Die inzwischen 21 Jahre alte Zoe Roth hat am 18. April über die Foundation-Plattform ein Non-fungible Token (NFT) eines Fotos versteigert, das sie im Jahr 2008 zum Star eines Internet-Memes gemacht hatte. 180 Ether war ein Bieter bereit zu zahlen.
Das entspricht rund 485.000 US-Dollar zum Zeitpunkt der Versteigerung. Das Copyright bleibt dabei bei ihr. Verkauft der Käufer das NFT weiter, erhält Zoe erneut zehn Prozent des Erlöses. Das berichtet die New York Times.
Weltbekanntes Meme: Disaster Girl
Das Foto, das Zoe zum „Disaster Girl“ machte, ist eines, dass wohl jeder, der sich schon mal im Ansatz mit Memes beschäftigt hat, gesehen haben wird. Es zeigt die vierjährige Zoe vor einem brennenden Haus. Dabei hat das kleine Mädchen ein leicht bösartiges Lächeln im Gesicht. Das impliziert, sie hätte etwas mit der Katastrophe im Hintergrund zu tun.
In rasanter Geschwindigkeit verbreitete sich das Bild im Netz. Dabei hatten Photoshopper den Kopf des Mädchens freigestellt und ihn auf alle möglichen Katastrophen der Geschichte retuschiert. Fortan grinste Zoe diabolisch zum Untergang der Titanic, zur Vernichtung der Dinosaurier oder zur Detonation der Atombombe in Hiroshima. Kaum eine Katastrophe blieb vom lächelnden Gesicht des „Disaster Girl“ verschont. Eine schöne Übersicht gibt es bei Know Your Meme.
Umstände des Fotos völlig harmlos
Tatsächlich hat das Bild einen deutlich harmloseren Hintergrund. Schon 2005 war das Foto entstanden. Die Roths hatten einen kontrollierten Brand in ihrer Nachbarschaft besucht. Die örtliche Feuerwehr trainierte daran ihre Löschprozesse. Jeder, der wollte, durfte mal den Löschschlauch halten. Die Stimmung war entspannt. Das erklärt auch den fast paradoxen Gesichtsausdruck des Mädchens.
Zoes Vater Dave erkannte das Potenzial des Bildes und reichte es 2007 bei einem Fotowettbewerb ein. Ab diesem Zeitpunkt war die Verbreitung nicht mehr aufzuhalten. Hunderte von Variationen hat Zoe seither über die Jahre gesehen und sich zwar immer wieder über die Kreativität der Menschen gefreut, dabei aber auch einen Kontrollverlust gespürt.
Den Verkauf des Fotos als NFT interpretiert Zoe Roth für sich als einen Weg, die Kontrolle über eine Situation zurückzuerlangen, die ihr schon im Kindergartenalter entglitten war. Jetzt hofft sie, dass ihr in ihrem Leben noch etwas Bedeutendes gelingen möge, damit „Disaster Girl“ wenigstens auf Seite 2 der Suchergebnisse zu ihrem Namen rutscht.
Die Idee, „Disaster Girl“ als NFT zu verkaufen, ist jedenfalls im Wert von fast einer halben Million Dollar bedeutend. Mit dem Geld will Zoe ihr Studiendarlehen zurückzahlen und auch den ein oder anderen wohltätigen Zweck unterstützen.
Das sind NFT
Derweil erfreuen sich die NFT, die Non-fungible Token, weiterhin eines beispiellosen Hypes in der Kryptowelt. Non-fungible, also nicht austauschbare Token repräsentieren – anders als etwa ein Krypto-Coin – ein ganz konkretes Asset und sind damit einzigartig. Lediglich die Technik der Speicherung auf der Blockchain haben sie mit den Währungs-Token gemein.
NFT eignen sich ideal für Assets, von denen es nur eines oder wenige gibt. Das sind derzeit etwa digitale Sammelkarten, Spielecharaktere, virtuelle Landstriche in virtuellen Welten oder die sogenannte Kryptokunst. Es könnten aber auch Personalausweise, Impfpässe oder andere wichtige Dokumente über die Blockchain gespeichert und gesichert werden.
Dass NFT inzwischen im Mainstream angekommen sind, belegt besonders anschaulich die Versteigerung eines NFT-Kunstwerks des Digitalkünstlers Beeple (Mike Winkelmann), die das altehrwürdige britische Auktionshaus Christie’s im März 2021 durchgeführt hatte. Das Werk „Everydays: The First 5,000 Days“ erzielte einen Versteigerungserlös von 69 Millionen US-Dollar und reihte sich damit in die Top drei der teuersten je verkauften Kunstwerke ein – als reine Digitaldatei.