Für jede Lightroom-Einstellung eine Taste: Wie Loupedeck Fotobearbeitung schneller machen will
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Frag zwei Fotografen nach ihrem Kamerasystem und die Chance ist groß, dass damit eine Grundsatzdiskussion startet, die nicht gerade kühl wird. Ähnlich ist das bei Gadgets wie dem Loupedeck oder Konkurrenten zur Bildbearbeitung.
Das ursprüngliche Kickstarter-Projekt hat viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Brauchen Fotografen ein solches Gadget? Macht es die Bildbearbeitung in Adobe Lightroom wirklich schneller? Um schon mal ein bisschen vorzugreifen: Es kommt drauf an, vor allem auf den eigenen Workflow.
Loupedeck überzeugt mit Einfachheit
Das Loupedeck kann auf jeden Fall mit seiner Convenience überzeugen. Mit in der schicken Packung befindet sich ein Kärtchen, das auf die Loupedeck-Setup-Website verweist, auf der Nutzer die aktuellste Version der Software herunterladen können. Ist diese installiert, kann das Board per USB mit dem macOS- oder Windows-Rechner verbunden werden und ist direkt einsatzbereit. Der Großteil der auf dem Gerät vorhandenen Tasten ist vorbelegt und daher schon von Werk aus passend beschriftet.
Die Software kommt mit einer schicken Oberfläche, in der sich die benutzerdefinierten Tasten einfach selbst belegen lassen, und sie dient auch mit einem Lightroom-Plugin als Verbindung zum Programm. Das Loupedeck wirkt wie Lightroom-zugehörig, wenn darüber Funktionen ausgeführt werden, da die Meldungen im Programmfenster den Standardmeldungen gleichen.
Per Software lassen sich auf die Tasten P1 bis P8 jeweils zwei Presets legen, zwischen denen mit der FN-Taste umgeschaltet wird. Auch einige andere Tasten haben so zwei Funktionen. Daneben befinden sich auf dem Board auch noch zwei Funktions-Tasten, die beliebig belegt werden können, ebenso wie ein Drehregler.
In der praktischen Arbeit mit dem Loupedeck fällt vor allem positiv auf, dass alle Eingaben ohne Verzögerung direkt in Lightroom angenommen werden. Kein Schieberegler hakt in der Software, und beispielsweise bei der Anpassung der einzelnen Farbregler ist man im Alltag schneller, gerade wenn die umliegenden Farben auch angepasst werden sollen. Mit dem Loupedeck kann Lightroom auch gleichzeitige Eingaben verarbeiten, wenn also beispielsweise an zwei Farbreglern zeitgleich reguliert wird. Durch einen Klick auf einen Regler wird die entsprechende Einstellung wieder zurückgesetzt.
Mit dem Loupedeck lässt sich ein Großteil der Funktionen aufrufen, die sich in der rechten Seitenleiste von Lightroom finden. Wie auf dem Foto oben zu sehen gibt es viele unterschiedliche Tasten, vom Pinsel über den Wechsel von schwarz-weiß zu farbig bis hin zu Pfeil-Tasten oder einem Regler für den Zuschnitt und die Drehung.
Eine praktische Kleinigkeit, die bei der Bedienung auffällt: Wird ein Regler betätigt, dessen Bedienelement in Lightroom gerade nicht im Sichtfeld ist, springt das Programm dorthin, um direkt den Wert am Regler sehen zu können.
Loupedeck muss Kritik bei der Verarbeitung einstecken
An sich ist das Loupedeck solide verarbeitet. Es gibt keine scharfen Kanten und es macht keinen instabilen Eindruck. Es muss sich allerdings, gerade im Preisbereich von knapp 300 Euro, Kritik in Sachen Verarbeitung gefallen lassen. Am deutlichsten fällt der nicht optimale Druckpunkt der Tasten auf. Besonders spürbar wird das bei der Nutzung der Pfeile für die Bildnavigation. Vielfach reagieren diese nicht bei einer gefühlt angemessenen Druckstärke und Lightroom geht nicht zum nächsten Foto. Bei der Benutzung betätigt man die Tasten automatisch mit mehr Kraft, was die Bedienung nicht angenehmer macht.
Die Potis für die Anpassung von Belichtung, Weißabgleich und mehr haben leider ein wenig Spiel und ein ganz leichtes Kratzen beim Drehen. Außerdem könnten sie insgesamt etwas flüssiger laufen. Auch das Drehrad für den Bildzuschnitt hat deutlich Spiel nach rechts und links.
Die wichtigsten Einstellmöglichkeiten haben die Macher bedacht und die Tasten und Regler sind nach der kurzen Eingewöhnungsphase auch intuitiv bedienbar. Wünschenswert wären noch mehr frei belegbare Tasten oder stattdessen die freie Konfigurierbarkeit aller Tasten, wenn für den eigenen Workflow ein Regler nicht ganz so wichtig ist.
Eins sei an dieser Stelle deutlich erwähnt: Das alles ist natürlich meckern auf hohem Niveau. Alle Regler funktionieren und grundsätzlich ist das Loupedeck ordentlich verarbeitet. Bei einem Preispunkt von rund 300 Euro findet man allerdings das ein oder andere Haar in der Suppe.
Arbeitet man im Entwickeln-Modul von Lightroom mit dem Loupedeck, muss der Weg zur Tastatur nur noch selten genutzt werden – komplett bleibt er aber leider nicht aus. Das Loupedeck bietet zum Beispiel keine Möglichkeit, sich über eine Taste die Maske eines Werkzeugs anzeigen zu lassen. Damit wandert nicht nur eine Hand zur Anpassung der Maske zur Maus, sondern auch die zweite noch auf die reguläre Tastatur, um dort die O-Taste zu betätigen.
Gerade im Bibliotheksmodul wäre eine freiere Tastenbelegung praktisch. Im Test sind wir immer darüber gestolpert, dass sich zwar mit den Stern- und Farbtasten wunderbar bewerten lässt, es aber keine Möglichkeit gibt, von der Detail-Ansicht eines Bildes wieder ins Grid zu wechseln. Die Zoom-Taste kann das umgekehrt, möchte man allerdings für einen besseren Überblick wieder zurück, bleibt nichts als die Escape-Taste auf der richtigen Tastatur.
Die Alternativen im Markt können günstiger sein
Das Loupedeck ist nicht der einzige Anbieter einer solchen Hardware. Ebenso bekannt ist das System von Palette Gear. Das funktioniert nicht nur mit Lightroom, sondern auch in anderer Adobe-Software wie Photoshop oder Premiere. Der Vorteil hier ist: Es handelt sich um ein modulares System. Alle Regler lassen sich individuell an das Hauptmodul magnetisch andocken. Ähnlich wie beim Loupedeck werden in der Software dann die passenden Funktionen zugewiesen. Preislich liegt die Palette Gear auf einem ähnlichen Level, hat dann aber weniger Regler. Will man mehr, muss der Griff ins Portemonnaie beherzter werden.
Eine günstige Alternative ist das X-Touch Mini von Behringer*. Große Aufmerksamkeit bekam das Midi-Board durch die beiden Hochzeitsfotografen Nils Hasenau und Manuel Gutjahr, die in ihrem Podcast vom Einsatz berichtet haben. Das nur knapp 70 Euro teure Board lässt sich mit der Software Midi2LR mit Lightroom verbinden und komplett individuell belegen – dank Umschalt-Taste auch jeweils doppelt. Nur selbst beschriften muss man. Wer eine extra Hardware zur Bildbearbeitung ausprobieren möchte, muss hier zumindest nicht so tief in die Tasche greifen und bekommt eine angemessene Verarbeitung für den Preis. Bei einem Test in der Redaktion hat sich auch das Behringer solide geschlagen.
Fazit: Eine Frage des Workflows
Eins ist klar: Gadgets wie das Loupedeck, Palette Gear oder auch das günstige Behringer X-Touch Mini muss man ausprobiert haben und sich darauf einlassen. Denn es ist eine deutliche Frage des Workflows. Der ist bei jedem Fotografen anders und der ein oder andere kann vielleicht mit einem Board nichts anfangen, der andere dafür umso mehr. Die Regler können blind bedient werden, und durch die Anpassungsmöglichkeit der Geschwindigkeit in der Loupedeck-Software erleichtert es einem entweder das Finetuning oder kann mit wenigen Umdrehungen auch schnell Einstellungen mal komplett umkehren.
Insgesamt bietet das Loupedeck ein solides Paket aus Hard- und Software. Es ist unkompliziert in der Einrichtung, versteht sich super mit Lightroom und hat für fast alle gewünschten Funktionen eine Taste parat. Der Preis ist natürlich diskussionswürdig. Für Hobbyfotografen ist es durchaus viel Geld, wer dadurch im Beruf aber deutlich Zeit spart, hat die Investition schnell wieder drin.
Komplett auf Tastatur und Maus verzichten können Fotografen letztlich bei allen Lösungen nicht, bei einer mehr, bei der anderen weniger. Und egal ob Diskussion über Gadgets wie das Loupedeck oder das Kamerasystem: Am Ende kommt es auf das Ergebnis und die eigene Zufriedenheit an – und das ist ganz individuell.
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