Von Kunstgalerien über Bars und Casinos bis hin zu einem Minigolfplatz: In Decentraland gibt es unglaublich viel zu entdecken. Nur Spaß will sich dabei partout nicht einstellen. Dabei klingt das Konzept auf dem Papier durchaus reizvoll. Die dreidimensionale Welt von Decentraland kann im Grunde von jedem mitgestaltet werden. Einzige Voraussetzung: Ihr kauft euch vorher ein virtuelles Grundstück. Dafür zahlt ihr mit der Decentraland-eigenen Kryptowährung Mana.
Anschließend könnt ihr nicht nur euer Land bebauen, sondern dürft auch mitbestimmen, wie sich Decentraland als Ganzes weiterentwickeln soll. Inwieweit ein an Vermögen und Grundbesitz geknüpftes Zensuswahlrecht demokratischen Standards genügt, sei mal dahingestellt. Denn letztlich liegen die Probleme von Decentraland ganz woanders.
Decentraland: Langeweile in 3D
Ins Decentraland eintauchen kann jeder über seinen Web-Browser. Theoretisch benötigt ihr nur Metamask oder eine der zwei anderen unterstützten Krypto-Wallets, um einen eigenen Avatar zu erstellen. Wer möchte, der kann auch als Gast das Decentraland besuchen und kann dann sogar ganz auf eine Krypto-Wallet verzichten. So oder so ist die Teilnahme erstmal kostenlos. Das ist gut, denn besonders aufregend ist die 3D-Welt trotz ihrer Vielfalt nicht.
Ein Besuch in einer der vielen NFT-Galerien klingt zwar zunächst interessant, dort angekommen wird aber schnell klar, dass zweidimensionale Kunstwerke eben nicht von der 3D-Welt profitieren. Auf einer Website lassen sich JPG und AVI am Ende eben doch deutlich sinnvoller ausstellen. Auch eine virtuelle Bar, die von der US-Brauerei Miller Lite im Rahmen des Super Bowls in Decentraland eröffnet wurde, funktioniert bestenfalls als Kuriosum. Nach spätestens fünf Minuten ist der begehbare Werbespot erkundet und auch virtuelles Freibier ist kein wirklich überzeugender Grund dafür, auch nur eine Minute länger in der überraschend ranzig gestalteten Kaschemme zu verbringen.
Spiele könnten helfen, doch etwas mehr Spaß im Decentraland zu haben. Aber auch in dem Fall ist das Angebot kaum überzeugend. Zwar findet ihr durchaus unterschiedliche Spielangebote, die erreichen aber bestenfalls das Niveau von billigen Minispielen. Egal, ob es ein Plattformer im Super-Mario-Stil oder eine Partie Minigolf sein soll: Die krude Steuerung erstickt jedweden Spielspaß schon im Ansatz. Dabei hilft es auch nicht, dass Gamepads nur sehr eingeschränkt unterstützt werden. Ihr könnt euren Avatar zwar beispielsweise mit einem verbundenen Xbox-Controller steuern, für die Kamera und alle anderen Optionen benötigt ihr aber weiterhin Tastatur und Maus.
Die einzigen Spiele, die einigermaßen gut funktionieren, finden sich in den geradezu inflationär im Decentraland vertretenen Casinos. Aber selbst da führt hakelige Steuerung schnell zu Frustration.
Bugs und Abstürze sorgen für Frust
Davon mal abgesehen, dass es bei aller gebotenen Kreativität ziemlich langweilig in Decentraland ist, leidet die Plattform auch unter einer Vielzahl von Bugs. Mal versinkt der Avatar bis zur Hüfte im Untergrund, mal können eigentlich interaktive Objekte nicht angeklickt werden, mal gibt es kryptische Fehlermeldungen. Ab und an verabschiedet sich der Browser-Tab sogar vollständig.
Für eine an und für sich kostenlose Plattform mag das völlig okay ein, aber warum sollte man Kryptowährungen – und damit echtes Geld – für Avatar-Bekleidung oder gar Land in Decentraland ausgeben, wenn die dort verbrachte Zeit vor allem zu Langeweile und Frustration führt?
Dass Grundstücke im Decentraland teilweise für Millionen von Euro gehandelt werden, liegt derzeit sicherlich auch daran, dass der anarchokapitalistische Grundgedanke der Plattform bei vielen Kryptojüngern auf Interesse stößt. Damit sich diese Investitionen rentieren, müsste es auf lange Sicht allerdings auch einen Grund für Nutzer:innen geben, dort ihre Zeit zu verbringen. Im Moment gibt es dafür nicht viele.
Da war Second Life ja schon weiter.
Ich verdiene mit ICE Poker auf decentraland ca. 150-200€ täglich, das ist für mich Grund genug um dort täglich herum zu schwirren ;)
Es gibt keine „Miller Lite“ Brauerei. Außerdem wirkt dieses mehrmalige „hach, es war alles so langweilig“ total peinlich. Na klar ist alles langweilig, wenn man zu viel Disney Filme vorher gesehen hat.