Mars-Helikopter Ingenuity: So weit wurde ein Rotorblatt weggeschleudert

Bevor der Helikopter abgestürzt ist, konnte er 72 Flüge absolvieren. (Foto: Nasa / JPL-Caltech / ASU / MSSS)
Die historische Mission des Mars-Helikopters Ingenuity sollte am 18. Januar ein jähes Ende finden, nachdem das Fluggerät sechs Tage zuvor eine ungeplante Landung hatte einlegen müssen. Die Folge: ein kaputter Rotor und ein flugunfähiger Helikopter.
Begleitet hatte der Mars-Helikopter den Rover Perseverance, der sich kürzlich bis auf eine Entfernung von etwa 450 Meter an Ingenuity herangetastet hat. Bei dieser Gelegenheit war es dem Rover möglich, seinen Supercam-Remote-Micro-Imager ein letztes Mal in Richtung des Hubschraubers zu richten und Bilder von der Lage Ingenuitys zu erstellen.
Der Designstudent Simeon Schmauß hat die frei im Internet verfügbaren Bilder, die den Mars-Helikopter in der Umgebung des Neretva-Tals zeigen, verarbeitet und auf Mastodon geteilt. Sie belegen nicht nur ganz deutlich, dass ein Rotorblatt fehlt, sondern auch, dass der weggeschleuderte Teil etwa 15 Meter entfernt von Ingenuity liegt.
Bilder können Erkenntnisse über letzte Stunden des Mars-Helikopters liefern
Die neuen Bilder belegen deutlicher als zuvor, dass ein Rotorblatt vollständig abgebrochen ist. Nachforschungen haben ergeben, dass das Blatt vor oder während der Landung des Fluggeräts weggeschleudert worden war.
Schmauß gibt auf Mastodon eine Einordnung: Auf dem Bild zu erkennen ist das abgetrennte Rotorblatt, das etwas links von der Mitte des Bildes hinter der Sandwelle liegt, auf der Ingenuity sitzt.

Auf dem Bild zu erkennen: Der abgetrennte Rotor liegt links vom Helikopter. (Bild: Nasa/JPL-Caltech/LANL/CNES/IRAP/Simeon Schmauß)
Zweifelsohne können die Bilder dabei helfen, die letzten Momente von Ingenuity zusammenzusetzen und damit zukünftige Konstruktionen fliegender Geräte auf dem Mars robuster zu gestalten.
Rotor liegt etwa 15 Meter vom Helikopter entfernt
Anhand der Aufnahmen lassen sich nun Vermutungen aufstellen, wie die letzten Stunden des Mars-Helikopters abgelaufen sein könnten. Die Verwirbelungen im Sand direkt neben dem Rotor könnten laut Schmauß darauf hindeuten, dass das Teil dort zuerst aufgekommen ist, bevor es schließlich 15 Meter entfernt vom Mars-Helikopter endgültig liegen geblieben ist.

Die Verwirbelungen am Boden könnten darauf hindeuten, dass der Rotor dort zuerst aufgekommen ist, bevor er noch ein Stück weiter geflogen ist. (Foto: Nasa/JPL-Caltech/LANL/CNES/IRAP/Simeon Schmauß CC-BY)
Wie Heise berichtet, war bisher schon klar, dass mindestens zwei Rotorblätter den Boden berührt haben und dabei zu Schaden gekommen sind. Nicht bekannt war, dass eines der Rotorblätter weggeschleudert worden ist.
Nachdem das Fluggerät seinen vorletzten Flug mit einer Notlandung beendet hatte, sollte es eigentlich nur in die Höhe fliegen und sich nicht zur Seite bewegen. Der Helikopter hatte wie geplant eine Höhe von zwölf Metern erreichen können, bevor er nach 4,5 Sekunden in der Schwebe zu sinken begonnen hatte. Einen Meter über dem Boden war der Kontakt abgebrochen, der erst am nächsten Tag wiederhergestellt werden konnte.
Weitere Erkenntnisse durch neue Bilder
Auf Mastodon schreibt Simeon Schmauß, dass durch seine Nachbearbeitungen auch die Schäden am Helikopter selbst sichtbar sind. Ein Rotorblatt ist demnach komplett abgebrochen – die anderen haben beschädigte Spitzen.
Der kurze Flug und der Absturz sind außerhalb des Sichtfeldes von Perseverance vorgefallen. Von der Nasa gibt es noch kein Statement zu den automatisch ins Internet gestellten Bildern.
Ursprünglich sollte der Mars-Helikopter, der 2021 am Bauch des Perseverance-Rovers auf dem Mars gelandet ist, fünfmal abheben. Mit 72 Flügen und 128,8 Flugminuten hat Ingenuity die geplante Technologiedemonstration der Nasa in jedem Fall bei Weitem übertroffen. Der Mars-Helikopter ist außerdem das erste Flugzeug, das einen kontrollierten Motorflug auf einem anderen Planeten durchgeführt hat.