#Metoo, #Aufschrei, #niunamenos: Was ist aus diesen Hashtags geworden?

#metoo und #timesup waren auch im Januar 2018 bei einem „Women's March“ im US-kalifornischen San Francisco zu sehen. (Foto: Sundry Photography / Shutterstock)
#metoo, #aufschrei und #niunamenos: Hashtags gehören zum Alltag und sind eine Möglichkeit, Inhalte über Proteste im Netz unter einem Begriff zu sammeln. Die genannten sind nur drei Beispiele für Hashtags, die im Netz von viele genutzt wurden. Sie alle stehen für Frauenrechte und wollen ein Zeichen gegen sexuelle Gewalt setzen. Manche haben weltweite Diskussionen angestoßen, andere sind besonders in einzelnen Ländern oder Regionen bekannt.
t3n hat zehn Hashtags, die in Bezug auf Frauenrechte genutzt wurden und mit sexuellen Übergriffen zu tun haben, gesammelt und informiert euch, was aus den Bewegungen geworden ist.
#aufschrei
Da kommt es her: Der Hashtag ist über Twitter gestartet – und zwar schon 2013. Unter dem Begriff versammelten sich Betroffene von sexistischen Erfahrungen. Angestoßen hatte das Thema damals die Journalistin Laura Himmelreich: Der FDP-Politiker Rainer Brüderle soll ihr gegenüber sexuell übergriffig geworden sein.
Das ist daraus geworden: Der Begriff ist heute noch im Zusammenhang mit #metoo zu finden. Damals hat er in Deutschland eine Debatte über Sexismus ins Rollen gebracht, allerdings hat er nicht zu direkten Handlungen seitens der Politik geführt.
#mystealthyfreedom
Da kommt es her: Nicht über Twitter, sondern über Facebook bekam dieser Hashtag Reichweite. 2014 postete die Iranerin Masih Alinejad ein Bild von sich, wie sie im Iran ohne Kopftuch Auto fuhr – damals lebte sie schon im Exil. Seitdem sammeln sich unter dem Hashtag Bilder von Frauen, die sich nicht an die Kleiderordnung in der islamischen Republik halten.
Das ist daraus geworden: Bei Facebook ist die Seite nach wie vor aktiv. Allerdings sind dort nicht nur die beschrieben Bilder zu finden, sondern auch Videos und weitere Inhalte zu der Lage im Iran. Beispielsweise wurden jüngst Videos in Bezug auf die Giftgasanschläge Ende Februar 2023 an Schulen im Iran geteilt. Dazu gibt es eine aktive Kampagne, die sich gegen den Kopftuchzwang im Iran einsetzt.
#niunamenos
Da kommt es her: #niunamenos bezieht sich auf eine feministische Frauenbewegung in Lateinamerika – sie gilt als die größte in der Region. 2015 soll sie aus Argentinien gekommen sein. „Ni una menos“ bedeutet „Nicht eine weniger“: Damit soll auf die Ermordung von Frauen hingewiesen werden. Unter dem Hashtag demonstrierten 2016 Tausende von Teilnehmer:innen im lateinamerikanischen Raum für Frauenrechte.
Das ist aus ihm geworden: Die Bewegung setzt sich weiterhin für Frauenrechte und gegen patriarchale Machtstrukturen ein, Infos gibt es auf der gleichnamigen Website. Dabei geht es auch um Schwangerschaftsabbrüche. In ihrem Namen finden nach wie vor Proteste in Argentinien, Chile und weiteren lateinamerikanischen Ländern statt.
#notokay
Da kommt es her: Die Bloggerin Kelly Oxford schrieb auf Twitter 2016 über einen sexuellen Übergriff und forderte Frauen auf, Erfahrungen mit sexueller Belästigung und Vergewaltigungen zu teilen. Auslöser waren damals frauenfeindliche Äußerungen vom damaligen republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump.
Das ist daraus geworden: Heute finden sich bei Twitter zu dem Hashtag auch andere Themen, #notokay ist im Vergleich zu der Bewegung #metoo in den Hintergrund geraten. Trump wurde in dem Jahr zum Präsidenten gewählt, 2021 musste er das Amt an Demokrat Joe Biden abgeben.
#metoo
Da kommt es her: Der Hashtag hat in Hollywood Geschichte geschrieben – allerdings nicht als ausgezeichneter Film. „Me too“ wurde augenscheinlich von Schauspielerin Alyssa Milano via Twitter ins Leben gerufen. In einem Tweet rief sie Frauen dazu auf, darunter ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung zu teilen. Sie selbst kommentierte mit „#metoo“. Angetrieben wurde das Thema durch Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen den Filmproduzenten Harvey Weinstein im Oktober 2017. Schon kurz nach der Veröffentlichung des Tweets schrieben Twitter-Nutzer:innen, dass „Me too“ eigentlich auf die Aktivistin Tarana Burke zurückgeht. In China lief die Debatte außerdem unter #RiceBunny, um nicht zensiert zu werden.
Das ist daraus geworden: „Me too“ ist in den Köpfen geblieben und ist untrennbar mit der Filmbranche verknüpft. Weinstein wurde schuldig gesprochen – für mehrere Fälle von sexuellem Missbrauch. Das Urteil: insgesamt 39 Jahre Haft. Außerdem wurden in dem Rahmen mehrere Schauspieler der sexuellen Belästigung beschuldigt und teilweise auch verurteilt. Der Hashtag wird noch heute genutzt, die anfänglich weltweite Debatte ist allerdings zu einem Rauschen im Alltag geworden.
#timesup
Da kommt es her: #Metoo war die Inspiration von #timesup. Der Hashtag kam 2018 auf und wollte sowohl auf sexuelle Belästigung in der gesamten Arbeitswelt aufmerksam machen als auch dafür sorgen, dass #metoo weitergetragen wird. Unterstütz wurde die Aktion von Stars wie Eva Longoria.
Das ist daraus geworden: Das Hashtag konnte zwar in der Reichweite nicht mit seiner Inspiration nicht mithalten, aber die Time Up Foundation besteht weiterhin. Sie hat unter anderem den „Times Up Legal Defense Fund“. Mit dem darin gesammelten Geld sollen Frauen unterstützt werden, die in prekären Jobs arbeiten und von sexueller Belästigung betroffen sind.
#aintnocinderella
Da kommt es her: Der Hashtag geht zurück auf die Inderin Varnika Kundu. Sie wurde 2017 auf dem Heimweg im Auto von einem anderen Wagen verfolgt, das Auto wollte sie zum Anhalten zwingen. Nachdem der Verdächtige nach wenigen Stunden in Haft wieder frei gekommen war und sie den Vorfall via Facebook öffentlich gemacht hatte, äußerten sich auch indische Politiker dazu: Warum sei eine Frau um die Zeit noch draußen? Als Reaktion posteten Frauen unter #aintnocinderella in Anspielung auf das Märchen von Aschenputtel Bilder, wie sich nach Mitternacht ihre Freizeit draußen verbringen.
Das ist daraus geworden: Varnikas Verfolger soll der Sohn des damaligen Vorsitzenden der rechtskonservativen BJP-Partei in Indien gewesen sein und einer ihrer Freunde gewesen sein. Was aus dem Verfahren wurde, ist offen.
#noreasontokill
Da kommt es her: Im Januar 2018 wurde die Russin Tatyana Strakhova von ihrem Ex-Freund umgebracht. Als bekannt wurde, dass es Bilder in Unterwäsche von ihr gibt, wurde ihr eine Mitschuld angedichtet – teilweise wurde gar ihr Ex-Freund, dessen Motiv Eifersucht gewesen sein soll, als Opfer gesehen. Als Reaktion kam das Hashtag #NoReasonToKill auf. Darunter teilten vor allem russische Frauen Bilder von sich, teilweise in freizügiger Kleidung.
Das ist daraus geworden: Der Hashtag erschien in Russland in kyrillischer Schrift (#ЭтоНеПоводУбить), gleichzeitig ist Twitter in Russland mittlerweile gesperrt. Gleiches gilt für andere Plattformen. Bei einer Eingabe in die Suche in dem Netzwerk werden keine Treffer gefunden.
#MahsaAmini
Da kommt es her: Am 13. September 2022 wurde Jina Mahsa Amini in der iranischen Hauptstadt Teheran von der Sittenpolizei verhaftet – der Vorwurf: Sie soll ihr Kopftuch nicht richtig getragen haben. Am 16. September starb sie in einer Klinik, sie war während ihrer Haft in Folge von Gewalteinwirkung ins Koma gefallen. Ihre Eltern veröffentlichen Bilder von ihr im Krankenbett, ihr Tod löst landesweit Proteste gegen das iranische Regime aus. Auf sozialen Netzwerken wurde unter #mashaamini zur Unterstützung der Proteste aufgerufen.
Das ist daraus geworden: Das Regime reagierte mit absoluter Härte auf die Demonstrationen, Todesstrafen wurden verhängt und durchgeführt. Um den Protest ist es im Frühjahr 2023 ruhiger geworden.
#letherlearn
Da kommt es her: Im Dezember 2022 haben die Taliban Frauen in Afghanistan verboten, Hochschulen und Universitäten zu besuchen. Als Reaktion sammelte sich online unter dem Hashtag #letherlearn Widerstand. Besonders Studentinnen zeigen damit ihren Protest gegen das Bildungsverbot.
Das ist daraus geworden: Die große Debatte blieb aus. Der Hashtag fand in den Medien im Vergleich zu #metoo deutlich weniger Beachtung. Auch eine Veränderung konnte dadurch nicht bewirkt werden: Das Hochschulverbot für Frauen in Afghanistan gilt im Frühjahr 2023 weiterhin.