Metas Ray-Ban Smartglasses: Die dunkle Seite der KI-Sonnenbrille
Sie kosten zwischen 300 und 400 Euro, sehen auf den ersten Blick aus wie ganz normale Sonnenbrillen und kommen mit einer ganzen Reihe KI-Features: die Ray Ban Smartglasses von Meta.
Um die künstliche Intelligenz das sehen zu lassen, was die Träger:innen sehen, befindet sich vorne eine kleine Kamera, die Fotoaufnahmen macht und in Kürze wohl auch ein Live-Video starten kann. Auf den ersten Blick klingt das erstmal so logisch wie praktisch.
Aber auf Nachfrage des US-Tech-Magazins Techcrunch, ob Meta diese Daten nutzt, um seine hauseigenen KI-Programme zu trainieren, hält sich der Konzern besorgniserregend bedeckt.
Meta über Ray-Ban-Smartglasses-Fotos: „Das besprechen wir nicht öffentlich“
Manchmal ist keine Antwort auch eine Antwort. Im Video-Interview mit Techchrunch weigern sich gleich zwei verantwortliche Meta-Mitarbeiter:innen, klar Stellung zur Verwendung der Daten zu beziehen, die mit den Ray Ban Smartglasses aufgenommen werden.
Anuj Kumar, Senior Director, der die KI-Brille mit entwickelt hat, antwortet auf die Frage, ob Meta die Bilder nutzt, um seine KI zu trainieren: „Das besprechen wir nicht öffentlich“. Auch Meta-Sprecherin Mimi Huggins, die ebenfalls an dem Videocall teilgenommen hat, will keine Angaben machen. „Das ist nichts, was wir in der Regel extern teilen“, so Huggins wörtlich. Auf weitere Nachfrage fügt sie hinzu: „Ich sage weder das eine noch das andere.“
Auch wenn sie offiziell keine genaue Aussage trifft, lässt sich doch mutmaßen, dass die Meta-Sprecherin damit sehr wohl etwas sagt, denn wieso sollte das Unternehmen eine Gelegenheit auslassen, berechtigte und möglicherweise geschäftsschädigende Sorgen potenzieller Smartglasses-Kund:innen auszuräumen?
Das Unternehmen täte gut daran, solche Dinge öffentlich zu besprechen, denn die Datenschutzverletzungen, die durch KI-Brillen zwangsweise entstehen, dürften noch ein großes Thema werden.
Smartglasses schauen in die Intimsphäre der Träger:innen
Getriggert wird der Foto-Auslöser der Kamera nämlich durch simple Sprachfetzen der Anwender:innen, wie zum Beispiel den Ausruf „Look! (Schau!)“. Das heißt, die Brille macht teils auch am laufenden Band Aufnahmen, wenn es von den Träger:innen nicht bewusst gewünscht ist.
Außerdem plant Meta, die Brille auf Kommando einen Live-Video-Stream starten zu lassen, der in ein multimodulares KI-Modell fließt, das dann Fragen zur Umwelt und konkreten Objekten in der Umgebung der Nutzer:innen beantwortet.
So aufregend die Möglichkeiten sein mögen, die diese Option bietet, so verheerend ist sie aus datenschutzrechtlicher Sicht. Meta erhält dadurch spielend leicht Einblicke in Privat- und Intimsphäre der Träger:innen – und weigert sich aber, den Schutz dieser Bilder zu garantieren.
Fehlender Datenschutz bei Smartglasses: Wir alle sind betroffen
Besonders problematisch ist das alles, weil die Smartglasses ja nicht nur Daten über die Träger:innen an Meta liefern, deren Einverständnis zu solchen Praktiken man mit viel gutem Willen vielleicht noch nachträglich konstruieren könnte.
Vor allem filmen und fotografieren die Brillen ja andere Menschen, Kolleg:innen, Gesprächspartner:innen oder völlig unbeteiligte Passant:innen, die zu keinem Zeitpunkt ihre Zustimmung erteilt haben, ihr Abbild für KI-Training oder Sonstiges zur Verfügung stellen zu wollen.
Metas übliche Argumentation zum Datenscraping (und die vieler anderer Tech-Konzerne), es handle sich dabei um öffentlich zugängliche Daten, dürfte hier definitiv nicht greifen.