„Souveränität entsteht im Kopf“, erklärt Constanze Buchheim uns im Gespräch. Die Expertin berät Führungskräfte der Digitalwirtschaft und hilft Gründern, während der Wachstumsphase ihrer Startups passende HR-Strategien zu entwickeln. Dazu zählt auch, das volle Potential der Team-Mitglieder junger Unternehmen zu entfalten. Wir haben mit der Gründerin von I-Potentials darüber gesprochen, auf welche Faktoren es in Meetings ankommt, um souverän und selbstbewusst zu wirken. Und was Arbeitgeber tun können, um vor allem auch das Wissen von Introvertierten einzuholen.
Wie auch Introvertierte sich Gehör in Meetings verschaffen können
t3n.de: Welche Personen haben Probleme damit, sich in Meetings Gehör zu verschaffen?
Constanze Buchheim: Typischerweise melden sich die Extrovertierten und diejenigen, mit starken Antreibern wie Macht-, Status-, oder Anerkennungssucht zuerst und am lautesten. Introvertierte tun das eher selten. Das heißt aber nicht, dass diejenigen Menschen nicht die richtigen Beiträge hätten. Oft sind ihre genauso interessant.
t3n.de: Wo genau liegt deren Problem?
In Deutschland gilt leider noch: „Wer am lautesten schreit, wird gehört“. Daher kommen nach wie vor diejenigen Typen zu Wort, die am stärksten auffallen und sich pro-aktiv einbringen. Introversion ist nur einer der Gründe. Introvertierte Menschen beziehen ihre Kraft aus sich selbst, nicht aus der Interaktion, daher suchen sie sie auch nicht ständig und müssen sich nicht unbedingt einbringen, um ein gutes Gefühl zu entwickeln.
Zusätzlich können aber limitierende Glaubenssätze im Spiel sein. Sätze wie „Ich kann ohnehin keinen guten Beitrag leisten“ oder „Wenn ich etwas Falsches sage, schade ich mir“ schwirren dann in den Köpfen herum. Sie beeinflussen unser Verhalten und Auftreten und führen dazu, dass man lieber vermeidet etwas zu sagen. In der Folge wirkt man auch nicht so, als ob man gehört werden sollte und wird dann gegebenenfalls unbewusst oder bewusst übergangen, obwohl man wichtigen Input liefern kann.
t3n.de: Worauf sollten diese Personen besonders achten?
Wichtig ist es, die Kraft der Gedanken und des eigenen Selbstbewusstseins nicht zu unterschätzen und sich ständig zu hinterfragen, ob man mit solchen „Limiting Beliefs” im Meeting sitzt. Wenn man sie identifiziert hat, gilt es sie zu hinterfragen und dadurch schnellstmöglich abzulegen, denn meist sind diese Glaubenssätze gänzlich irrational. Die Formel für selbstbewusstes, souveränes Auftreten in Meetings und anderen Kontexten ist immer Inhalt plus Tonalität plus Körpersprache – darüber gebe ich dem, was ich sage, die entsprechende Wirkung und werde gehört.
t3n.de: Können sie sich irgendwie im Vorfeld auf ein Meeting vorbereiten?
Souveränität entsteht im Kopf, da unsere Gedanken unser Verhalten und damit auch unsere Körpersprache und Tonalität beeinflussen. Redner sollten also bewusst auch darauf achten, wie sie Dinge sagen, nicht nur was sie sagen. Wer beispielsweise eine selbstsichere Aussage machen will, sollte mit der Stimme am Ende nach unten gehen und nicht nach oben. Die Aussage wird sonst automatisch zur Frage und signalisiert Unsicherheit. Wichtig ist es jedoch, schlichtweg authentisch zu bleiben. Wenn man sich verstellen muss, um eine Rolle zu erfüllen, fühlt man sich oft nicht wohl in der Haut.
t3n.de: Was können Arbeitgeber tun, um Introvertierte abzuholen?
Es ist immens hilfreich, in jedem Meeting einen Moderator zu benennen, der darauf achtet, allen relevanten Gesprächspartnern zu einem Thema auch Gehör zu verschaffen, um das gesamte kollektive Wissen einzusammeln. Außerdem sollten klare Meeting-Regeln aufgestellt werden – beispielsweise, dass man Teilnehmer immer ausreden lassen soll.
t3n.de: Danke für diese Einschätzungen!
Sehr gerne.
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Sorry, aber ich bin in zu vielen Workshops oder Seminaren gewesen, die von so genannten Experten für viel Geld an Firmen verkauft werden, als dass ich das so glaube.
Meine Erfahrung – und da spreche ich momentan auch im Sinne ein paar meiner Kollegen – ist: Wer sich im Leben nicht traut, den Mund aufzumachen, der wird das auch nicht nach ein paar Ratschlägen und kostenlosem Kugelschreiber & Schreibblock schaffen.
In den meisten Fällen ist es der unverrückbaren Einstellung und Mentalität geschuldet, wenn die Duckmäuser „ungehört“ bleiben.
Kein HR-Stratege der Welt macht aus einem Mauerblümchen einen Löwen. Und das soll auch gar nicht so sein, denn gute Ideen können gemeinsam erarbeitet werden, ohne dass sich alle hervortun.
Übrigens: Ein Meeting, in dem nur „die lautesten Stimmen“ gehört werden, ist schlecht geführt/moderiert. Da sollte man ansetzen. Und die Lauthälse haben sicher größere soziale Schwächen als die leiseren.