„Blut an meinen Händen“: Whistleblowerin zeigt Facebooks Versagen im Kampf gegen Desinformation

Während Facebook gerade erst neue Regeln aufgestellt hat, um politische Desinformationen vor den anstehenden US-Wahlen einzudämmen, scheint das Unternehmen in kleineren Ländern weniger engagiert zu sein. Das geht aus einem internen Memo hervor, das Buzzfeed News in Auszügen veröffentlicht hat. Das Memo stammt von der ehemaligen Facebook-Mitarbeiterin Sophie Zhang, die als Junior Data-Scientist für das soziale Netzwerk gearbeitet und im Rahmen dieser Tätigkeit auch politische Desinformationskampagnen aus aller Welt aufgedeckt hat.
Laut Zhang dauerte es häufig viel zu lange, bis die Unternehmensführung auf entdeckte Desinformationskampagnen reagierte. In einem Fall reagierte Facebook beispielsweise erst neun Monate nachdem die Facebook-Mitarbeiterin eine gezielte politische Desinformationskampagne in Honduras aufgedeckt hatte. Nach Facebooks Reaktion dauerte es nur zwei Wochen, bis die Kampagne von neuem angeschoben wurde.
Zhang glaubt allerdings nicht, dass hinter den Versäumnissen der Facebook-Führung böse Absicht stecke. Vielmehr sei ein Mangel an Ressourcen und der Umstand daran schuld, dass Facebook vor allem PR-getrieben agiere: Bei Desinformationskampagnen außerhalb der USA und Westeuropa fehle es in aller Regel an einem weltweiten medialen Echo, weswegen solche Kampagnen für die Facebook-Führung auch keine größere Priorität hätten. Zhang gesteht, dass sie selbst Teil des Problems war: „Ich weiß, dass ich Blut an meinen Händen habe“, schreibt die Whistleblowerin.
Regierende mehrerer Länder sollen ihre Bevölkerung über Facebook gezielt manipuliert haben
„In den drei Jahren, die ich bei Facebook verbracht habe, habe ich mehrere eklatante Versuche ausländischer nationaler Regierungen erlebt, unsere Plattform in großem Maßstab zu missbrauchen, um ihre eigene Bevölkerung in die Irre zu führen“, zitiert Buzzfeed aus Zhangs Memo. Unter anderem sollen in Aserbaidschan, Honduras, Indien, der Ukraine, Spanien, Brasilien, Bolivien und Ecuador koordinierte politische Kampagnen dieser Art durchgeführt worden sein.
Zhang wurde mittlerweile entlassen. Laut Buzzfeed hatte sie zuvor angeboten, bis zu den US-Wahlen als unbezahlte Kraft weiterzuarbeiten. Das Memo hat sie intern an ihrem letzten Arbeitstag veröffentlicht. Wie Buzzfeed schreibt, wollte sie damit nicht an die Öffentlichkeit, um Facebooks Arbeit bei der Bekämpfung von Desinformationen im US-Wahlkampf nicht zu gefährden.
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Und obwohl wir wissen, dass Facebook – wenn auch vielleicht unbeabsichtigt – eine massive Gefahr für die Demokratie ist – nutzen wir es weiter.
Ich persönlich bin der Meinung, dass Facebook längst der Betrieb ihrer Plattform untersagt gehört.
Weiterhin bin ich der Meinung, dass sich jeder Websitebetreiber, der auf Facebook als analytischen Unterbau setzt, ebenfalls das gleiche Blut an den Händen kleben hat. Produkte der Firma Facebook zu nutzen bedeutet unweigerlich antidemokratisch zu agieren.
Von der widerwärtigen und völlig gewissenlosen Ausbeutung des Lesers durch Datensammelei mal ganz abgesehen.
Mich würde interessieren wie das Menschen mit Ihrem Gewissen vereinbaren können.