Meta geht gegen Scraping-Firmen vor
Es gab eine Zeit, da war die größte Sorge von Facebook-Nutzer:innen, dass ein unseriöses Partyfoto ihnen eines Tages bei einem Vorstellungsgespräch auf die Füße fallen könnte. Wenn man sich vor Augen führt, was Unternehmen wie Voyager Labs mit den unglaublich reichhaltigen Datensätzen anfangen, die ihnen in sozialen Medien zur Verfügung gestellt werden, kann man darüber nicht einmal mehr müde lächeln.
Das Unternehmen selbst bezeichnet sich als „weltweit führend in KI-basierten Ermittlungsmethoden“. Das bedeutet im Klartext, dass die Firma Daten über konkrete Personen sammelt und diese für Ermittlungen in Bezug auf kriminelle Aktivitäten nutzt, zum Beispiel für das Überwachen einer verdächtigen Person.
Datenprofile stempeln unschuldige Menschen als potenzielle Gewalttäter ab
Allerdings wurden in der Vergangenheit auch Listen mit potenziellen (!) Gewalttätern erstellt und an die Polizei von Los Angeles verkauft. Dass die rein statistisch denkende KI häufige Ursachen für Verbrechen wie Armut, Herkunft und rassistische Unterdrückung nicht bewertet, sondern lediglich als Faktor sieht, ist fatal. Es führt dazu, dass sich zum Beispiel Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe als potenzielle Verbrecher auf dem Radar der Polizei befinden, obwohl sie sich nie etwas zu Schulden haben kommen lassen.
Der Vergleich mit dem dystopischen Film Minority Report und dem dort verhandelten ethischen Dilemma ist hier nicht naheliegend, er drängt sich geradezu auf.
Als Quelle für das als Scraping (engl. Kratzen) bezeichnete, sprichwörtliche Zusammenkratzen von Daten werden laut eines Berichts von The Verge Plattformen wie Facebook, Instagram, Twitter, Youtube und Telegram genutzt.
Voyager Labs sammelte Daten von 600.000 Facebook-Profilen
Laut CNBC gibt Meta an, dass Voyager Labs mehr als 38.000 Fake-Profile erstellt hat, um Profile, Posts, Freundeslisten und Kommentare von 600.000 Facebook-Nutzer:innen zu sammeln und auszuwerten. Rund 60.000 Profile, die im Zusammenhang mit Voyager Labs standen, wurden bisher deaktiviert.
Meta reicht laut einem Blogpost deshalb jetzt Klage beim Bundesgericht in Kalifornien ein. Wer allerdings glaubt, Mark Zuckerbergs Unternehmen habe plötzlich den Datenschutz für sich entdeckt, liegt falsch. Meta klagt auf Schadensersatz, weil sich Voyager Labs an seinen Datensätzen ohne Zustimmung (und Beteiligung) des Social-Media-Konzerns bereichert habe. Das gesamte Vorgehen verstößt laut Meta gegen die Nutzungsrichtlinien.
Scraping wird zunehmend zum Problem
Scraping wird mittlerweile immer mehr zu einem Thema, das die Gerichte beschäftigt. Erst im Dezember 2022 musste das HR-Startup Hiq 500.000 US-Dollar zahlen, weil es auf Linkedin ohne Genehmigung Daten gesammelt hatte.
Allerdings gibt es durchaus Stimmen, die ein Verbot von Scraping kritisch sehen, da auch unter anderem Journalist:innen für nützliche Zwecke auf die Methode zurückgreifen.