Boomer sind ein paar Minuten zu früh, Verteter:innen der Gen Z kommen gerne mal später ins Meeting – das legt zumindest eine Umfrage unter britischen Beschäftigten nahe. Während 70 Prozent der befragten Babyboomer angaben, wer pünktlich zu einem Meeting erschient, sei damit fast schon zu spät, empfanden 47 Prozent der Gen-Z-Vetreter:innen fünf bis zehn Minuten nach der vereinbarten Zeit noch nicht als großartige Verspätung.
Eine kategorische Regel, dass junge Menschen häufiger zu spät sind, lässt sich daraus allerdings nicht ableiten, denn für 22 Prozent der Gen-Z-Befragten galten die gleichen Regeln wie für die Mehrheit der Babyboomer.
Beauftragt hatte die Befragung mit 1.000 Teilnehmenden die Firma Meeting Canary, die ein systemgestütztes KI-Analyse-Tool für das Verhalten bei Besprechungen herstellt. Die CEO gibt sich vom Umfrageergebnis wenig überrascht.
Mehr Spielraum in der Generation Z?
Meeting-Canary-Chefin Laura van Beers gehört selbst zur Generation Z und erzählt gegenüber Fast Company, wie sie die unterschiedlichen Wahrnehmungen von Pünktlichkeit im eigenen Arbeitsalltag beobachtet hat. Sie sei beispielsweise mit einem älteren Kollegen aneinandergeraten, der im Gegensatz zu ihr immer schon etwas früher zu Meetings erschienen sei.
„Mir macht es eigentlich nichts aus, wenn andere Leute etwas später kommen, aber er ist immer sehr frustriert.“ Die auseinandergehenden Vorstellung anzuerkennen, ist aus van Beers Sicht der erste Schritt, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen.
Mark Beal, Assistenzprofessor für Praxis an der Rutgers University School of Communication, glaubt hingegen nicht an einen grundlegenden Generationenunterschied, was die Pünktlichkeit angeht. Wenn jemand aus der jüngeren Generation nicht pünktlich zu Meetings erscheint, könne das aber an deren Inhalt liegen.
Im Sinne der Effizienz: Kein Respekt vor schlecht organisierten Meetings
„Die Generation Z arbeitet intelligenter, nicht unbedingt härter“, so Beal. Aus seiner Sicht ist die Generation Z „auf eine effiziente und produktive Nutzung ihrer Zeit bedacht“. Seine jetzigen Studierenden seien nicht weniger pünktlich als die Generationen vor ihnen.
Beals These zum gestiegenen Effizienzanspruch greift auch die HR-Beraterin Kate Walker im Gespräch mit Fast Company auf. Zunehmende Unpünktlichkeit könne auch „an den Managern liegen, die schlechte Meetings leiten“, meint Walker. „Warum sich die Mühe machen, pünktlich zu erscheinen? Diese Person ist doch gar nicht organisiert“ – und das Meeting hätte vielleicht auch einfach eine E-Mail sein können.