Der Mittelfinger gewinnt: Hochschule Düsseldorf überzeugt bei der GWA Junior Agency
Es wird geklatscht, der Ton übersteuert kurz wegen des lauten Kreischens: Die Freude beim Siegerteam der 37. Junior Agency der GWA, dem Gesamtverband der Kommunikationsagenturen Deutschlands, ist groß. Das Team der Hochschule Düsseldorf hat sich mit einer bunten Kampagne – mit betontem Mittelfinger – gegen die drei Konkurrenten durchgesetzt.
Bunte Fingernägel gegen Cybermobbing
Für ihren Auftraggeber Got2b sollten die Düsseldorfer:innen eine Kampagne entwickeln, die Schminkprodukte und Nagellacke in den Fokus rückt. Statt auf die Liebe zu den Beauty-Produkten legten die Studierenden den Fokus aber auf das Thema Hass im Netz. So wurde ein bunt lackierter Mittelfinger zum Symbolbild gegen Anfeindungen im Internet. „Wir haben das bewusst gewählt, weil wir nicht die Botschaft senden wollten, dass jemand sich schminken muss“, so Dilara Cekic aus dem Düsseldorf-Team.
Statt Make-up im Gesicht also Nagellack auf dem Finger – als Statement gegen Cybermobbing und um die Beauty-Marke Got2b bekannter zu machen. Eine Idee, die die Jury überzeugt hat: „Vom Research, dem daraus abgeleiteten Insight bis zur Umsetzung stimmte bei diesem Team alles“, lobt Jury-Vorsitzende Britta Poetzsch. Mit dem Sieg gerechnet hatte das Team dabei nicht. „Wir hatten starke Konkurrenz“, sagt Cekic. Beim Hannoveraner Team sei ihnen „das Herz kurz in die Hose gerutscht, die hatten ja ein eigenes TV-Studio aufgebaut“.
Die Hochschule Hannover landete auf dem zweiten Platz. In ihrer Kampagne für den Pumpenhersteller Xylem stellten sie das Element Wasser in den Mittelpunkt: Dessen Verschwendung sollte thematisiert und die Marke Xylem gestärkt werden.
Zuschauende vergeben Publikumspreis per Live-Voting
Auf den dritten Platz kam das Team der Hochschule Darmstadt. Es hatte eine Kampagne für die Bundesregierung entwickelt, um die Themen Toleranz und Demokratie positiv zu besetzen. Zur Kampagne gehören unter anderem Plakate, die Menschen zum Aufschreiben der eigenen Meinung einladen und zum Austausch anregen sollten.
Mit ihrer Idee holten sich die Darmstädter:innen außerdem den Publikumspreis. Ihn vergaben die Zuschauer:innen, die dem Event online folgen konnten und ihre Stimmen per Live-Voting abgaben.
Als viertes Team war die Hochschule Niederrhein dabei – sie sorgten mit ihrer Kampagne bei der Jury für viele Fragen. Mit einem Popup-Store wollten sie die jüngsten Generationen auf Berufe in der Pflege aufmerksam machen. Ihr Auftraggeber war das Seniorenheim Alloheim. Die Jury-Vorsitzende Poetzsch lobte den „mutigen Ansatz“ der Gruppe.
Studierende sollen Kontakte in die Marketing-Welt knüpfen können
Den Nachwuchs-Wettbewerb über eine Online-Präsentation und vorher eingereichten Video-Pitch abzuhalten, ist noch relativ neu für den Junior-Agency-Tag der GWA. Er findet eigentlich zweimal im Jahr statt – einmal pro Semester – und die wochenlange Arbeit der Studierenden sowie der beratenden Agenturen endet mit einem analogen Event, dem Junior-Agency-Tag.
Das war zumindest vor der Corona-Pandemie der Fall. Im Wintersemester 2020/21 hielt die GWA die Junior Agency erstmals online ab. Die Grundidee des Wettbewerbs ist jedoch gleich geblieben: Studierende aus den Bereichen Marketing und Design entwerfen mit der Unterstützung von Agenturen und Lehrenden „Kampagnen für reale Kunden und Herausforderungen“, wie es auf der Website heißt. Die Studierenden sollen über die Junior Agency die Möglichkeit haben, praxisnah zu lernen und können gleichzeitig Kontakte in die Marketing-Welt knüpfen.
Tatsächlich umgesetzt werden müssen die Kampagnen von den Auftraggebern übrigens nicht. Auch was aus der Mittelfinger-Got2b-Idee wird, ist offen. „Die Agentur, die unsere Studierenden begleitet hat, leitet die Kampagne jetzt erstmal an den Auftraggeber weiter“, so Wirtschaftsprofessorin Nikola Ziehe. Sie hat die Düsseldorfer Studierenden während der Junior Agency mit einem Kollegen betreut.
Die jungen Leute überlegen nach dem Sieg erst mal, was sie mit ihrem Preisgeld in Höhe von 800 Euro anstellen. „Wir wollen es nicht aufteilen, sondern auf jeden Fall was zusammen machen“, erzählt Cekic. Zur Diskussion stünden beispielsweise ein gemeinsames Essen oder die Fahrt mit einer Party-Bahn.