Ritzi, die heute an den Start geht, soll das ändern. Die App bietet teilnehmenden Händlern und Marken die Möglichkeit, ihren ganz eigenen und professionellen Verkaufskanal zu kreieren.
Dabei will Ritzi die Daten und Erfahrungswerte des Live-Shopping in China mit dem Know-how von klassischem TV-Selling verknüpfen. All das soll Marken und Händlern (und natürlich vor allem den Kunden) ein Live-Selling-Erlebnis mit Entertainment und Online-Produktberatung eröffnen. Das intuitive Bedienkonzept soll es Marken ermöglichen, dass Anwender innerhalb kurzer Zeit zu Verkaufsexperten werden und über die Live-Chat-Funktion interaktiv mit Followern verbunden bleiben.
Ritzi: 15 Prozent erfolgsbasierte Provision
Neben zahlreichen Funktionen wie dem eigenen Dashboard und Shopping-Cart gibt es zusätzlich eine Discovery-Option und eine Campaign-Console zum Kreieren eigener Kampagnen und Tutorials sowie einen interaktiven Eventkalender. Jeder User kann seinen Content kreativ gestalten und sich individuell in Szene setzen. Weitere Zusatzfunktionen wie ein Live-Sales-Dashboard und eine multiple Kamerafunktion sind in Planung.
Ritzi-Kunden laden die App – die es zunächst nur für iOS gibt – herunter und melden sich über ihre Mobilfunknummer an, die Zahlungsabwicklung erfolgt über die Payment-Plattform Stripe. Die Finanzierung der Plattform erfolgt ausschließlich erfolgsbasiert über die 15 Prozent Verkaufsprovision. Ein Grundgedanke ist die vollständige Transparenz ohne Sponsorings, Werbung oder dem Verkauf von Daten.
Zum Start gibt’s bis 13. Juni jeweils zwischen 16 und 20 Uhr ausgewählte Verkaufsshows aus dem Beauty- und Fashion-Bereich. Geschäftsinhaber, Manager und Verkäufer präsentieren persönlich Produkte und kommunizieren direkt und in Echtzeit mit ihren Kunden. Wie interaktiv all das sein kann, bleibt abzuwarten – klar ist, dass Kunden mehr denn je die Kombination aus Shopping und Entertainment suchen und dass ein solches Konzept deutlich individueller gestaltet werden kann als klassisches Verkaufsfernsehen.
Ritzi plant Expansion nach Dubai und in die USA
Ob die App, die erst einmal in Deutschland an den Start geht und im Laufe des Jahres auch den Launch für andere europäische Märkte sowie für Dubai plant, chinesische Dimensionen erreicht, ist indes fraglich. Denn dort wird mit im Schnitt 50.000 Livestreams und mehr als 260 Millionen Views täglich nach Vorhersagen von Coresight Research dieses Jahr ein Umsatz von 300 Milliarden Dollar generiert – und das vor allem von einer jungen Zielgruppe.
In der Tat wird die Zielgruppe, die hierzulande auf QVC und HSE setzt, deutlich älter sein als die durchschnittliche Nutzerin von Ritzi, an die sich eine solche innovative Customer Experience richtet. Die Reichweite und Performance von Ritzi soll in den kommenden Monaten ausgebaut werden – mit ambitionierten Zielen, die das Unternehmen aus Bad Honnef erst einmal unter Beweis stellen muss: So soll das Start-Portfolio der Verkäuferplattformen bis Ende dieses Jahres verdoppelt werden und mit rund sieben Millionen Transaktionen und mehr als 700.000 Downloads der App ausgeweitet werden.
Gegründet wurde Ritzi im Oktober 2020 von Kai Stubbe, der nach eigenen Angaben durch die Teilnahme an einer Konferenz im August 2020 im Silicon Valley zum Thema Zukunft der Modeindustrie und der damit im Zusammenhang stehenden Chancen im Bereich Augmented und Virtual Reality auf die Idee kam, Live-Shopping via App nach Deutschland zu bringen. Das Unternehmen ist in Bad Honnef ansässig und beschäftigt aktuell ein Team aus 15 Mitarbeitern zwischen Silicon Valley und Deutschland.
Und die nächste App, die absolui niemand braucht…