Minecraft-Gamer muss 5 Jahre ins Gefängnis – weil er Gebäude in die Luft sprengte
Der 16-jährige Russe Nikita Uvarov wurde von einem sibirischen Militärgericht wegen „Ausbildung zu terroristischen Aktivitäten“ zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Das hat sein Anwalt Pavel Chikov gegenüber Euronews und Agence-France-Presse via Telegram erklärt.
Jugendliche bauen Gebäude in Minecraft und wollen es „sprengen“
Gemeinsam mit zwei weiteren Jugendlichen soll Uvarov die Sprengung eines Gebäudes des russischen Geheimdienstes FSB vorbereitet haben. Das klingt dramatisch. Der Twist: Es handelte sich bei dem Gebäude um ein rein virtuelles in der Welt des Online-Spiels Minecraft. Das Gebäude war von den drei Jugendlichen zudem noch selbst „gebaut“ worden.
Zwei der drei Jugendlichen wurden von der Anklage freigesprochen, weil sie mit den Behörden kooperierten – nur Nikita Uvarov blieb unbeugsam. „Zum letzten Mal möchte ich vor diesem Gericht sagen: Ich bin kein Terrorist“, sagte Uvarov gegenüber der Zeitung Novaya Gazeta. Verurteilt wurde er dennoch.
Wichtig für den Kontext ist, dass die angebliche Sprengung des virtuellen Regierungsgebäudes Ausfluss eines anderen Vorfalls ist. So waren Uvarov und zwei weitere Personen im Sommer 2020 festgenommen worden, weil sie Flugblätter zur Unterstützung eines Moskauer Mathematikers und Aktivisten verteilt hatten, der wegen Vandalismus vor Gericht stand. Eines ihrer Flugblätter brachten die Drei an einem örtlichen Standort der russischen Sicherheitsbehörde FSB an.
Das rief die Polizei auf den Plan. Nachdem die Beamten die Smartphones der Jugendlichen sichergestellt hatten, fanden sie darauf „Pläne“ zur Sprengung eines FSB-Gebäudes, das die Jugendlichen in dem beliebten Spiel Minecraft, offenbar eigens zu diesem Zweck, „gebaut“ hatten.
Minecraft-Sprengung als „Ausbildung“ gewertet
Das Gericht stufte die geplante Sprengung in der virtuellen Welt als klaren Beweis für die Absicht, auch in der realen Welt Bomben legen zu wollen, ein und bezeichnete das Vergehen als „Ausbildung zu terroristischen Aktivitäten“. Uvarov plädierte auf nicht schuldig und bestritt, im wirklichen Leben etwas in die Luft sprengen zu wollen. Zudem bezweifelte er die Zulässigkeit „präventiver Anklagen“, die es in Russland schon in der Vergangenheit gegeben haben soll.
„Ich möchte einfach nur mein Studium beenden, eine Ausbildung machen und irgendwo weit weg von hier hingehen“, sagte Uvarov der russischen Zeitung Novaya Gazeta. „Ich bitte das Gericht, mir das zu erlauben.“
Fragwürdiges Urteil
Die Verurteilung Uvarovs ist unter rechtsstaatlichen Aspekten natürlich abzulehnen. Ein Verbrechen hat nicht stattgefunden und das Zerstören selbst gebauter virtueller Einrichtungen in einem virtuellen Spiel ist nicht strafbar. Die Annahme, dass der virtuellen Sprengung eine reale folgen werde, ist reine Spekulation und durch nichts belegt. Nach dieser Argumentation müssten alle Gamer, die Ego-Shooter spielen, hinter Gittern landen.
Ältere Leserinnen und Leser wird die ganze Problematik an den Hollywood-Blockbuster Minority Report erinnern, in dem eine polizeiliche Spezialeinheit versucht, künftige Verbrechen vorherzusagen und Täterinnen und Täter zu stoppen, bevor sie das Verbrechen begehen können. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie sich der Plot entwickelt. Uvarov kennt ihn schon…
So gesehen ist Putin natürlich auch ein potentieller Vergewaltiger, denn das Werkzeug hat er dazu.