
Die „Full-Self-Driving“-Beta ist mittlerweile in der Version 10 herausgekommen. (Screenshot: Hyperchange/t3n)
Nachdem sich herumgesprochen hat, dass Teslas „Full Self-Driving“-System (FSD) nicht so sicher ist, wie der Hersteller propagiert, bestätigen Studien diese Einschätzung. So macht eine Untersuchung des Massachusetts Institute of Technology (MIT) deutlich, dass die Aufmerksamkeit der Fahrer beim Einsatz solcher Systeme massiv abnimmt. Die Autor:innen geben auf der anderen Seite zu, keine Maßgabe dafür zu haben, wie viel Aufmerksamkeit beim automatischen Fahren ausreicht, um die Sicherheitsschwelle eines konventionellen Fahrzeugs zu erreichen.
Forscher erfassen jede Blickbewegung des Fahrers
Die Studie stellt klar, dass die Fahrer nach der Aktivierung des FSD weniger auf die Straße schauen und sich mehr auf nicht-fahrrelevante Bereiche konzentrieren. Zwölf und mehr Monate lang hatten die Forscher Teslafahrer mit einem speziellen Erfassungssystem herumfahren lassen und über 800.000 Kilometer Daten gesammelt. Das System sicherte permanent Informationen von Teslas EDR (Event Data Recorder), einem GPS und drei 720p-Kameras. Darüber erfasste es neben Fahrzeugkinematik, Fahrerinteraktion und Standort auch die Körperhaltung und das Gesicht des Fahrers sowie die Sicht vor dem Fahrzeug.
Tesla soll visuelle Verhaltensmuster kontrollieren
Das Fazit der Forscher: Tesla solle etwa das von ihnen entwickelte System zur Überwachung von Augen- und Kopfbewegungen verwenden. Dieses unterstützte nicht nur die bereits vorhandenen Einrichtungen bei der Interpretation „atypischer“ Blicke, sondern könne auch als Benchmark für Sicherheitsauswirkungen automatisierten Fahrens und der Fahreraufmerksamkeit dienen. Bisher prüft Tesla die Aufmerksamkeit über die Bewegungserkennung der Hand am Lenkrad. Andere Anbieter arbeiten mit Autoherstellern zusammen, um kamerabasierte Überwachungssysteme für Nutzer von Fahrassistenzsystemen zu entwickeln. Mit ihnen soll sichergestellt werden, dass die Fahrer aufmerksam bleiben.
Elon Musk wertet künftig Telemetriedaten von FSD-Kandidaten aus
Elon Musk hat anscheinend einen anderen Weg gefunden. Er verkündete, Tesla werde die Telemetriedaten der Autos nutzen, um sicherzustellen, dass die Kunden gute Fahrer sind. Erst dann sollen sie Zugang zum FSD-Beta-Programm erhalten. Die Teilnahme an der FSD kostet momentan mindestens 7.500 Euro. Viele Kunden haben das „volle Potenzial für autonomes Fahren“ schon vor längerer Zeit bezahlt. Tesla plant momentan, ein Abo-Modell einzuführen. Die Software wurde vor Kurzem auf Version 10 aktualisiert. Wer das Paket herunterladen will, muss Musk zufolge gestatten, dass Tesla die Telemetriedaten aus dem Fahrzeug ausliest und durch eine Software bewerten lässt. Der „Versicherungsrechner“ prüft anhand der Sensordaten das Fahrverhalten und gibt die Beta nach positiver Bewertung frei.
Man fragt sich außerdem, was nun eigentlich mit den bereits bezahlten Beträgen passiert. Viele haben haben Elon Musk geglaubt und warten nun seit Jahren auf ein vollautonomes System. Stattdessen müssen sie nun womöglich Komplettüberwachung und allerlei Einschränkungen akzeptieren. Oder sie nutzen das System, für das sie viel Geld bezahlt haben, nicht. Eine weitere Frage: Wird der Zugang nur für die Betaphase begrenzt oder auch darüber hinaus? Erhalten die abgelehnten Bewerber dann eine Entschädigung und dürfen sie vom Kauf zurücktreten? Viele Fragen bleiben offen. Raimund Schesswendter